Liebe und nette Weihnachtsgrüße werden nur noch per E-Mail oder Whatsapp und Co. an Freunde und Verwandte durch die Welt geschickt? Von wegen! Die gute, alte Schmuckkarte, handschriftlich geschrieben, wird auch heute im digitalen Zeitalter noch verschickt. Besonders beliebt sind selbst gebastelte Karten zum Weihnachtsfest – zumindest, wenn es nach den elf Frauen geht, die kürzlich beim Weihnachtskarten-Basteln von „Leben plus“ Tirschenreuth mitgemacht haben.
Das Angebot fand im Rahmen des „Erzählcafés“ statt. Kursleiterin des Bastelnachmittages war Angelika Sticht. Sie ist 66 Jahre alt, Künstlerin seit gut 30 Jahren und bringt viel Erfahrung im Umgang mit Farben mit. „Angelika hat mir erzählt, dass sie mit Schulkindern malt. Da dachte ich sofort, das können wir für unsere Senioren einführen“, erzählt Quartiersmanagerin Cornelia Stahl. Elf Frauen haben sich letztendlich für den kreativen Nachmittag angemeldet. Für die Aktion räumten Quartiersmanagerin Cornelia Stahl und ihre Mitarbeiterin Janka Hannemann-Mathes die Tische ein wenig um. Die Teilnehmerinnen wurden zuerst mit Kaffee und Adventsgebäck an Stehtischen empfangen.
60 Weihnachtskarten versenden
Dann ging es ans Basteln: Die Seniorinnen bekamen vorgefertigte Schablonen, die Angelika Sticht ausgewählt und vorbereitet hat. Jede Teilnehmerin durfte sich ein Motiv aussuchen. Beim Malen selbst entpuppen sich manche Gäste als wahre Naturtalente. Olga Luft zeigte sich von sich selbst verblüfft. Sie malte mit Aquarellfarben einen bunten Christbaum aus. "Ich dachte nicht, dass ich das so schön hinkriege", sagte sie äußerst erfreut. Luft wird ihre selbst gemalte Karte auf alle Fälle verschicken. Wer ihre Eigenkreation bekommt, weiß sie noch nicht. Sie berichtet von gut 60 Grußkarten, die sie jährlich zu Weihnachten versendet. Weihnachtspost die sie bekommt, hängt Luft wie Kugeln an den Christbaum. "Wenn dann die Kinder und Enkel kommen werden sie vorgelesen." Denn so eine Weihnachtskarte beinhalte ja nie nur den Glückwunsch. Oft berichte der Absender von Neuigkeiten.
Erna Häring ist mit 99 Jahren die älteste Teilnehmerin. Sie sitzt neben Janka Hannemann-Mathes, die ihr beim Malen hilft. Die 99-Jährige freut sich über die Unterstützung und die Unterhaltung beim "Erzählcafé", das diesmal eher ein "Kunstcafé" ist. Keine Karten verschickt Marlen Kuchenreuther. Ihre komplette Familie komme an Weihnachten immer zu ihr. Da müsse sie niemanden extra eine Karte schicken, sagt sie. Die 82-Jährige meldete sich trotzdem zum Bastelnachmittag an. Sie sei auch sonst hier, wenn das "Erzählcafé" auf dem Programm stehe.
In jeder Karte etwas Persönliches
Mit Anfang 40 ist "Leben Plus"-Mitarbeiterin Janka Hannemann-Mathes jünger als die anderen Teilnehmerinnen. Doch auch sie sendet ihre Grüße per Post und nicht per Whatsapp. In dieser Hinsicht sei sie absolut altmodisch, sagt sie lachend. Das Weihnachtskarten-Schreiben habe in ihrer Familie sogar eine lange Tradition. Ihre Schwester Mandy stelle Glückwunschkarten per Handarbeit selbst her, erzählt Hannemann-Mathes.
Auch Quartiersmanagerin Cornelia Stahl nutzt die klassische Art, um Grüße zum Fest an ihre Bekannten und Verwandten zu richten. Und sie und ihr Mann, Bürgermeister Franz Stahl, bekommen ebenso viele Weihnachtskarten zugeschickt. "Die liegen bei uns an Weihnachten beim Christbaum, wo sie immer wieder hergenommen und gelesen werden", erzählt sie. Unter anderem, verrät sie, bekomme ihre Familie immer eine Karte mit einer Geschichte und Gedichten. Die Quartiersmanagerin hebt die Karten als Erinnerungsstücke auf. "In jeder Glückwunschkarte steckt auch viel Persönliches und die Geschichte des Absenders drin."
Kreativität der Senioren wecken
Zum Angebot des Weihnachtskarten-Malen sagt die Kursleiterin, dass so die Kreativität der Senioren geweckt werden soll. Kindermalkurse gebe es haufenweise. Warum also nicht das Gleiche für ältere Leute? "Sicherlich haben einige früher selbst gern gemalt und nun gar keine Gelegenheit mehr dazu", überlegt Sticht. Cornelia Stahl freute sich, dass die Malstunde mit der Künstlerin bestens angenommen wurde. Für sie steht fest: Das Kartenbasteln wird keine Eintagsfliege bleiben. Schließlich gibt es auch noch Ostern und Geburtstage sowie sonstige Anlässe, um selbstgestaltete Glückwunschkarten zu verschicken.
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