Tirschenreuth
08.03.2019 - 14:22 Uhr

Weißes Gold auf dunklem Speicher

Mehr als 6000 Teile Tirschenreuther Porzellans nennt der Förderverein Porzellan- und Kachelmuseum Tirschenreuth sein Eigen. Das meiste davon befindet sich im Depot auf dem Dachboden des Museumsquartiers (MQ).

Harald Fähnrich, Herta Bayreuther, Franz Göhl und Elisabeth Wurm begutachten die beiden Schmuckstücke, die Fähnrich dem Förderverein zur Verfügung stellt. Bild: tr
Harald Fähnrich, Herta Bayreuther, Franz Göhl und Elisabeth Wurm begutachten die beiden Schmuckstücke, die Fähnrich dem Förderverein zur Verfügung stellt.

"Im Winter ist es hier eisig, im Sommer herrscht Bruthitze auf dem Dachboden des MQs", wissen Herta Bayreuther und Elisabeth Wurm vom Förderverein. Über 6000 Teile Tirschenreuther Porzellans lagern im Depot, die meisten davon thematisch und chronologisch einsortiert in zahllose Regale und feinsäuberlich katalogisiert. Jahrzehnte haben die Verantwortlichen gebraucht, um eine Struktur in die Sammlung zu bringen. In der Dauerausstellung, ein Stockwerk darunter, in der Abteilung Porzellan- und Kachelmuseum ist nur ein Bruchteil von den Schätzen ausgestellt, die der Förderkreis sein Eigen nennt.

Stöbern im Depot

Kürzlich überraschte Fördervereins-Mitglied und Heimatforscher Harald Fähnrich seine Mitstreiter mit mehreren großen Pappkartons, die jede Menge Tirschenreuther Porzellan enthalten. „Das ist eine Dauerleihgabe für unser Museum“, sagte er, als er damit ankam. Für ihn und seine Mitstreiter Herta Bayreuther, Elisabeth Wurm und Franz Göhl ein Grund, wieder einmal im Depot zu stöbern. Ein 80-teiliges Service und zwei Pokale kamen beim Auspacken zum Vorschein. Die Pokale sind die wertvolle Teile der Leihgabe. „Etwa 1880, noch vor dem Jugendstil, eindeutig Historismus“, sind sich die Experten einig. Der Maler der beiden Stücke, August Kühn, kommt aus der Verwandtschaft des Spenders, mütterlicherseits. Beim Rest der Lieferung handelt es sich um ein 80-teiliges Jubiläumsservice aus den 1950er-Jahren für dessen Sohn. Die beiden Pokale, die ein wenig aussehen wie Vasen, „haben sicher nie eine Blume beherbergt“, klärt Franz Göhl auf. Sie seien höchstwahrscheinlich rechts und links auf einem Kaminsims als reine Dekoration gestanden. „Drei Generationen lang waren die Porzellane im Familienbesitz“, sagte Fähnrich. Ärgerlich ist es für Elisabeth Wurm, Franz Göhl, Herta Bayreuther und Harald Fähnrich, dass praktisch nichts Schriftliches von der Tirschenreuther Porzellan-Ära übrig geblieben ist. Ein Musterkatalog von 1880, ein, zwei jüngere Kataloge und drei Jubiläumsfestschriften sind alles, auf was die Experten zurückgreifen können. Ihr persönliches Wissen ist es, auf das sich das Depot im MQ stützt.

Inspiriert durch die beiden Pokale von Harald Fähnrich schmieden die vier Depotverwalter gleich neue Pläne. Eine Sonderausstellung mit alten Porzellanen könnte man im Rondell in der Porzellanabteilung im MQ zeigen. Sie stöbern in den Regalen und stellen fest: „Die Unikate reichen locker für eine Präsentation.“ Eine kurze Diskussion und schon steht auch der Titel fest: „Porzellan vom Historismus bis zum Jugendstil – 1860 bis 1905“. Diese Ausstellung soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen.

Wohnungsauflösungen

Immer wieder melden sich Leute, die Porzellan zu Hause haben, und wollen wissen, was die Teile wert sind. Manchmal bekommt der Förderverein auch Porzellan aus Wohnungsauflösungen.

Tirschenreuther Porzellan vom Feinsten: Die zwei Pokale stammen aus der Zeit um 1880. Bild: tr
Tirschenreuther Porzellan vom Feinsten: Die zwei Pokale stammen aus der Zeit um 1880.
Im Depot auf dem Dachboden des Museumsquartiers lagern gut 6000 Teile. Bild: tr
Im Depot auf dem Dachboden des Museumsquartiers lagern gut 6000 Teile.
Elisabeth Wurm vergleicht ein Stück mit einem der wenigen erhaltenen Musterkataloge von 1880. Bild: tr
Elisabeth Wurm vergleicht ein Stück mit einem der wenigen erhaltenen Musterkataloge von 1880.
Das Bild mit dem Malerpersonal von 1913 ist in der Porzellanabteilung im Museumsquartier ausgestellt. Heimatforscher Harald Fähnrich bittet bei der Identifikation der abgelichteten Personen um die Mithilfe der Bevölkerung. Wer einen der Maler erkennt, möge sich mit Fähnrich in Verbindung setzen, unter Telefon 09631/1725 oder auch per E-Mail (<a href=harald.faehrich[at]t-online[dot]de). Bild: tr" title="" width="805" height="446" loading="lazy" decoding="async" class="img-responsive"/>
Das Bild mit dem Malerpersonal von 1913 ist in der Porzellanabteilung im Museumsquartier ausgestellt. Heimatforscher Harald Fähnrich bittet bei der Identifikation der abgelichteten Personen um die Mithilfe der Bevölkerung. Wer einen der Maler erkennt, möge sich mit Fähnrich in Verbindung setzen, unter Telefon 09631/1725 oder auch per E-Mail (harald.faehrich[at]t-online[dot]de).
 
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