Tirschenreuth
03.01.2019 - 13:21 Uhr

Eine weite Reise für eine bessere Zukunft

Die von der Waldsassener Ärztin Dr. Annemarie Schraml gegründete Aktion Feuerkinder hilft vielen in Tansania, in eine bessere Zukunft aufzubrechen. Doch beim letzten Hilfseinsatz muss die OP-Crew auch ein Kind enttäuschen.

Das Team der Aktion Feuerkinder, das sich im November zum 29. Hilfseinsatz nach Tansania aufgemacht hat. Foto: Dr. Annemarie Schraml Bild: exb
Das Team der Aktion Feuerkinder, das sich im November zum 29. Hilfseinsatz nach Tansania aufgemacht hat. Foto: Dr. Annemarie Schraml

Das Team der Aktion "Feuerkinder" war Ende des Jahres 2018 erneut bei einem Hilfseinsatz in Tansania. An nur sieben Tagen wurden fast 50 Operationen, etliche auch doppelseitig, durchgeführt. Zusätzlich behandelte das Team zahlreiche Patienten ambulant.

Schwere Fehlstellungen

"Bei den letzten Einsätzen waren etliche Kinder und Jugendliche mit schweren Fehlstellungen der Beine schon zwei- oder dreimal vergeblich aus großer Entfernung angereist", berichtet Dr. Annemarie Schraml, Kinderorthopädin und Initiatorin des Projekts. Vor allem diesen enttäuschten jungen Menschen wollte das Feuerkinder-Team um Dr. Schraml, Anästhesist Dr. Klaus Schwendner, Orthopäde Dr. Stephan Oehler, OP-Schwester Sabine Bourges-Frei, Medizinstudent Dominic Reinhart und der tansanischen Krankenschwester Grace Ayoo-Küfner diesmal im Nkoaranga-Krankenhaus bei Arusha helfen. Nur 35 Patienten waren vorher informiert worden. Aufgrund der Mund-zu-Mund-Propaganda kamen aber 110 Patienten zur Voruntersuchung.

"Der zehnjährige Samweli, der im Kinderheim Monduli mit Gipsverbänden für die Operation des zweiten Fußes bei schwerstem Klumpfuß vorbehandelt worden war, konnte nicht operiert werden, da er in der Nacht vor der stationären Aufnahme im Schlaf von Ratten an den Zehen angefressen worden war und Wunden hatte, die schlecht heilten", sagt Kinderorthopädin Schraml. So habe der Junge auf den nächsten Einsatz im Februar 2019 vertröstet werden müssen. Die Mutter sei finanziell unterstützt worden, da es sich um eine sehr arme Familie aus dem Stamm der Massai handele, die rund 180 Kilometer entfernt vom Nkoaranga-Krankenhaus in der Steppe lebe.

"Sehr bewegt von den Eindrücken waren die OP-Schwester Margit Schaffler aus Traunstein und der Anästhesiepfleger Gregor Wittmann aus Nürnberg, die ihren ersten Einsatz absolvierten", erzählt Schraml. Mit im Team war diesmal auch Alexander Weiß, Physiotherapeut aus Mitterteich, der die derzeit sehr knapp besetzte Physiotherapeutische Abteilung des Usa River Rehabilitation Centre unterstützte und auch die operierten Patienten im Krankenhaus betreute. Er brachte ihnen nach den zum Teil komplexen Operationen die Teilbelastung des jeweils operierten Beines bei. Die finanzielle Situation des Krankenhauses habe sich auch Dank der im März 2018 eingeweihten digitalen Röntgenanlage deutlich verbessert, so Schraml. Die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - besonders der sieben, die im Juni zur Hospitation in Nürnberg waren - sei enorm groß.

Großes Kopfzerbrechen bereiten dem Feuerkinder-Team allerdings die neuen, sehr restriktiven Bestimmungen zur Einfuhr medizinischer Materialien nach Tansania. Umso überraschter und höchst erfreut sei man gewesen, dass das Team am Flughafen von Bischof Elias Kitoi Nasari und dem District Commissioner empfangen wurde.

"Derzeit sind in Tansania keinerlei Kunststoff-Gipse zu erwerben und deshalb mussten schon vor Monaten Klumpfußbehandlungen und Nachversorgungen auch in den lokalen Klumpfußeinheiten abgebrochen werden", berichtet die Kinderorthopädin.

Diakon kennengelernt

Vorgestellt hat sich auch der für die sogenannte Dorfarbeit vorgesehene junge Diakon aus Faradja, der ab 1. Januar 2019 den Dienst beginnen und Ansprechpartner für Hilfsbedürftige sein wird. Dank der modernen Medien in enger Zusammenarbeit und Absprache mit Dr. Schraml. Vorab war Geld für seinen Lohn und die laufenden Kosten für die Unterstützung sehr armer ehemaliger Patientinnen und Patienten sowie Studenten des Usa River Rehabilitation Centre bereitgestellt worden.

Sehr hilfreich seien auch wieder die Mützen, Socken und Decken gewesen, die Frauen in Mitterteich ("Flotte Nadeln"), Tirschenreuth, Konnersreuth, Neunkirchen und Freiburg gestrickt hatten. "Denn obwohl Sommer ist, kühlt es nachts deutlich ab und Kinder verlieren gerade über den Kopf Wärme", gibt Dr. Schraml zu bedenken.

Fast fertiggestellt ist das kleine Häuschen für die Familie von Upendo Mollel. Die junge Frau hat im Usa River Rehabilitation Centre eine Ausbildung zur Schneiderin absolviert und kann durch Nähen von vor allem Schulkleidung ihr eigenes Leben finanzieren und zum Unterhalt der achtköpfigen Familie beitragen. Ein Beispiel für die Zielsetzung der Aktion Feuerkinder: dass behinderte Kinder und Jugendliche laufen, in die Schule gehen, einen Beruf erlernen können und so mit eigener Kraft aus der Spirale der Armut gelangen.

Info:

Deshalb ist das Feuerkinderprojekt bei den wachsenden Anforderungen weiterhin auf Spenden angewiesen.

Spendenkonto:

Kontoinhaberin: Stiftung Hilfen für Tansania

Bankverbindung: Evangelische Bank eG

IBAN: DE09 5206 0410 0003 5099 82

Stichwort: „Spende Aktion Feuerkinder

Christian nach Korrektur eines X-Beines. Bild: exb
Christian nach Korrektur eines X-Beines.
Peter Bild: exb
Peter
Dr. Annemarie Schraml, Kinderorthopädin und Initiatorin der Aktion Feuerkinder, mit ihrem Patenkind Annemarie. Foto: Dr. Annemarie Schraml Bild: exb
Dr. Annemarie Schraml, Kinderorthopädin und Initiatorin der Aktion Feuerkinder, mit ihrem Patenkind Annemarie. Foto: Dr. Annemarie Schraml
Der kleine Christian mit seiner Mutter, die rund 1200 Kilometer anreisten, um sich von Dr. Annemarie Schraml und dem Team behandeln zu lassen. Foto: Dr. Annemarie Schraml Bild: exb
Der kleine Christian mit seiner Mutter, die rund 1200 Kilometer anreisten, um sich von Dr. Annemarie Schraml und dem Team behandeln zu lassen. Foto: Dr. Annemarie Schraml
Mützchen auch für Neugeborene. Bild: exb
Mützchen auch für Neugeborene.
 
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