Die Vorbereitungen für den zweiten Teil der Corona-Antikörper-Studie im Landkreis Tirschenreuth laufen auf Hochtouren. Bis Mitte November soll alles bereit sein. Probleme, genügende Teilenehmer zu finden, werden die beiden Studienleiter Dr. Ralf Wagner von der Universität Regensburg und Dr. Klaus Überla vom Universitätsklinikum Erlangen nicht haben. Denn fast alle, die schon in der ersten Runde mitgemacht haben, sind wieder dabei.
Mitte des Jahres hatten sich über 4200 Einwohner im Landkreis an der vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie „Prospektive Covid-19-Kohorte Tirschenreuth“ (TiKoCo19) beteiligt und ihr Blut auf die Anwesenheit von Sars-CoV-2 spezifischen Antikörpern untersuchen lassen. "Dank der überwältigenden Teilnahme der Tirschenreuther Bevölkerung konnten bereits wichtige Ergebnisse zur Ausbreitung von Sars-CoV-2 im Landkreis Tirschenreuth in der ersten Jahreshälfte gewonnen werden", schreiben die beiden Professoren in einer Mitteilung.
Nur jede fünfte Infektion erfasst
Bei der Erstuntersuchung wiesen 8,6 Prozent der Teilnehmer Antikörper gegen Sars-CoV-2 auf. Somit gehen die Experten davon aus, dass auf der Grundlage des gängigen Virusnachweises lediglich etwa 20 Prozent der Infektionen im Frühjahr und Frühsommer dieses Jahres im Landkreis erfasst wurden.
4173 Landkreis-Bürger haben nun in den vergangenen Tagen wieder Post erhalten, in der die beiden Studienleiter um erneute Mitwirkung bitten. „Unbemerkte Infektionen nach der Urlaubszeit und die aktuell stark ansteigende Zahl neuer Infektionen lassen vermuten, dass inzwischen der Anteil der Bevölkerung mit Antikörpern gegen Sars-CoV-2 weiter gestiegen ist. Diesen Zuwachs an Neuinfektionen wollen wir möglichst umfänglich erfassen. Für Teilnehmer, die bei der Erstuntersuchung bereits Antikörper gegen Sars-CoV-2 hatten, wollen wir feststellen, wie lange diese Antikörper vorhanden sind und ob es möglicherweise unbemerkt zu Zweitinfektionen gekommen ist. Damit können wir auch wichtige Hinweise erhalten, ob eine durchgemachte Sars-CoV-2-Infektion vor einer erneuten Infektion oder Erkrankung schützt,“ so die Professoren.
Freiwillige Teilnahme
Mit der Einladung zu der Folgeuntersuchung erhalten die ausgewählten Einwohner Hintergrundinformation zur Studie sowie einen Kurzfragebogen, der die Interpretation der Studienergebnisse unterstützen soll. Das Blut wird wieder in drei Zentren, die das Bayerische Rote Kreuz (BRK) einrichtet, zwischen 16. und 27. November (jeweils 16 bis 20 Uhr) abgenommen: Tirschenreuth (Turnhalle St. Peter, St.-Peter-Straße 38), Wiesau (Mittelschule Wiesau, Schulstraße 6) und Waldeck (Alte Schule Waldeck, Alte Straße).
Die Teilnahme ist auch diesmal freiwillig. Wenn gewünscht, erhalten die Probanden ihren Befund der Antikörperuntersuchung im Anschluss an die Analyse. Auf diese Weise erfahren sie auch, ob sie sich seit der letzten Blutabnahme mit Corona infiziert haben und ob im Rahmen der ersten Blutabnahme festgestellte Antikörper noch nachweisbar sind.
Wie funktioniert Antikörper-Gedächtnis?
„Heute lässt sich nicht gesichert sagen, inwieweit Sars-CoV-2-spezifische Antikörper vor einer erneuten Infektion oder Erkrankung schützen können oder wie effizient unser Sars-CoV-2-spezifisches Antikörper-Gedächtnis funktioniert,“ werden die beiden Wissenschaftler zitiert. Diese Studie könne einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung dieser Fragen leisten und wichtige Informationen liefern, wie sich gesundheitspolitische Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung auf die Anzahl der Neuinfektionen auswirken.
Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Die Ergebnisse aus der ersten Testrunde haben uns wichtige Einblicke in die Dynamik und Dunkelziffer des Infektionsgeschehens im Frühjahr und Frühsommer dieses Jahres gewährt." Angesichts der aktuellen Infektionszahlen seien Studien wie ‚TiKoCo19‘ und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse unglaublich wertvoll. "Sie helfen uns, das Virus besser zu verstehen, und dienen als wichtige Ratgeber für politische Entscheidungen während der Pandemie.“
Der Einladung an die Teilnehmer der Erstuntersuchung liegt ein Schreiben des Landrats Roland Grillmeier bei, in dem er erneut um Unterstützung der Studie bittet. „Je mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Runde eines der Testzentren zu einer erneuten Blutabnahme aufsuchen, desto weitreichender und robuster werden die Erkenntnisse sein, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen der ‚TiKoCo19‘-Studie ziehen können.“
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