(bjp) Es war fast eine Revolution, die das bayerische Löschwesen im späten 19. Jahrhundert erlebte: An die Stelle der oft mäßig ausgestatteten und ausgebildeten Pflichtfeuerwehren traten vielerorts Feuerwehrvereine, die sich den Grundsätzen der Freiwilligkeit, einer straffen Organisation und des Ehrenamts verpflichtet wussten. So schlug auch in der Gemeinde Preißach am 12. November 1893 die Geburtsstunde einer Freiwilligen Feuerwehr.
„42 beherzte Männer“ nennt Johann Dobmann respektvoll die Gründerväter in seiner 1974 verfassten Chronik. Das Kirch- und Schuldorf Burkhardsreuth, das in vieler Hinsicht eine Mittelpunktfunktion für die Gemeinde einnahm, wurde Namensgeber und Heimat des Vereins. Die Vorstandschaft, an deren Spitze Hauptlehrer Karl Zwengauer als Vorsitzender sowie Kommandant Josef Baumann und Adjutant Georg Neukam standen, musste sich zunächst um ein zweckmäßiges und zeitgemäßes Rüstzeug kümmern.
So ersetzte eine moderne Handdruckspritze mit 200 Metern Schlauch ab 1895 die unzulängliche Feuerlöschmaschine der einstigen Gemeindewehr. Insgesamt investierte der Verein die damals stattliche Summe von 2000 Mark in eine gediegene Grundausstattung. Diese Anschaffungen wären ohne die finanzielle Schützenhilfe der Gemeinde und übergeordneter Behörden sowie ohne „Zuwendungen und Spenden von Gönnern und Freunden“, darunter dem Fürsten von Thurn und Taxis, kaum möglich gewesen, blickte Chronist Dobmann dankbar zurück.
1898 beschloss die Gemeinde überdies den „sofortigen“ Bau eines „Feuerlöschmaschinenhauses“ in Burkhardsreuth, zu dessen Nachfinanzierung sie sechs Jahre lang einen Bieraufschlag von 60 Pfennig je Hektoliter erhob. Nachdem sich die junge Wehr technisch und personell konsolidiert hatte, fehlte noch eine repräsentative Fahne, die der aus Burkhardsreuth stammende Amberger Prälat Georg Blößner zur 20-Jahr-Feier am 6. Juli 1913 weihte. Die Kastler Nachbarwehr übernahm die Patenschaft.
Eine Episode der „Hitlerzeit“ blieb die 1936 vom Landesfeuerwehrverband verfügte Umbenennung in „Freiwillige Feuerwehr Preißach“, um den Namen der als „öffentliche Feuerwehr und Polizeivollzugsorgan“ anerkannten Wehr an den der Gemeinde anzugleichen. 1947 erwarb der Verein die erste Motorspritze, wobei er die offenbar noch gut in Schuss befindliche Spritze von 1895 in Zahlung gab. 1962 folgte eine neue, stärkere Motorspritze, und 1967 zog das erste Einsatzfahrzeug in das neue Gerätehaus ein, das die Wehr ein Jahr zuvor, am 26. Juni 1966, eingeweiht hatte.
Leider erwies sich dieses gebraucht erworbene Gruppenfahrzeug als nicht leistungsfähig genug, so dass die Gemeinde 1974 ein Löschfahrzeug mit schwerem Atemschutzgerät und Funkanlage anschaffte. 2001 wurde es von einem „gebrauchten neuen“ Löschgruppenfahrzeug abgelöst, das heuer seinerseits nach insgesamt 33 Dienstjahren in Parkstein und Burkhardsreuth Platz für ein neues „High-Tech-Fahrzeug“ macht. Zwischenzeitlich hatte die Feuerwehr 1987 ihr Gerätehaus erweitert, 1996 erstmals zwölf Frauen in die aktive Wehr aufgenommen und zur 100-Jahr-Feier 2013 ihre Fahne restaurieren und erneut segnen lassen.
„Nebenbei“ bereicherte der gut 170 Mitglieder zählende Verein den Veranstaltungskalender seiner Gemeinde um manche Tradition wie den Rosenmontagsball, den Emmausgang und den Florianstag, den die drei Trabitzer Wehren seit 2000 im jährlichen Wechsel organisieren.
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Doppelt gefeiert hält besser
Streng genommen ist die 125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Burkhardsreuth ein Doppeljubiläum: Denn zu ihrem „Claim“ gehört auch Pichlberg, das ebenfalls seit 1893 über eine eigene, von 20 Männern gegründete Freiwillige Feuerwehr verfügte. Als Pichlberg 1972 mit der Gemeinde Preißach (ab 1978 Trabitz) vereinigt wurde, ging seine Feuerwehr am 20. Juli 1972 in der Burkhardsreuther Wehr auf, blieb aber als Stützpunkt mit eigenem Feuerwehrhaus und Tragkraftspritzenanhänger erhalten. Ein neues Gerätehaus löste 1981 das alte Spritzenhaus von 1904 ab.
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Das Programm
Was erwartet die Besucher des Jubiläumsfestes zum 125. Gründungstag der Feuerwehr Burkhardsreuth? Den Auftakt setzt am Freitag, 8. Juni, ab 20 Uhr die „Nacht der Tracht“ mit Musik der „Stoapfälzer Spitzbuam“ und Vorstellung der Festdamen. Am Samstagabend, 9. Juni, ab 20 Uhr kommen die Freunde der Musik der Neunziger- und 2000er-Jahre mit Musik von „DJ James“ aus Speinshart und des deutschlandweit bekanntesten 90er-Jahre-DJ-Duos „Mütze Katze“ aus Berlin auf ihre Kosten.
Das Sonntagsprogramm beginnt mit dem Kirchenzug um 8.30 Uhr und dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche ab 9 Uhr. Danach trifft man sich zum Frühschoppen. Die musikalische Begleitung übernimmt die Stadtkapelle Eschenbach. Ebenfalls am Vormittag treffen Feuerwehrfahrzeug-Oldtimer-Freunde aus der ganzen Umgebung ein, um ihre „Schätze“ den ganzen Sonntag lang zur Schau zu stellen. Eine Rundfahrt der roten Veteranen ist ebenfalls eingeplant.
Der Festzug der Vereine und Organisationen, der um 13.30 Uhr beginnt, wird die Segnung des neuen Löschfahrzeugs umrahmen. Ein von der Musikkapelle Dießfurt begleiteter nachmittäglicher Festbetrieb schließt sich an. Mit einem Festabend zu Musik der Pressather Musikanten ab 19 Uhr klingen der Sonntag und das Festwochenende aus.













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