Vor allem die Zukunft des Trabitzer Kindergartens lockte viele ins Zessauer Gemeinschaftshaus – und rief lebhafte Diskussionen hervor. Wie sich die Gemeinde und der künftige Träger „Learning Campus“ (LC) die Zukunft der Kindertagesstätte vorstellen, beschrieben LC-Geschäftsführer Benjamin Zeitler und Bürgermeisterin Carmen Pepiuk im Detail. „Wir wollen bewahren, weiterentwickeln und um innovative Akzente bereichern, was an diesem Kindergarten bereits an Gutem verwirklicht wird“, hielt Zeitler als Grundsatz fest. Hierbei greife man auch auf die Erfahrungen zurück, die LC in 15 Jahren pädagogischer Arbeit und insbesondere in den seit 2017 aufgebauten Waldkindergärten in Eschenbach und Weiden gesammelt habe.
Die dort gebotene natur- und umweltpädagogische Heranführung der Kinder an einen „ökologisch verantwortungsvollen“ Umgang mit der Natur finde großen Anklang und solle deshalb auch eine der Säulen des pädagogischen Konzepts für eine „Kindertagesstätte mit Alleinstellungsmerkmal“ werden, kündigte Zeitler an. Völliges Neuland betrete man dabei nicht, sondern knüpfe an die Tradition der Trabitzer „Waldkindergarten-Wochen“ an, wobei LC eigene Anlagen im Eschenbacher Waldkindergarten und im Hessenreuther Wald nutzen könne.
Weitere Bausteine der naturpädagogischen „Säule“ könnten Gemüsebeete auf dem Kita-Gelände sein, die von den Kindern gepflegt würden, sowie Bauernhofbesuche und Elemente „tiergestützter Pädagogik“: „Wir wollen die positive Wirkung von Tieren auf die Kinder nutzen: Kinder lernen Verantwortung zu übernehmen, Zuneigung zu Tieren aufzubauen und all dies in Sozialkompetenz umzumünzen.“ Hierfür, so Zeitler, könnten Alpakas, Hasen oder Ziegen auf dem Kindergartengrundstück gehalten werden.
„An ‚kindergartenfreien‘ Tagen würden sich die Jugendlichen aus der Betreuungseinrichtung im Meierhof um die Tiere kümmern“, merkte der Referent an. Auch Aspekte „handlungsorientierter“ Erziehung flössen in das Kindergartenkonzept ein: „Das bedeutet vor allem, die Kinder zu selbständigem Handeln anzuhalten, zum Beispiel bei der Vorbereitung von Projekten zu den christlichen Festen.“ Auch in dieser Hinsicht leiste der Kindergarten schon jetzt vielerlei, woran man anknüpfen könne. „Wir brauchen das Rad also nicht neu zu erfinden.“
Im Rahmen des räumlich Möglichen sollten die Mädchen und Buben auch mit dem Zusammenhang zwischen dem Anbau von Garten- und Feldfrüchten und der Essenszubereitung vertraut gemacht werden: „Das von ihnen angebaute Gemüse könnte dann auch im Rahmen entsprechender Projekttage im Kindergarten zubereitet werden. Auch den Weg vom Korn zum Brot sollen sie unmittelbar kennenlernen – hierfür können wir auf unseren Brotbackofen zurückgreifen.“ Auch dies trage dazu bei, den Respekt vor Natur und Nahrungsmitteln zu schulen. Schließlich lege LC Wert auf eine Heranführung der Kinder an Schule und soziales Umfeld, etwa durch Besuche bei Schulen, Kirchen, Vereinen und weiteren Einrichtungen wie Feuerwehr, Polizei, Arztpraxen oder Museen. (Weiterer Bericht folgt)
Funktionell und finanzierbar
Den vom Gemeinderat befürworteten Bauplan für einen Kindergarten mit zwei Krippengruppen für je zwölf Kinder bis zu drei Jahren und zwei Kindergartengruppen für je 24 drei- bis sechsjährige Kinder erläuterte Bürgermeisterin Carmen Pepiuk. Das jetzige bauliche Konzept sei ein in langwierigen Diskussionen zwischen Gemeinde, Pädagogikdienstleister „Learning Campus“ (LC) und der für Zuschüsse zuständigen Regierung der Oberpfalz ausgehandelter „funktioneller und finanzierbarer“ Kompromiss.
Die Baukosten würden auf rund 3,5 Millionen Euro geschätzt, doch seien 2,1 Millionen Euro an Fördergeldern aus „FAG-Mitteln“ des Freistaats und dem bayerischen Sonderinvestitionsprogramm für Kinderbetreuungseinrichtungen bereits zugesichert. Derzeit verhandele Pepiuk zudem mit der Regierung über die Gewährung von Städtebaufördergeldern. Als „modern, kinderfreundlich und multifunktionell“ lobte auch LC-Geschäftsführer Benjamin Zeitler den Gebäudeplan: „Nicht alles Wünschenswerte war auch finanziell machbar, und der jetzige Plan trägt keine LC-typischen Züge mehr, sondern setzt pragmatisch die behördlichen Vorgaben um. Aber wir sind zuversichtlich, hier etwas Besonderes zu schaffen, das weit über Trabitz hinaus ausstrahlen wird.“
Christliche Werte bleiben wichtig
„Dieser Kindergarten hat seinen Platz in einem kirchlich geprägten Umfeld, und nur weil er nicht mehr von der Kirche getragen wird, heißt das nicht, dass christliche Werte und kirchliche Feste an Bedeutung verlieren werden: Die christlichen Festtage werden gefeiert, und wir werden mit den Kirchengemeinden zusammenarbeiten“, versicherte „Learning Campus“-Geschäftsführer Benjamin Zeitler in der Bürgerversammlung.
„Wir wollen die Kinder werteorientiert erziehen, und elementare Werte sind für uns Toleranz und Offenheit. Das schließt die Offenheit gegenüber Kirche und Glauben ein“, stellte Zeitler klar. Selbstverständlich werde auch das Kreuz seinen Platz im neuen Kindergarten erhalten. Zuvor hatte Versammlungsbesucherin Katharina Pamler an die künftigen Träger appelliert, „die traditionellen Werte auch weiterhin zu vermitteln“ und das Erziehungskonzept nicht mit Ambitionen und Innovationen zu „überladen“.
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