„Ich wünschte mir oft, dass wir etwas stolzer auf uns und unsere Heimatregion wären“, gab Landtagsabgeordneter Tobias Reiß beim CSU-Bürgergespräch in der Trabitzer „Alten Säge“ zu verstehen. Die Oberpfalz stelle ihr Licht zu sehr unter den Scheffel, mehr Selbstvertrauen sei angebracht.
Dass sich die Region Selbstbewusstsein erlauben könne, zeige schon die unternehmerische Vielfalt: „Viele Unternehmer könnten auch anderswo investieren, aber sie wissen, dass sie hier zuverlässige und fleißige Mitarbeiter finden.“ Ihm und seiner Partei liege an einer weiteren Stärkung der Nordoberpfalz, etwa durch einen verbesserten öffentlichen Personennahverkehr. So könnte ein Anrufsammeltaxinetz nach dem Vorbild des im Kreis Tirschenreuth bewährten „Baxi“ auch im Kreis Neustadt verwirklicht werden: „In München investiert man Milliarden in die zweite S-Bahn-Stammstrecke – um wie viel günstiger wäre eine ÖPNV-Verbesserung im ländlichen Raum, für die die nötige Infrastruktur, die Straßen, ja schon vorhanden ist.“
Für solche regionsstärkenden Projekte hoffe man nicht zuletzt auf Rückendeckung von Ministerpräsident Markus Söder, ließ der Pressather CSU-Stadtrat Martin Schmidt anklingen: „Als Nordbayer ist er so ziemlich der erste Regierungschef, der sich als Ministerpräsident für ganz Bayern versteht.“ Nachdrücklich betonte Tobias Reiß, dass nicht nur Söder, sondern auch die CSU-Fraktion, deren parlamentarischer Geschäftsführer er ist, an einer Politik „für das ganze Land“ im Interesse „gleichwertiger Lebensverhältnisse“ interessiert seien: „Unsere Fraktionssitzungen laufen lebhaft ab, weil die Abgeordneten von den Dienstfahrten in ihre Regionen viele Anliegen mitbringen. Unsere Terminkalender sind mit solchen Besuchen prall gefüllt, und so ist es auch gut.“
Hiervon habe auch ihre Gemeinde profitiert, merkte die Trabitzer Bürgermeisterin Carmen Pepiuk mit Blick auf die erhöhte Förderung des Meierhof-Umbaus an, für die sich Reiß stark gemacht habe: „Du rennst dir für uns die Hacken ab.“ Ganz allgemein seien die Zeiten der „Abwanderungsregion Oberpfalz“ vorbei, schätzte Reiß: „Dieses Gebiet wird noch eine enorme Entwicklung erleben.“ Dafür sorge schon die immer kostspieligere Lebensführung in den Großstädten: „Die Frage, ob es sich in München oder bei uns besser lebe, würden viele heute gewiss anders beantworten als vor etlichen Jahren.“
Zur Sprache kamen in der angeregten Diskussion auch Grundsatzthemen wie die Familienpolitik. Der CSU liege weiterhin daran, die Wahlfreiheit der Familien zwischen häuslicher Kindererziehung und Nutzung externer Betreuungsangebote zu fördern, bekräftigte Tobias Reiß: „Wir polemisieren nicht über ‚Rabenmütter‘ oder ‚Herdprämien‘, sondern sagen: jede Familie soll selbst entscheiden.“ In der Agrarpolitik wolle man „konventionelle“ Landwirte und „Bio-Bauern“ nicht gegeneinander ausspielen und setze auf „Förderprogramme statt Verbote“.
Der CSU einen „Rechtsruck“ zu unterstellen, sei abwegig: „Wir pflegen eine solide demokratische Gesinnung auf einem gefestigten programmatischen Fundament, das uns von der AfD mit ihrem wenig konkreten Programm und vielen zweifelhaften Thesen unterscheidet.“ Martin Schmidt prophezeite seiner Partei dennoch einen schweren Stand: „Wenn Angela Merkel, Horst Seehofer oder das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium unglücklich agieren, dann ist die Stimmung im Volk so, dass alle eure Leistungen und die wirksame Politik in der Region das nicht mehr ausgleichen können.“
Trabitz. (bjp) Eine Koalition der CSU mit den Grünen könne er sich schwer vorstellen, merkte Landtagsabgeordneter Tobias Reiß beim CSU-Bürgergespräch in Trabitz an: „Das Gesellschaftsbild, die familien- und agrarpolitischen Vorstellungen sind den unsrigen teilweise völlig entgegengesetzt.“ Ein Bündnis mit der AfD, die irgendwann „ihre Maske fallen lassen“ werde, sei erst recht nicht anzustreben: „Ich selbst bin unter dem Eindruck rechtsextremistischer Rudolf-Hess-Gedenkdemonstrationen in Wunsiedel der CSU beigetreten, weil es mir bei diesem Anblick eiskalt den Rücken hinunterlief.“
Tobias Reiß meint: „Viele Unternehmer könnten auch anderswo investieren, aber sie wissen...", daß die Oberpfalz als Billiglohnland im Vergleich zu anderen Bundesländern (z.B. Baden Württemberg) gilt. Beim viel propagierten Heimatgedanken (gleiche Lebensverhältnisse in Bayern) hat die CSU bisher versagt.
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