Die frühere Gaststätte „Memory“ – ursprünglich das im 18. Jahrhundert erbaute Verwaltungsgebäude für die einstigen Erzgruben und Hammerwerke des Klosters Speinshart – werde bis zu zehn Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 18 Jahren aus prekären Familiensituationen beherbergen. Diese, so erklärte Müller, würden von fünf bis sechs sozialpädagogischen Vollzeit-Fachkräften betreut und lebten in „wohngemeinschaftsähnlichen Verhältnissen“: „Hier wird es beispielsweise keinen Koch geben, sondern die Jugendlichen werden ihre Speisen selbst zubereiten.“ In der Regel seien sie in Einzelzimmern untergebracht, doch gebe es auch zwei Doppelzimmer. Der nahe Bahnhof erlaube den Besuch regulärer Schulen in der Umgebung. Alles in allem könne der Meierhof als „eine der schönsten Jugendhilfeeinrichtungen“ in weitem Umkreis gelten, die in ihrer Art eine Vorreiterrolle einnehme.
Die Jugendlichen würden auch zur Mitarbeit an anderen LC-Einrichtungen wie dem „Ökoprojekt Köhlerhütte“ im Hessenreuther Wald motiviert, merkte der Sozialpädagoge an. Zudem baue man auf die Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen, namentlich der Spielvereinigung: „Dort hat man auch schon viel für die Integration der in Trabitz wohnenden Flüchtlinge geleistet.“ Müllers Geschäftsführerkollege Benjamin Zeitler ergänzte, dass die Ausstattung der Räume noch im Gange sei: „Die künftigen Bewohner werden in den nächsten Wochen und Monaten in Absprache mit Jugendämtern aus der Nordoberpfalz und Oberfranken ausgewählt.“ Sein Fazit: „Was wir heute hier sehen, hätte man sich vor fünf Jahren kaum vorzustellen gewagt.“
Den Segen Gottes für die künftige Jugendbetreuungseinrichtung, deren bahnhofseitiger Westflügel einen auch als Trauungszimmer dienenden Seminarraum der Gemeinde beherbergt, erbaten der katholische Pfarrer Edmund Prechtl aus Pressath und sein evangelischer Kollege Hartmut Klausfelder aus Neustadt am Kulm. Dieses Haus möge „Menschen, die besonders der Hilfe bedürfen“, Schutz und Geborgenheit bieten, aber auch ein Ort der Begegnung für die Gemeinde sein und so recht vielen „Menschen zum Segen werden“, wünschte Prechtl.
Als Segenszeichen und Schmuck hatten die Geistlichen ein Glaskreuz mitgebracht. Das Kreuz, so Pfarrer Klausfelder, versinnbildliche das von Jesus gegebene „Doppelgebot der Liebe“, das auch die pädagogische Arbeit im Meierhof prägen solle: „Der Querbalken steht für die Nächstenliebe, der Längsbalken für die Liebesbeziehung zwischen Gott und Menschen.“ Kinder und Jugendliche zu betreuen, erfordere „eine Liebe, die einiges aushalten kann“, und Christen dürften hierbei „auf die Kraft dessen vertrauen, von dem alle Liebe kommt und der selbst die Liebe ist: Gott“.
Im Anschluss an die Einweihungsfeier stand der Meierhof zur Besichtigung offen: ein Angebot, das viele Bürger gern annahmen, die sich durchweg beeindruckt von dem liebevoll renovierten Gebäude mit seinen gemütlichen Jugendappartements zeigten. Dass dabei manche Erinnerung an vergangene Zeiten wach wurde, als das Haus als Vertriebenen-Notunterkunft, Gaststätte oder Discothek diente, verstand sich von selbst.














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