Trausnitz
05.10.2022 - 12:14 Uhr

Erinnerung an die letzte Ritterschlacht: In Trausnitz wird Geschichte lebendig

Vor 700 Jahren wurde der Habsburger Friedrich der Schöne nach verlorener Schlacht als Gefangener auf die entlegene Burg Trausnitz gebracht. An dieses Ereignis erinnern die Trausnitzer mit einem szenischen Spiel vor der Burg.

„Wenn im Burghof die Fanfaren schmettern läuft es einem eiskalt über den Rücken“: So wie dieser Trausnitzer Bürgerin geht es vielen, die vor 25 Jahren dabei waren, als im Burghof der letzte Vorhang der „Trausnitzer Burgfestspiele“ fiel. Viel zu tief sitzen die Erinnerungen an diese erlebnisreiche Zeit, in der nahezu ganz Trausnitz seine Geschichte spielte.

13-jähriger Bruderzwist

Heuer jährt sich zum 700. Mal der Jahrestag der Schlacht bei Erharting/Mühldorf/Ampfing am 28. September 1322, in welcher der13-jährige Bruderzwist zwischen den Herrscherhäusern Wittelsbach und Habsburg sein vorläufiges Ende nahm. Dieses geschichtsträchtige Ereignis hinterließ nicht nur in Trausnitz seine Spuren. Auch an den drei Orten der letzten großen Ritterschlacht wird die Erinnerung an dieses Ereignis noch heute lebendig gehalten.

So konnte es nicht ausbleiben, dass der Erhartinger Verein für Brauchtumspflege den Kontakt zu Trausnitz suchte mit dem Anliegen, diesen Jahrestag auch gebührend zu begehen. In Trausnitz stießen sie auf offene Ohren. Wie immer, wenn es in Trausnitz um geschichtliche Belange der Burg geht, sind die Dienste von Karl Lang und Helmut Zimmerer gefordert. Beide waren als Hauptorganisatoren die treibenden Kräfte der Burgfestspiele und sind dies auch heute noch.

Karl Lang, der sich als Autor von Bühnenstücken und einem Kinderbuch bereits einen Namen gemacht hat, setzte die Übergabe des Gefangenen in Szene. Die Ritter des Erhartinger Vereins für Brauchtumspflege überführten den gefangenen Friedrich nach Trausnitz und übergaben ihn dem Burgherrn Weigand von Trausnitz. Auch viele Trausnitzer öffneten ihren Kleiderschrank und stülpten sich ihre mittelalterlichen Kostüme aus der Festspielzeit über. So entstand ein farbenprächtiges Bild, welches das Mittelalter lebendig erscheinen ließ.

Sicherlich wurde im Jahre 1322 der gefangene Friedrich im Stillen und ganz geheim nach Trausnitz gebracht, schließlich durfte niemand wissen, wo der unterlegene König gefangen gehalten wird. Zum 700. Jahrestag wurde der König allerdings mit Pauken und Trompeten empfangen. Der Fanfarenzug aus Tännesberg gehört einfach zur Geschichte von Trausnitz und ist ein unverzichtbarer Bestandteil. Die Historiker werden den Trausnitzern diese geschichtliche Abweichung sicherlich nachsehen.

Feier in der Burg

Nachdem Vitzthum Weigand den Gefangenen in die Turmkammer gesperrt hatte, galt es das Ereignis gebührend zu feiern. Leider spielte das Wetter nicht mit, so musste die Feier in die Kemenate der Burg verlegt werden. Die Erhartinger bedankten sich für die erwiesene Gastfreundschaft mit dem eigens gebrauten Rittertrunk der örtlichen Brauerei.

Im nächsten Jahr feiern die Erhartinger an vier Tages dieses geschichtliche Ereignis mit einem Ritterlager, verbunden mit einer Schlachtfeldwanderung. Auch in Trausnitz werden Überlegungen angestellt, den Jahrestag des Trausnitzer Friedens, der am 13. März 1325 in der Versöhnungskapelle von Trausnitz zwischen den beiden Königen geschlossen worden ist, gebührend zu feiern. Man darf gespannt sein, zu welcher Art der Feier sich die Trausnitzer entschließen. Das Drehbuch und die Rollenhefte der Burgfestspiele liegen griffbereit in den Schubladen.

 
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