Trausnitz
18.04.2021 - 15:20 Uhr

Marode Trinkwasserversorgung schlägt hohe Wellen

Die Verdoppelung des Wasserpreises und der marode Zustand des Leitungsnetzes sind neben Corona die beherrschenden Themen in der Gemeinde Trausnitz. Jetzt geht es darum, wie die Wasserversorgung zukunftssicher gemacht werden kann.

Die jüngste Verkeimung des Trinkwassers wurde im Hochbehälter in Woppenhof festgestellt. Sie steht in keinem Zusammenhang mit der Keimbelastung des Tiefbrunnens. Bild: bnr
Die jüngste Verkeimung des Trinkwassers wurde im Hochbehälter in Woppenhof festgestellt. Sie steht in keinem Zusammenhang mit der Keimbelastung des Tiefbrunnens.

Die Wasserversorgung der Gemeinde durch den Zweckverband Glaubendorfer Gruppe liegt seit einiger Zeit im Argen. Kaum ist ein Wasserrohrbruch beseitigt, sprudelt das kostbare Gut an anderer Stelle schon wieder aus der Erde. Genauso verhält es sich mit der Qualität: Eine Abkochempfehlung folgt der nächsten. Da kommen bei den Bürgern berechtigte Zweifel auf, und die Gerüchteküche brodelt. Damit die Diskussion wieder auf einem Stand geführt wird, der die Tatsachen widerspiegelt, hat der Gemeinderat den Vorsitzenden des Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Glaubendorfer Gruppe zur jüngsten Sitzung eingeladen.

Bürgermeister Richard Tischler aus Pfreimd, der dieses Amt im vergangenen Mai von seinem Vorgänger Johann Müller übernommen hat, informierte das Gremium über den aktuellen Stand des Zweckverbandes. Dabei galt es nichts zu beschönigen oder zu verharmlosen. "Die Situation ist ernüchternd und niederschmetternd", so das erste Resümee des Verbandsvorsitzenden. Er führte dies auf drei Umstände zurück: Leitungen zu alt, Netz zu lang, Abnehmer zu wenig. Ein Leitungsnetz von 27,3 Kilometern versorgt knapp 400 Haushalte. Der Zweckverband Glaubendorfer Gruppe wurde 1959 von den damaligen Gemeinden Glaubendorf und Woppenhof gegründet. Seit 1979 nimmt die Stadt Pfreimd die Geschäftsführung des Zweckverbandes wahr. Die Struktur des Verbandes gliedert sich in 969 ordentliche Mitglieder und 1233 Wassergäste. Diese verteilen sich auf Ortsteile des Marktes Wernberg-Köblitz, der Stadt Pfreimd, die Gemeinde Trausnitz, dem Markt Luhe-Wildenau und dem Markt Leuchtenberg.

Verband in roten Zahlen

Der Jahresverbrauch liegt bei rund 160 000 Kubikmeter wovon 56 Prozent die Wassergäste abnehmen. Ein Unterschied zwischen Mitgliedern und Gästen liegt darin, dass bei den Mitgliedern sich die gesamte Infrastruktur bis zum Hausanschluss im Besitz des Zweckverbandes befindet, bei den Wassergästen nur bis zu den Übergabeschächten der Kommunen. Die rechtliche Abwicklung haben die einzelnen Gastkommunen durch separate Wasserlieferverträge geregelt, die ganz unterschiedlich ausgestaltet sind. Als öffentliche Einrichtung ist der Zweckverband verpflichtet kostendeckend zu arbeiten. Bis zum Jahr 2017 ist dies auch ziemlich gut gelungen. Dann ist der Brunnen eins ausgefallen und der Brunnen zwei musste die Förderung der gesamten Wassermenge übernehmen.

Pfreimd12.03.2021

Als zu Beginn 2020 auch im Brunnen zwei eine Verkeimung festgestellt worden ist, musste die Wasserförderung völlig eingestellt und das gesamte Trinkwasser von der Marktgemeinde Wernberg-Köblitz bezogen werden. Jetzt änderte sich auch die finanzielle Situation des Zweckverbandes grundlegend. Anstelle Wasser zu verkaufen, musste jetzt Wasser zugekauft werden. Der Verwaltungshaushalt stieg innerhalb eines Jahres von 316 000 Euro auf 568 000 Euro. Noch deutlicher war der Anstieg im Vermögenshaushalt. Dieser stieg von 42 000 Euro im Jahr 2019 auf annähernd 500 000 im Jahr 2021. Rasch waren die Rücklagen verbraucht und der Zweckverband muss im kommenden Jahr mit 260 000 Euro ins Minus gehen.

Kostet viel Geld

Eine Verbesserung sollte der Einbau einer UV-Anlage erbringen damit der Brunnen wieder ans Netz gehen kann. Erst nach einigen Startschwierigkeiten lief die Anlage einigermaßen zufriedenstellend. Kaum waren die Mängel abgestellt folgte der nächste Rückschlag. Im März wurde im Hochbehälter in Woppenhof eine Verkeimung festgestellt. Es folgten Reinigung, Desinfektion, Abkochverordnung. Nach vier Wochen gab das Gesundheitsamt die Anlage wieder frei. Doch bereits zwei Wochen später wurde an gleicher Stelle erneut eine Verkeimung festgestellt. Das ganze Prozedere begann von vorne. Jedes Mal ist dies mit hohen Kosten verbunden.

Momentan werden die Leitungen gechlort und das Wasser muss weiter abgekocht werden. Bürgermeister Tischler hofft, dass bis zum Monatsende wieder Normalität herrscht. Doch wie geht es weiter? Aufschluss soll ein Struktur- und Sanierungskonzept geben, das der Zweckverband in Auftrag gegeben hat. Vordringlich ist jedoch die Sanierung des Brunnens zwei, die mit 557 000 Euro veranschlagt ist. Die Gebührenerhöhung deckt zwar die laufenden Kosten, für künftige Investitionen ist aber kein Betrag einkalkuliert. Um alles Notwendige finanzieren zu können, ist eine Erhebung von Verbesserungsbeiträgen unausweichlich. Dazu müssen auch die Wassergäste mit herangezogen werden.

Die künftige Versorgung mit Trinkwasser und auch die Abwassergebühren sind das zentrale Thema der Bürgerversammlung der Gemeinde Trausnitz, die am Donnerstag, 22. April, um 19.30 Uhr im Pausenhof der Grundschule stattfindet.

 
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