Triebendorf bei Wiesau
07.03.2019 - 13:19 Uhr

Ärger über "Schlammschlacht"

Die Triebendorferinnen Rita Schäfer und Manuela Thoma sind sich einig: "Wir wohnen im derzeit hässlichsten Dorf des Landkreises." Die "Schlammschlacht" kreiden sie der Gemeinde Wiesau an.

Rita Schäfer (links), ihre Tochter Manuela Thoma (Dritte von links) und deren Kinder Raphael, Neele, Sophie und Philipp können bei Regen das Haus nur noch mit Gummistiefeln verlassen. Bild: ubb
Rita Schäfer (links), ihre Tochter Manuela Thoma (Dritte von links) und deren Kinder Raphael, Neele, Sophie und Philipp können bei Regen das Haus nur noch mit Gummistiefeln verlassen.

Zwar wurde von der Gemeinde eine Dorferneuerung in Aussicht gestellt. Aber bis dahin, befürchten Rita Schäfer und ihre Tochter Manuela Thoma, "versinken wir hier im Schlamm". Das Anwesen der Familie auf einer Anhöhe hat keine asphaltierte Zufahrtsstraße. Der Weg hinauf wird arg strapaziert von Witterungseinflüssen und Bauhoffahrzeugen, die immer wieder die alte Mülldeponie oberhalb anfahren, klagt die Familie. Schlaglöcher, tiefe Furchen und Schlamm bis in die Einfahrt hinein seien an der Tagesordnung, so Manuela Thoma.

"Sie müssen mal die Schuhe meiner Kinder und mein Auto anschauen." Da müsse man sich schämen. Rita Schäfer erzählt von ihrem 60. Geburtstag. Da habe es geregnet. "Meine Gäste stiegen aus ihren Autos und standen im Schlamm." Sie habe sich dafür entschuldigen müssen. "Da muss man zur Arbeit extra saubere Schuhe mitnehmen", ärgert sich die 35-jährige Manuela Thoma, die heftig wettert, sie müsse bei starkem Regen zudem ständig den Schlamm mit der Schaufel aus der Einfahrt räumen. Mehrmals habe man die Gemeinde um Abhilfe gebeten. "Aber es passiert nie was!"

Dieser Tage hat Rita Schäfer im "Neuen Tag" gelesen: "Wiesau wird bunt." Blumenwiesen für Bienen habe Bürgermeister Toni Dutz versprochen. "Soll ich vielleicht zur Blumenwiese fahren, mich hinsetzen, diese bewundern und dann wieder heim zu meiner Schlammhölle?", schimpft die vierfache Mutter. Vorrangig sei doch ein sauberes Dorf. Was nütze eine Blumenwiese, wenn Triebendorf im Schlamm versinke.

Wie ein rotes Tuch

Der Hinweis auf die Dorferneuerung Triebendorf hat für Rita Schäfer und Manuela Thoma die Wirkung eines roten Tuchs. Die erste Begehung liege zwei Jahre zurück. Da passiere doch die nächsten zehn Jahre nichts, vermuten sie. "Und was hat die regelmäßige Instandhaltung der Straßen damit zu tun?" Thoma spricht den desolaten Zustand des ganzen Dorfes an. "Wenn es regnet, stehen die Kinder früh beim Warten auf den Schulbus im Dreck. Wir sind hier doch nicht in den Ostblockstaaten. Das hier ist ein bayerisches Dorf." Und da könne man auch verlangen, dass es entsprechend hergerichtet werde. Zumal Gemeindearbeiter regelmäßig mit ihren Lastwagen raufkommen, um Bauschutt, Astwerk und Abraum in die alte Mülldeponie ein Stück weiter oben zu schütten. Das strapaziere den Weg zusätzlich.

Staubwolken

"Im Sommer ersticken wir in Staubwolken, wenn die hier rauffahren", so Thoma. Aber sobald man was sage, "kommt von der Gemeinde das Totschlag-Argument Erschließungskosten". Rita Schäfer und Manuela Thoma fragen sich, warum die Gemeinde für Triebendorf kein Geld in die Hand nehme. "Aber für den Nordgautag, für Blumenwiesen und für das alte Bahnhofgebäude ist genug da." Kein Dorf im Landkreis Tirschenreuth sei derart verwahrlost wie Triebendorf. Hier wolle man offensichtlich nichts tun, werfen die Frauen der Gemeinde vor.

Bürgermeister Toni Dutz verweist im Gespräch mit Oberpfalz-Medien auf die Dorferneuerung und zeigt sich bei der Nachfrage zu den Vorwürfen der beiden Frauen aus Triebendorf erstaunt. Er habe erst vor einer Woche mit Rita Schäfer gesprochen, als er bei Nachbarn zum Geburtstag gratuliert habe. Bauhofleiter Michael Klarner sei dabei gewesen.

Maßnahmen zugesagt

Und vorher sei Carina Czurda (zweite Tochter von Rita Schäfer, die ebenfalls auf der Anhöhe wohnt) bei ihm im Rathaus gewesen. Man habe Maßnahmen zugesagt. Aber es sei in Triebendorf bei einigen Wegen halt immer nur ein Provisorium möglich. Auch verweist der Bürgermeister auf die aktuelle Witterung. Eventuell könne man die Wege in die Dorferneuerung einbeziehen, meint Dutz. Priorität habe aber die Instandsetzung der Durchfahrtsstraße. "Das Problem ist immer, dass wir Beiträge verlangen müssen, wenn wir was machen. Und das wollen die Bürger dann natürlich nicht", sagt Toni Dutz. Er spricht von 85 Prozent der Erschließungskosten, die bei besagtem Weg auf die Anwohner umgelegt werden müssten. Der Prozentsatz sei gesetzlich vorgeschrieben, "da dieser Weg bisher nie hergestellt worden ist". Toni Dutz sucht das Gespräch: Sollte es weitere Unklarheiten geben, sei er zu weiteren Rücksprachen mit den Anwohnern jederzeit bereit.

Der Bushalteplatz für die Schulkinder - eine matschige Angelegenheit. Bild: ubb
Der Bushalteplatz für die Schulkinder - eine matschige Angelegenheit.
Der Wendeplatz für Autos gleich neben dem Haus der Familien Schäfer und Thoma ist alles andere als ansehnlich. Bild: ubb
Der Wendeplatz für Autos gleich neben dem Haus der Familien Schäfer und Thoma ist alles andere als ansehnlich.
 
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