(rha) „Es ist wohl einmalig, dass in unserer Umgebung ein eigenes Fest für eine Fahne gefeiert wird“, stellte Kaplan Daniel Fenk im Gottesdienst fest. In der Krieger- und Reservistenkameradschaft (KRK) habe man immer "Farbe bekannt und Flagge gezeigt", fügte er an. "Zur Ehre Gottes und für Volk und Vaterland ist es eine gute Sache, diesen wertvollen Schatz als Zeichen der Zusammengehörigkeit weiterhin in Ehren zu halten", sahte der Geistliche.
Nach dem Festmarsch durch die Stadt, angeführt von den Dagesteiner Musikanten, schickten die Böllerschützen des Landkreises im Hof der Burg Dagestein lautstarke Salven gen Himmel, und auch die vereinseigene Kanone kam zum Einsatz. Den Festakt im Zehentkasten umrahmten die Geschwister Rosemann mit festlichen Klängen.
KRK-Vorsitzender Max Hammer begrüßte die Gäste und besonders den Patenverein aus Sorghof. Er dankte seinem Stellvertreter Heinrich Deinzer für die gute Organisation des Festes und die vielen Recherchen, die damit verbunden gewesen seien.
Deinzer zeigte die Bedeutung der Fahne auf, die dem Bürgerwehr-Batallion von Maximilian Joseph I., König von Bayern, gestiftet worden war. „Fast auf den Tag genau vor 200 Jahren fand am 31. Mai 1818 die Fahnenweihe auf dem Vilsecker Marktplatz statt. Der 1762 in Vilseck geborene Heinrich Winkelmaier hat dies in seinem Tagebuch umfangreich beschrieben“, führte Deinzer aus. Er erwähnte auch, dass sich der Soldaten- und Kriegerverein 1992 mit der Reservistenkameradschaft zusammengeschlossen habe und dies, verbunden mit der aufwändigen Restaurierung der Fahne, in erster Linie dem damaligen Vorsitzenden Claus Barth zu verdanken sei.
Festredner Manuel Trummer nahm die Zuhörer mit auf eine Reise in die Vergangenheit. „Diese Fahne ist mehr als nur ein Objekt“, betonte er. „Sie verkörpert Geschichte, und sie ist ein historischer Zeitzeuge, an dem zwei Jahrhunderte Vilsecker, bayerischer und europäischer Vergangenheit lebendig werden.“ Nach Auflösung der Bürgerwehr und der Einführung der Wehrpflicht übernahm der 1871 gegründete Veteranen- und Kriegerverein die traditionsreiche Fahne. Im Ersten Weltkrieg senkte sie sich über die Gräber vieler Gefallenen. Die Sorge des Vereins galt einst den unzähligen Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen. Mit Beginn der NS-Zeit wurde die Fahne rasch ausgemustert und durch eine des Kyffhäuserbunds ersetzt. Die Stadt Vilseck bewahrte die wertvolle Kriegerfahne über den gesamten Zeitraum der nationalsozialistischen Herrschaft gut auf. Anfang der 1950er-Jahre kam sie wieder zum Einsatz und wurde 1960 mit der Kronprinz-Rupprecht-Medaille ausgezeichnet. „Die Fahne kann uns heute an die großen europäischen Umbrüche der letzten 200 Jahre erinnern und daran, dass Frieden und Stabilität in Europa keineswegs selbstverständlich sind“, schloss Trummer.
„Heute ist für diese Fahne ein besonderer Tag“, freute sich Bürgermeister Hans-Martin Schertl, „denn sie kehrt zur dauerhaften Aufbewahrung und Präsentation in unser Rathaus zurück. Sie verkörpert Tradition und Kameradschaft und ist ein wertvolles Kulturgut unserer Zeit.“ Mit der Unterzeichnung des Übergabevertrags ging die Jubiläumsfahne in den Besitz der Stadt Vilseck über, die diesen Schatz in Ehren halten wird. Mit bewegten Worten nahm Herbert Zwack Abschied als Fähnrich und hängte seine Mütze an die Fahnenstange.
Vilseck
04.06.2018 - 14:00 Uhr
200. Weihetag der Kriegerfahne
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