Entlang der Staatsstraße nach Waldthurn beabsichtigt ein Unternehmen aus Landshut in direkter Nähe zum Altenstädter Umspannwerk den Bau einer Sonnenstromanlage auf einer Fläche von rund 5,7 Hektar. Die Stadträte erfuhren in der jüngsten Sitzung von Bürgermeister Andreas Wutzlhofer: „Mittlerweile sprach die Eigentümerin des Nachbargrundstücks vor und teilt mit, dass ihr von der Firma ‚Südwerk‘ ein Angebot für die Anpachtung ihres Grundstücks zum Zwecke der Errichtung einer Freiflächen-Fotovoltaik-Anlage unterbreitet wurde. Dabei würde es sich um eine weitere Fläche von rund 8,4 Hektar handeln.“ Die zweite Firma sei bislang nicht auf die Stadt zugegangen. Für beide Vorhaben sei zunächst eine Änderung des Flächennutzungsplans nötig, merkte Wutzlhofer an, da es sich derzeit um Außenbereiche handle.
Josef Maier zeigte sich begeistert: „Wir wollen weg von Kernkraft und Kohle.“ Freilich ginge dies nicht immer ohne Einschränkungen für andere und auch die Flächen für die Landwirte würden weniger. Dennoch gab Maier zu bedenken: „Wir brauchen die neuen Energien. Es wird immer welche geben, die etwas gegen ein Windrand, ein Kraftwerk oder dergleichen haben.“ Er bat einzig darum „dort aufzupassen, damit dass keine Zupflasterung wird“.
Ein gänzliches „Nein“ kam sofort von Johann Gösl: „Diese Fläche ist zu nah an Altenstadt. Die Anlagen grenzen direkt an die Bebauung bestehender Häuser an.“ Ebenso wies er auf den damit einhergehenden Verlust weiterer landwirtschaftlicher Flächen hin: „Wir sind dann vielleicht schon so weit, dass wir unsere Lebensmittel von den Atomländern beziehen.“ Wutzlhofer sagte jedoch, dass es aktuell nur um einen Grundsatzbeschluss gehe: „Es ist noch lange nicht gesagt, dass es so kommen muss. Und es wird noch viel Zeit ins Land gehen, bis solch ein Projekt verwirklicht ist.“
Maier pflichtete bei: „Bei unserem Versorgungsgrad von Milch, Getreide und Fleisch sehe ich keine Angst, dass wir verhungern müssten.“ Er gestand aber eine Zunahme um den Kampf von landwirtschaftlichen Flächen bei den Landwirten zu.
Die Möglichkeit einer rechnerischen Eigenversorgung von rund 100 Prozent für die gesamte Stadt war für Bernhard Kleber das entscheidende Argument. 31 000 Megawattstunden verbrauche Vohenstrauß aktuell jährlich und die Einspeisequote liege bei 50 Prozent. Mit weiteren 14 000 Megawattstunden ließe sich also eine autarke Situation erreichen.
Wutzlhofer gab darauf zu bedenken: „Ich befürchte, bald ein ‚Großes Meer‘ auf dem Weg nach Waldthurn zu durchfahren, da es dort kurze Wege zur Einspeisung gibt.“ Er forderte deshalb: „Politisch gesehen, muss es irgendwo einen Stopp geben, um den Landwirten nicht die Existenz zu entziehen.“ Dorit Schmid sah andere Chancen, weil sich die Böden in dieser Zeit des Stillstands erholen könnten. Zudem bestünde die Möglichkeit, die Anlagen höher zu setzen, um darunter eine Bewirtschaftung durchzuführen. Damit erntete sie aber gleich mehrere Widersprüche aus dem Gremium.
Konkreter ging Josef Haberkorn darauf ein, der die spätere Rückführung zu Ackerland hervorkehrte. Er sah die Lebensdauer der Anlagen bei „nur 20 bis 25 Jahre, dann ist der Boden durch biologische Ruhe besser als zuvor. Der Boden gedeiht hervorragend. Dem Ganzen ist nur Positives abzugewinnen.“ Als einzige Manko erwähnte auch er „das Angewiesensein der Betriebe auf jedes Hektar.“ Noch während der Sitzung habe er jedoch übers Internet eruiert, dass ein gesetzlicher Riegel bereits insoweit bestehe, dass im Umkreis von drei Kilometern höchstens zehn Megawatt, also 10 Hektar, stehen dürften. „Es besteht demnach kein Grund zur Angst, dass zwischen Altenstadt und Waldthurn alles voller Anlagen wird.“ Spontan bestätigte Landwirt Roman Rupprecht diese Aussagen, dem das Rederecht als anwesenden Zuhörer erteilt wurde: „Es kommen keine Investoren von auswärts. So habe ich alles noch in der Hand und kann bestimmen, wer darf mitmachen und wer nicht - und der Grund geht am Ende wieder an mich zurück.“
Wenig Handlungsspielraum für die Stadt und den Stadtrat sah dagegen grundsätzlich Heinrich Rewitzer: „Wenn der Investor das will, wird er dies machen.“ Die Firma sollte jedoch zumindest ihr Projekt in einer Versammlung für die Bürger vorstellen, weil „es ist Wahnsinn, was man dazu so alles hört.“ Letzteres bestätigte der Bürgermeister sofort, zumal kein Abschreibungsobjekt eines Fremden, sondern ein Bürgerprojekt geplant wäre: „Eine PV-Genossenschaftsanlage finde ich Klasse.“
Gegen das einzige „Nein“ von Gösl entschied sich der Stadtrat für das Vorhaben, setzte allerdings drei Auflagen in den Beschluss: Die Grundstücke müssen für den beabsichtigten Zweck von den Eigentümern mittels Vertrag zur Verfügung gestellt werden. Das Bayernwerk muss den erforderlichen Einspeisepunkt schriftlich zusagen und eine Übernahme aller Kosten und Ausgleichsmaßnahmen ist der Stadt vom Investor vertraglich zuzusichern.
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