Vohenstrauß
06.09.2019 - 12:23 Uhr

Bauträger von Solarpark strahlt

Die geplanten Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Altenstadt bei Vohenstrauß werden kommen. Der Stadtrat stimmt mehrheitlich dafür, obwohl eine Unterschriftenliste von besorgten Bürgern vorliegt.

In der Nähe des Umspannwerks bei Altenstadt bei Vohenstrauß sollen zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen entstehen. Der Stadtrat macht den Weg frei durch die Änderung des Flächennutzungsplans. Bild: neoVIS-s.e. GmbH
In der Nähe des Umspannwerks bei Altenstadt bei Vohenstrauß sollen zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen entstehen. Der Stadtrat macht den Weg frei durch die Änderung des Flächennutzungsplans.

Auf der Tagesordnung standen die Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans zur Errichtung von Freiflächenphotovoltaikanlagen an der Waldthurner Straße am Ortsausgang von Altenstadt. Die Meinungen der Stadtratsmitglieder - bis auf Hans Gösl und Volker Wappmann (FDP/UW) - gingen in folgende Richtung: Die Bedenken der Bürger, die in der Nähe der geplanten Anlagen wohnen, könne man teilweise nachvollziehen, doch die Zukunft liege im Ausbau erneuerbarer Energien.

Das Plangebiet liegt an der Ortsausfahrt in Richtung Waldthurn, östlich der Staatsstraße 2181. Die beiden Areale (4,6 und 5,1 Hektar) befinden sich nördlich des Ortsteils auf drei Ackerfluren. Der komplette Landschaftsausschnitt wird von den Hochspannungsmasten der 380 kV, 110 kV und 20 kV-Trasse geprägt, die netzförmig zum Umspannwerk Vohenstrauß führen. Dazu kommt im südlichen Plangebiet eine Gashochdruckleitung.

Günstige Voraussetzungen

Der Standort biete laut Planer Stephan Schinko von der Firma neoVIS-s.e. GmbH (Landshut) aufgrund seiner Nähe zum Umspannwerk mit den umgebenden Höchst- und Hochspannungsmasten und seiner relativ monotonen Struktur günstige Voraussetzungen zur Umsetzung einer PV-Freiflächenanlage. Der Eingriff in das Landschaftsbild soll durch gestalterische Maßnahmen wie Einfriedungen minimiert werden. Die Bodenfreiheit von 15 Zentimetern gewährleiste die Durchlässigkeit des Solarparks für Kleintiere. Zum Ortsteil Altenstadt hin soll das Areal durch eine 19 Meter breite Baumhecke im Süden und durch eine 7 bis 8 Meter breite Hecke im Westen abgepuffert werden.

Mit einer Unterschriftenliste hatten einige Bürger, die in der Nähe der geplanten Anlagen wohnen, im Zuge der öffentlichen Auslegung des Änderungsentwurfs ihre Bedenken angemeldet. Unter anderem führen sie den gravierenden Eingriff in das Landschaftsbild, mögliche gesundheitliche Schäden und die Blendwirkung der Module an. Anstelle des Standorts in Altenstadt solle die Stadt doch weitere Flächen für Photovoltaikanlagen an der Autobahn A 6 ausweisen. Der schriftliche Appell der Altenstädter an den Stadtrat, eine "nachhaltige Entscheidung für Mensch und Umwelt" zu treffen, kam bei den Räten an. Jedoch nicht im Sinne der Unterzeichner.

Der Planer wie auch Bürgermeister Andreas Wutzlhofer versuchten in der Sitzung, die Einwände der anwesenden Anwohner aus dem Weg zu räumen. Eventuelle Blendwirkungen würden durch die Verwendung von entspiegelten Modulen und einem Gehölzstreifen auf der Süd- und Westseite der Photovoltaikanlage minimiert. Schinko argumentierte, dass Ausrichtung und Neigung der Module eine Blendung hin zur der Siedlung und Staatsstraße 2181 weitestgehend ausschließen. Eine eventuelle elektromagnetische Strahlung von den Wechselrichtern unterschreite nach wenigen Metern die Grenzwerte. Damit ist von keiner Beeinträchtigung auszugehen.

Der Bürgermeister fügte an, dass auch die Träger öffentlicher Belange wie Regierung der Oberpfalz oder Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt der Meinung sind, dass das Vorhaben dem Landesentwicklungsplans entspreche. Neben den fünf geplanten Projekten an der A 6 könne man keine weiteren Gebiete dort für Solarparks ausweisen.

Hans Gösl wollte wissen, ob der Rückbau der Anlagen geklärt sei. In einem Durchführungsvertrag, der bereits unterzeichnet ist, verpflichtet sich der Vorhabenträger nach der Aufgabe der PV-Nutzung zum Rückbau und Wiederherstellung einer landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Heinrich Rewitzer (SPD) äußerte seinen Unmut über die Vorgehensweise. Die Bürger vor Ort seien nicht - wie vorher vereinbart - mit ins Boot geholt worden. Obwohl er die Sorgen der Anwohner ernst nehme, stimme er aber für das Vorhaben: "Letztendlich brauchen wir die Solarenergie." Schinko ergänzte, dass das Unternehmen seine Anlagen - egal ob Windkraft oder Solarenergie - immer mit direkter Beteiligung der Bürger betreibe. "Wir sind keine Entwickler, die ihre Projekte verkaufen. Wir werden es weiter betreuen und eine Bürgerenergieanlage daraus machen."

Alfons Raab erläuterte ausführlich die Entscheidung der CSU-Fraktion. Die Stadt wolle eine sichere und saubere Energieversorgung gewährleisten. Die Sonne als alternative Energiequelle müsse daher genutzt werden. Auch Martin Gleixner und Gabi Eichl (Freie Wähler) argumentierten in diese Richtung. Man müsse Wege finden weg von der Kohle. Eichl konnte die Befürchtungen der Anwohner nicht wirklich nachvollziehen: "Nachdem es uns in Bayern durch Herrn Söder so gut wie unmöglich gemacht wurde, Windräder aufzustellen, haben wir nur noch die Solarenergie. Und die tut nicht weh." Sie stimme leichten Herzens für dieses Projekt. Rewitzer entgegnete seiner ehemaligen Fraktionskollegin: "Nur weil Windräder nicht möglich sind, müssen wir doch nicht automatisch Photovoltaikanlagen errichten."

Gebiet "heiß begehrt"

Dritter Bürgermeister Hans Gollwitzer (CSU), selbst Altenstädter, erinnerte daran, dass dieses Gebiet schon immer "heiß begehrt" gewesen sei für alternative Energieformen. Aber Windräder sowohl mit 200 Meter als auch 68 Meter Masthöhe habe man nicht gewollt. "Jetzt sind wir auf einer Höhe von zwei Metern, noch tiefer geht nicht. Und es bewegt sich nichts. Was wollen wir denn noch?"

Hans Gösl begründete seine Gegenstimme mit dem Standort der Anlage in unmittelbarer Nähe zur Ortschaft und der Tatsache, dass es sich um eine sehr gute landwirtschaftliche Fläche handle.

Auf drei Ackerflächen bei Altenstadt bei Vohenstrauß sollen zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen errichtet werden. Neben der Staatsstraße 2181 ist das Umspannwerk der Stadt Vohenstrauß zu sehen. Bild: bey
Auf drei Ackerflächen bei Altenstadt bei Vohenstrauß sollen zwei Freiflächen-Photovoltaikanlagen errichtet werden. Neben der Staatsstraße 2181 ist das Umspannwerk der Stadt Vohenstrauß zu sehen.
 
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