In der Region startet dazu eine Vortragsreihe im katholischen Pfarrheim in Vohenstrauß. Ziel dieser Kampagne ist es, das Thema Demenz stärker in die Öffentlichkeit zu rücken. Petra Mayer von den Maltesern in Weiden stellte am Freitagnachmittag „Entlastungsangebote für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz“ vor. „Demenz ist eine Krankheit der Angehörigen“. Marianne Kleber-Meierhöfer vom Sozialdienst des Gesundheitsamts hieß rund 20 Zuhörer willkommen.
Mayer erklärte, dass pflegende Angehörige häufiger an Depressionen, Belastungsstörungen und körperlichen Erkrankungen leiden als als nicht pflegende Angehörige. Noch dazu würden sich pflegende Angehörige oft „in Trauer“ fühlen, da sich die nahestehende Person durch die Demenz stark verändere. Eigene Wünsche und Träume gehen nicht mehr in Erfüllung, gemeinsame Zukunftspläne sind nicht mehr zu realisieren.
Mayer appellierte an die Zuhörer, sich mit der Krankheit zu versöhnen, eine neue Beziehung zum Erkrankten zu akzeptieren und bei all dem, das eigene Leben nicht aus dem Blick zu verlieren. Es gebe viele Warnzeichen der Überforderung, sagte sie „Sie fühlen sich gehetzt und meinen, nicht mehr alles alleine zu schaffen, oder Sie sind todmüde und können trotzdem nur schlecht schlafen. Sie reagieren gereizt auf ihren pflegenden Angehörigen und sehen ihre Freunde kaum. Sie haben keine Zeit mehr für ihr Hobby.“ Deswegen sei es wichtig, sich zu entlasten und Überforderung zu vermeiden. „Geben Sie sich nicht selbst auf.“
Doch es gebe bereits viele Betreuungsangebote. Mayer stellte Angehörigengruppen, den Helferkreis, die Verhinderungspflege oder die hauswirtschaftliche Unterstützung vor. Daneben gebe es den ambulanten Pflegedienst, die Kurzzeitpflege, die Tages- oder Nachtpflege. Sie warb auch für den Hausnotruf und für Schulungen der pflegenden Angehörigen. In Kürze laufe wieder ein Lehrgang vom 8. bis 29. November an ihrer Einrichtung.
Dem Arbeitnehmer stehen bei kurzzeitiger Arbeitsverhinderung und akuter Pflegesituationen bis zu zehn Arbeitstage zu, um eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren oder eine pflegerische Versorgung sicherzustellen. Eine unverzügliche Mitteilung gegenüber dem Arbeitgeber sei selbstverständlich. Es müsse aber eine Bedürftigkeit vorliegen, die dem Pflegegrad 1 entspricht.
Rechtlich anders geregelt ist, wenn der pflegende Angehörige eine Pflegezeit beansprucht mit einer vollständigen oder teilweisen Freistellung bis zu sechs Monaten ab Pflegegrad 1 bei Pflege in häuslicher Umgebung. Ein Rechtsanspruch bestehe in diesem Fall nur beim Arbeitgeber mit mehr als 15 Beschäftigten. Es gebe auch keine Lohnfortzahlung, betonte die Referentin. Auch die Familienpflegezeit erörtere Mayer, für die es erst einen Rechtsanspruch gibt bei Arbeitgebern mit mehr als 25 Beschäftigten. Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten Betroffene auch einen Rentenanspruch für die Pflege von Angehörigen.
Was ist Demenz?
„Weg vom Geist“ respektive „ohne Geist“ – so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs „Demenz“ aus dem Lateinischen. Damit ist bereits ein wesentliches Merkmal von Demenzerkrankungen beschrieben, nämlich die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten. Am Anfang der Krankheit sind häufig Kurzzeitgedächtnis und Merkfähigkeit gestört, im weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses. Die Betroffenen verlieren so mehr und mehr die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Eine Demenz ist aber weitaus mehr als eine „einfache“ Gedächtnisstörung. Sie kann sich auch in einer zunehmenden Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Sprache, des Auffassungs- und Denkvermögens sowie der Orientierung zeigen. Somit erschüttert eine Demenzerkrankung das ganze Sein des Menschen – seine Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben.
Etwa 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung leben in Deutschland. Eine Krankheit, die noch immer nicht heilbar ist und die bis in die persönlichsten Bereiche eines Menschen, bis in den Kern seiner Persönlichkeit vordringt. Wer sich entscheidet, einen an Demenz erkrankten Angehörigen zu pflegen, stellt sich einer großen Herausforderung. Er ist dabei auf Hilfe und Unterstützung angewiesen.
1,6 Prozent der Menschen im Alter von 65 bis 69 Jahren sind dement. Bei den 70 bis 74-Jährigen sind es bereits 3,5 Prozent und bei den 75 bis 79-Jährigen 7,31 Prozent. 15,60 Prozent nehmen Senioren im Alter von 80 bis 84 Jahren ein. Von den 85- bis 89-jährigen Männern und Frauen sind 26,11 Prozent betroffen und 40,95 Prozent sind bei den 90-jährigen und älteren Personen von Demenz betroffen. 6,9 Prozent aller Erwachsenen pflegen regelmäßig eine demente Person im häuslichen Umfeld. (dob)
Demenz ist eine Krankheit der Angehörigen
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