Vohenstrauß
16.10.2018 - 08:27 Uhr

Ehrenamt kennt keinen Terminkalender

Sechs Feuerwehrmänner stehen diesmal in Vohenstrauß im Rampenlicht. Der Landkreis übergibt mit einer Tasse und einem Rettungsmesser neue Geschenke. Außerdem gibt es einen Besuch im Erholungsheim Bayerisch Gmain.

Die sechs Männer in vorderer Reihe werden mit dem Staatsehrenzeichen in Silber und Gold für 25 und 40 Jahre aktiven Dienst ausgezeichnet. Michael Schwenke erreicht 25 Jahre und damit Silber, Stefan Meyer, Johann Wiesent, Michael Bäumler, Johann Beierl und Albert Burger (von links nach rechts) erhalten das Gold-Abzeichen für 40 Jahre. Bild: dob
Die sechs Männer in vorderer Reihe werden mit dem Staatsehrenzeichen in Silber und Gold für 25 und 40 Jahre aktiven Dienst ausgezeichnet. Michael Schwenke erreicht 25 Jahre und damit Silber, Stefan Meyer, Johann Wiesent, Michael Bäumler, Johann Beierl und Albert Burger (von links nach rechts) erhalten das Gold-Abzeichen für 40 Jahre.

Feuerwehrmänner sind eine ganz besondere Spezies an Mensch: „Der Pulsschlag wird schneller, sie sind schlagartig hellwach, wenn sie das Aufheulen der Sirene oder das durchdringende Piepsen des Meldeempfängers hören. Ihr tragt freiwillig Verantwortung für den in Not geratenen Mitmenschen. Ihr engagiert euch doppelt: im Beruf und ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr“, lobte Bürgermeister Andreas Wutzlhofer als oberster Dienstherr der Stützpunktwehr in Vohenstrauß und der sechs Ortsfeuerwehren bei der Ehrung verdienter Männer mit dem Staatsehrenzeichen in Silber und Gold im kleinen Sitzungssaal.

Zu dieser Feierstunde im Rathaus waren Landrat Andreas Meier, erstmals auch der neue Kreisbrandrat Marco Saller und Kreisbrandinspektor Martin Weig gekommen. „Wenn der Innenminister unseres Landes mit der entsprechenden Urkunde das besondere Engagement der aktiven Feuerwehrkameraden mit der Verleihung des silbernen und goldenen Feuerwehrehrenzeichens würdigt, ist es für mich ein deutliches Zeichen, für den hohen Stellenwert und die Wertschätzung der Feuerwehrdienstleistenden“, bekannte Wutzlhofer. „Euer langjähriger Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr steht für ein außergewöhnliches Beispiel für uneigennütziges ehrenamtliches Engagement.“

Retten, Löschen, Bergen, Schützen – diese Aufgabe übernehmen in Bayern mehr als 330 000 Personen im Feuerwehrdienst. In der Großgemeinde stehen 264 Aktive dafür bereit. Diese große Zahl sei beeindruckend und begründet ein nahezu einzigartiges freiwilliges Feuerwehrsystem. Alle opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Menschen in Not und Gefahr zu helfen. „Ihr seid immer da, wenn wir euch brauchen, ehrenamtlich, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, unter Zurückstellung persönlicher Interessen. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit der Einsatz kommt.“ Dieses Ehrenamt kennt keinen Terminkalender.

„Für eure Leistungen für unsere Sicherheit und damit für das Allgemeinwohl sind wir alle stolz und dieser zolle ich höchsten Respekt“, so Wutzlhofer. Angesichts solcher Professionalität ist es für ihn als Bürgermeister aber auch für den Stadtrat unabhängig von der bestehenden gesetzlichen Verpflichtung eine Selbstverständlichkeit, der Wehr eine moderne technische und persönliche Ausstattung an die Hand zu geben. Dass dies kein leeres Versprechen ist, verdeutlicht der Stadtrat in diesem Jahr mit der Anschaffung der neuen Drehleiter. Erst beim feierlichen Gelöbnis der Rekruten der Bundeswehr auf dem Festplatz stellten die Feuerwehrler bei der stundenlangen Absicherung ihre Leistung wieder unter Beweis.

Sechs Aktive konnten an diesem Abend mit dem Staatsehrenzeichen für 25 Jahre und 40 Jahre aktiven Dienst ausgezeichnet werden. Michael Schwenke von der FFW Waldau bekam für 25 Jahre das silberne Abzeichen. Dazu eine Tasse und den Stadtkrug. 40 Jahre sind es zwischenzeitlich bei Johann Wiesent und Stefan Meyer von der FFW Waldau. Ebenso bei Michael Bäumler und Johann Beierl von der FFW Oberlind und bei Albert Burger von der Stützpunktwehr. Sie alle erhielten vom Landkreis ein Rettungsmesser, sowie einen Aufenthalt im Feuerwehr-Erholungsheim Bayerisch Gmain und den großen Stadtkrug von Bürgermeister Wutzlhofer überreicht.

Landrat Andreas Meier versucht die Verleihung des Staatsehrenzeichens bei den Feuerwehren persönlich durchzuführen, was bei einem flächenmäßig so großen Landkreis wie dem Neustadter nicht immer ganz leicht sei. Kommandanten und Feuerwehrvorsitzende begleiten die Geehrten gerne. Diese besondere Ehrung nötigt auch die Politiker immer wieder dazu, gewisse Dinge zu überdenken, so Meier. Vergleichbar mit dem Marktbildungsprozess des Landkreises sei ihm spontan eingefallen, dass man sich in verschiedenen Arbeitskreisen überlegt, wie man das Image verbessern und die Außenwirkung des Landkreises zukünftig aufstellen will. „Wie wollen wir uns definieren?“ Schnell kommt man dabei auf das Thema Lebensqualität. Warum leben die Menschen gerne hier? Günstige Baulandpreise oder gute Arbeits- und Ausbildungsplätze werden genannt. Sehr schnell taucht aber auch das Gefühl der persönlichen Sicherheit auf. „Bei uns kann man sich noch gut aufgehoben und sicher fühlen.“ Das sei eine besondere Stärke der Region. Dank der Polizei, der Rettungsdienste und der Feuerwehren die schnell da sind, wenn etwas passiert. Aus diesem Aspekt heraus, könne man sich sicher sein, da sind Menschen da, die mir helfen.

Als zweiten Aspekt nannte Meier, „dass man aufgehoben ist in einer gut funktionierenden Sozialstruktur“. In den Städten greife die zunehmende Anonymisierung um sich. Noch funktioniere dieses System bei uns. „Wir stellen solche Tendenzen aber auch schon fest.“ Die Gesellschaft wandelt sich. Selbst Vereine haben schon zu kämpfen Vorsitzende zu finden. Früher gehörte es zu den Selbstverständlichkeiten und zum Stolz zu einer Feuerwehr oder einem Schützenverein zu gehören. Die Einstellung der Menschen ändert sich. Zudem gehe der Respekt vor der Obrigkeit verloren. Die Polizei stelle das seit langem fest, jetzt setze sich diese Feststellung bis in die Ehrenämter durch. „Heute eskalieren bei normalen Einsatzsituationen Leute an einer Absperrung, weil sie es als freier Bürger nicht einsehen, dass sie hier nicht durchfahren können“, stellte der Landrat fest. „Da reißen Dinge ein und da müssen wir Acht geben, dass wir nicht politischen Kräften Macht an die Hand geben die diese Dinge bewusst fördern und die Menschen gegeneinander aufbringen“, warnte der Landkreischef.

Info:

Die Gratulation im Namen der Kreisbrandinspektion überbrachte Kreisbrandrat Marco Saller. Ihn persönlich freue es, dass der Freistaat Bayern diese ehrenamtlichen Verdienste entsprechend würdigt und die Träger ins Licht der Öffentlichkeit rückt. „Ihr seid das Rückgrat der Feuerwehren.“ Ihn befremde es, wenn dieses Ehrenamt in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht gerückt wird und die Einsatzkräfte draußen angepöbelt, beleidigt und teilweise körperlich angegriffen werden.

In seiner jungen Amtszeit von vier Monaten konnte Saller bereits von zwei Praxisfällen berichten, die er kurz schilderte: Am 23. September, bei der großen Unwetterlage im Landkreis durch das Sturmtief „Fabienne“ in Grafenwöhr. Dort sei die Feuerwehr bei 90 Einsätzen in dieser Nacht draußen gewesen und ein „Mitmensch“ der um 22 Uhr schlafen wollte, regte sich über den zu lauten Funkverkehr der Wehrleute auf. Gruppenführer und die Führungskräfte wurden massiv von diesem Beschwerdeführer beleidigt und sie darauf hingewiesen, dass um 22 Uhr die Nachtruhe beginnt und der Funkverkehr an Ruhestörung grenzt.

In negativer Erinnerung sei ihm aber auch der Vorfall beim Waldbrand auf der Silberhütte geblieben: Ein Motorradfahrer fährt aktiv auf eine Straßensperre der Feuerwehr zu ohne zu bremsen. „Er hat wissentlich eine körperliche Gefährdung des Feuerwehrdienstleistenden in Kauf genommen. Das ist für mich als Kreisbrandrat unverständlich und inakzeptabel.“ Da brauche man unbedingt den Schulterschluss zwischen Politik, Kreisbrandinspektion und den Feuerwehren. Er bat die Anwesenden inständig, in solchen Fällen unbedingt den Weg zur Polizei zu suchen, die diese Ausschreitungen mit voller Härte verfolgen. „Wir müssen als öffentliche Organisation aufpassen, dass wir nicht in ein schlechtes Fahrwasser kommen.“

Ihr seid immer da, wenn wir euch brauchen, ehrenamtlich, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, unter Zurückstellung persönlicher Interessen. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit der Einsatz kommt.

Bürgermeister Andreas Wutzlhofer als oberster Dienstherr der Feuerwehren in der Großgemeinde Vohenstrauß

Kreisbrandrat Marco Saller Bild: dob
Kreisbrandrat Marco Saller
 
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