Sturm "Fabienne" zog den bereits angeschlagenen und verletzten Eichenbaum auf dem Friedhofsareal so schwer in Mitleidenschaft, dass er nun gefällt werden musste. Die Stadt handelte unverzüglich, denn sie steht in der Verantwortung, Unfällen vorzubeugen. Innerhalb weniger Stunden bekam Außendienstleiter Karl Frey von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt grünes Licht. Allein der Umfang des Stamms des mindestens 150 Jahre alten Baums misst stattliche 3,90 Meter. Bereits vor vier oder fünf Jahren hatte schon einmal ein Blitz in die Eiche eingeschlagen und einen mehrere Meter langen Riss hinterlassen.
Nachfolgend versuchte die Stadt, den Baum immer wieder zu erhalten. In diesem Frühjahr zeigte sich zudem bei der Bestandsaufnahme durch Fachleute ein Pilzbefall. Die Beurteilung wurde im städtischen Baumkataster angelegt. Die Eiche, ein Symbol für Stärke, Unbeugsamkeit, Schutz und Trost, aber auch als Symbol für die kosmische Ordnung, den Beginn des Lebens, die Kraft der Liebe und der Macht des Bösen, galt seither als schwer angeschlagen. Der Sturm am Sonntagabend leistete dann ganze Arbeit. Schwere Äste stürzten vom Baum herab. Ein Rückschnitt konnte den Riesen auch nicht mehr retten. Regenwasser dringt ein und fördert die Fäulnis. Die Bauhofarbeiter Martin Reil und Matthias Nickl setzten am Mittwochfrüh die Säge zuerst hoch oben im Geäst an und sägten das Friedhofswahrzeichen Stück für Stück mit Hilfe einer Hebebühne ab.
Eberesche muss weichen
Als der erste Herbststurm über Eslarn fegt, haben Gretl und Hanns Winkelmann im Ortsteil Bühl Glück im Unglück: Ihre 40 Jahre alte Eberesche fällt um, jedoch nicht auf das Haus. Der Hausbaum steht seit November 1978 fast genau 40 Jahren an einem sonnigen Platz im Garten.
Als hätte den entwurzelten Baum ein versierter Forstmann fachmännisch gefällt, streckte er sich längs zum Haus. "Hauptsache, kein Schaden, und die Dinge muss man hinnehmen, wie sie sind", kommentierte der Hausherr das Malheur. Bereits im vergangenen Jahr merkte man dem Baum an, dass er in die Jahre gekommen war. "Er litt unter Spitzendürre und Flechten und Moose."
Mit Humus und Wasser versuchte das Ehepaar dem Baum vergeblich das Leben zu erleichtern. Letztendlich hatte die mährische Eberesche aus der Heimat der Eheleute, Kehl am Rhein, nach der extremen Trockenheit der Windböe nichts mehr entgegenzusetzen. "Wir saßen zu der Zeit gemütlich im Haus beim Kartenspielen und der Regen prasselte gegen die Fensterscheibe, als es plötzlich krachte, und wir dachten der Holzstoß vor dem Haus sei eingefallen." Doch es war die Eberesche.
Erinnerung an Heimat
Der entwurzelte Baum weckt beim Hausbesitzer auch Erinnerungen an seinen Bruder, mit dem er den Baum gepflanzt hatte, und an seine Heimat. Zudem wurden die Früchte als Trockenbeeren oder zu Konfitüre verarbeitet oder dienten im Herbst den Amseln und Drosseln als Wegzehrung für den Flug in den Süden.
Die Winkelmanns dachten pragmatisch: So schnell der Baum entwurzelt war, hatte ihn das Ehepaar zu Brennholz verarbeitet. Aus den roten Früchten ließen die Gartenbesitzer leckeren Vogelbeerbrand herstellen. Nach getaner Arbeit stießen die fleißigen Holzmacher vor dem Holzstoß auf das vollbrachte Werk an. Die Familie hat bereits beschlossen, an der selben Stelle wieder einen Vogelbeerbaum zu pflanzen.

















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