Vohenstrauß
16.11.2022 - 12:14 Uhr

Ende des Heimatkundlichen Arbeitskreises Vohenstrauß ist besiegelt

Der Beschluss ging einigen Teilnehmern ins Mark: Der Heimatkundliche Arbeitskreis in Vohenstrauß hat sich aufgelöst. Trotzdem soll die Arbeit der Heimatforscher in anderer Form weitergehen – und das schon bald.

Der Besuch im Heimatmuseum läuft nach wie vor spärlich. Jetzt hat sich auch der HAK aufgelöst. Bild: dob
Der Besuch im Heimatmuseum läuft nach wie vor spärlich. Jetzt hat sich auch der HAK aufgelöst.

Einstimmig haben 20 Mitglieder, von denen zwölf bei der letzten Jahreshauptversammlung des Heimatkundlichen Arbeitskreises (HAK) persönlich im Gasthof „Schübl’adl“ anwesend waren, für die Auflösung des Vereins gestimmt. Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit für einen derartigen Beschluss war damit bei insgesamt 28 Mitgliedern gegeben. Vorsitzender Heiner Aichinger wird als Liquidator nun die Auflösung auf rechtliche Beine stellen und den Beschluss der Auflösung in notariell beglaubigter Form beim Vereinsregister des Amtsgerichts vorlegen. Erst nach einer Sperrfrist von einem Jahr wird der HAK aus dem Vereinsregister gelöscht. Das Vermögen wird der Stadt übergeben. In irgendeiner Form soll die Arbeit der Heimatforscher aber weitergehen, hieß es. Noch im Dezember soll ein neuer Streifzug vorgestellt werden.

Die Gründe für den traurigen Abschnitt sind vielfältig. Einer dürfte das Alter der Arbeitskreismitglieder sein, das im Durchschnitt 73 Jahre beträgt. Sowohl Heiner Aichinger als auch Stellvertreter Peter Staniczek, die über Jahrzehnte die Motoren des HAK waren, aber auch Kassier Reiner Claußen und Schriftführer Johann Ertl standen aus verschiedenen Gründen für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung. Nach der Abstimmung bekannte Aichinger: „Das tut mir sehr weh.“

Altbürgermeister Josef Zilbauer lobte den HAK, dessen Mitglieder hervorragende Arbeit leisteten. Er glaube aber nicht, dass Aichinger diese Entscheidung so zu Herzen nehmen sollte, denn durch die Stadt Vohenstrauß werde die Möglichkeit geschaffen, dass diese Leute, die bisher für die Streifzüge zuständig waren, auch weiterhin tätig bleiben können – nur eben unter Federführung der Stadt und ohne viel Bürokratie. „Die Stadt macht das Möglichste, dass diese nun lose Vereinigung weiterhin forschen und schreiben kann.“ Vieles gehe zukünftig leichter, weil der rechtliche Rahmen nun etwas flexibler gestaltet werde, so der Redner.

Als sich der HAK im Jahr 1994 in das Vereinsregister eintragen ließ, sei die Situation eine ganz andere gewesen, sagte Aichinger. Mit Thomas Hofmann bot sich mittlerweile auch ein neuer Hoffnungsschimmer für den Verein an. Der heimatverbundene Vohenstraußer sei zwar beruflich viel unterwegs, brächte sich aber gerne in die Gruppe ein. Aichinger sieht das Ende des Vereins in erster Linie als Generationsproblem. Die heutige Situation in Vohenstrauß von Familien mit Kindern sei wesentlich schwieriger als noch zur Gründungszeit des HAK 1978.

Albert Sommer glaubt dagegen, dass viele Zugezogene nicht in Vohenstrauß verwurzelt sind. Heutzutage finde man auch kaum mehr einen Lehrer, der vor Ort sei und Heimatkunde mit Herzblut unterrichte, sagte Aichinger. Dies habe auch Auswirkungen auf den Besuch des Museums, der stark rückläufig sei. Da machten manche lieber mal eine Klassenfahrt, vermutete er. Hofmann selbst denkt noch gerne an die Schulzeit mit Peter Staniczek zurück, der damals seinen Schülern den Marterlweg näherbrachte, Heimatliebe vermittelte und so auch den Grundstock für die Verwurzelung legte.

Hintergrund:

Heimatkundlicher Arbeitskreis

  • Gründung: 14. Februar 1978
  • Anlass: Jubiläum „600 Jahre Erstnennung Stadt Vohenstrauß“, dazu Herausgabe der heimatkundlichen Schrift „Vohenstrauß im Wandel der Zeiten“
  • Aktivitäten: Unter Leitung von Otto Würschinger Herausgabe des Bildbands „Vohenstrauß in alten Ansichten“, Beitrag zur Wanderausstellung „Wittelsbach und Bayern“ vom Haus der Bayerischen Geschichte, Sammlung und Archivierung von alten Schriften, Dokumenten und geschichtlichen Beiträgen
  • Teil des Volksbildungswerks: am 29. Januar 1986 Anschluss an das Volksbildungswerk mit Lehrer Peter Staniczek als Leiter und mit neuer Konzeption
  • Zielsetzung: heimatkundliche Forschung, Planung der Vorhaben, Kurzvorträge, Erweiterung des heimatkundlichen Wissens durch Referate und Exkursionen. Hauptziel war die Herausgabe von periodisch erscheinenden Vohenstraußer Heimatheften, den Streifzügen. Bis heute sind 43 Bände erschienen.
  • Verein: 1994 wurde der HAK ins Vereinsregister eingetragen.
 
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