Viele Mitstreiter waren dabei, als Jürgen Huhn und Brigitte Lindner von der Kontaktstelle Nordoberpfalz (SeKo Nopf) des Diakonischen Werks in Weiden beim Ägidiusmarkt in Vohenstrauß einen Markt der Möglichkeiten vor dem Rathaus aufgebaut hatten. An den Infoständen sahen sich die Besucher ungezwungen um, stellten Fragen und nahmen Infomaterial mit.
„Selbsthilfegruppen sind zum absolut unverzichtbaren Bestandteil unseres Gesundheitswesens geworden“, versicherte Lindner. „Selbsthilfe-Aktive sind Experten in eigener Sache: Sie kennen neue Therapie-Ansätze, neue Erkenntnisse in der Wissenschaft, gute Fachärzte und Reha-Einrichtungen.“ Gerade für Menschen, die erst vor kurzem ihre Diagnose erhalten haben, kann eine Selbsthilfegruppe den Schock mindern und die Sicht auf das künftige Leben wieder erträglicher darstellen. Der Selbsthilfetag sei eine gute Möglichkeit, Berührungsängste abzubauen und unverbindlich Kontakt mit einer der Gruppen aufzunehmen.
Manuel Woyschnitzka von der Selbsthilfegruppe L.O.S. (Leben ohne Sucht) verweist auf die absolute Anonymität mit Schweigepflicht in seiner Gruppe. Er ist seit mittlerweile 13 Jahren als Leiter aktiv und holte 46 Menschen aus der nördlichen Oberpfalz und bis aus Berlin aus der Sucht heraus. Egal ob die Klienten Kokain, Heroin, Alkohol, Cannabis oder Crystal Meth konsumierten.
Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen finden sich donnerstags um 18.30 Uhr in der Medbo-Klinik in Wöllershof in einem Gruppenraum zusammen. An ihrem Infostand gab es zwölf Punkte, um glücklich und zufrieden zu leben. Psychisch Kranke leiden oft nicht nur an ihrer Erkrankung, sondern auch unter der Stigmatisierung durch andere oder gar sich selbst. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich. Systemische Beratungen oder Therapien können der Weg zur Lösung sein. Jutta Ascherl (systemische Beraterin) aus Tirschenreuth oder Erika Schremmer (systemische Therapeutin) aus Waldershof nahmen sich ausreichend Zeit mit Interessierten ins Gespräch zu kommen.
Erstere leitet unter anderem auch die Selbsthilfegruppe „Sehn-Sucht“ für Frauen und Männer, zum Beispiel mit Familien- und Beziehungsthemen. Für Menschen, die von Neurodermitis betroffen sind – in Deutschland sind es etwa 3,8 Millionen – ist der Weg bis zur passenden Therapie oft lang und selten einfach. Anja Holbaum aus Waldthurn trifft sich regelmäßig mit Erkrankten, um sich über die Erfahrungen untereinander auszutauschen.
Der Freundeskreis Neustadt/WN und Umgebung „igelt sich nicht ein“, versicherte ein Betroffener und informierte, dass sich mittlerweile regelmäßig 10 bis 20 Leute jeden Freitag in Wöllershof treffen und sich über bewegende, persönliche oder bedrückende Themen in Familie, Arbeit oder Partner austauschen. Ein kleiner Igel ist das Erkennungszeichen der Gruppe. Vor allem trockene Alkoholiker oder jene die es werden möchten sind hier eingeladen vorbeizuschauen.
Wer Probleme mit Drogen aller Art hat und dazu zählt auch ausdrücklich Alkohol, ist bei den Narcotics Anonymous in Weiden gut aufgehoben. Das Programm besteht aus bestimmten Grundsätzen, die so einfach sind, dass ihnen im täglichen Leben gefolgt werden kann.
Beim Hospiz- und Palliativ-Versorgungsnetzwerk Nordoberpfalz wird dem Sterben als Teil des Lebens gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Doris Wagner-Zeeh und Beate Spickenreuther waren vor Ort und klärten die Besucher über die letzte Lebensphase auf. „Auch Menschen, die schwer krank sind, können lächeln und in Würde leben, wenn wir ihnen die Gelegenheit dazu geben“, steht auf dem Informationsflyer der Palliativstation am Klinikum Weiden. Weniger bekannt dagegen ist das Kinderpalliativteam Ostbayern, das ambulant die Versorgung schwerstkranker Kinder und Jugendlicher übernimmt und sie samt Angehörigen auf dem schweren Weg begleitet.
Auf den Erfahrungsaustausch untereinander kommt es auch Bianca Schön an, die mit der Selbsthilfegruppe Adipositas Menschen Hoffnung geben will. Mit dem Slogan „Raus aus Adipositas“ warb sie zum unverbindlichen Vorbeikommen in ihrer Gruppe.
Hilfe gibt es auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Hedwig Reger sammelte Unterschriften zur finanziellen Unterstützung für eine zusätzliche Stelle im Frauenhaus, das immer sehr gut belegt sei. Sozialpädagoginnen luden Kinder an ihrem Stand von Dornrose, der Fach- und Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt, ein, mit ihnen bunte Papierblumen zu basteln.
Nicht zuletzt machte auch der Infostand „Großeltern Nordoberpfalz“, eine Selbsthilfegruppe für Großeltern, denen der Umgang mit ihren Enkelkindern untersagt ist, auf sich aufmerksam. Großeltern mit ganz ähnlichen Problemen, finden sich hier zum Gespräch zusammen und sie wollen vor allem erreichen, dass in Gesetzgebung und Praxis ein eigenständiger Umgangsanspruch für Großeltern verankert wird. „Kinder sind kein Eigentum der Eltern“, unterstrich ein Gruppenangehöriger.
SeKo Nopf
- Suche oder Gründung einer Selbsthilfegruppe
- Ansprechpartner: Brigitte Lindner und Jürgen Huhn
- Adresse: Sebastianstraße 18 in 92637 Weiden
- Telefon: 0961/3 893 163
- Email: seko.nopf[at]diakonie-weiden[dot]de
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