Die 44. Streifzüge sind wieder ein lesenswertes Büchlein geworden, das unter dem Titel „Land unter dem Kalten Baum“ eine Vielfalt an Themen bereithält. Herausgeber ist der Heimatkundliche Arbeitskreis, der nun aber vor der Auflösung steht. Im großen Rathaussaal stellte Kreisheimatpfleger Peter Staniczek den Gästen das Büchlein vor.
Heiner Aichinger macht sich Gedanken zum Wappen der Leuchtenberger Landgrafen, besonders zur Gestaltung der Helmzier, einem rätselhaften Männlein. Außerdem erklärt er, was es mit dem Schimpfwort „Lahmseida“ auf sich hat, und erinnert an das ehemalige Forst- und Beizöllnerhaus, das früher gegenüber dem Neuwirtshaus stand und das er mit alten Aufnahmen dokumentierte.
Vohenstraußer Gefängnis
Karl Ochantel hat sich mit einem Konvolut aus Fotos, Briefen Texten und Bildern beschäftigt, das Familie Steininger dem Heimatmuseum überlassen hat. Sehr ausführlich sind die Schilderungen zum deutsch-französischen Krieg von 1870/71, an dem auch viele Vohenstraußer und Landkreisbürger teilgenommen hatten: „Wenn es nicht bald gar wird, sterben wir alle“. Im Bericht „Ausbrecher und Meuterei im Vohenstraußer Gefängnis“ schreibt Ochantel über die Aktivitäten und das Dasein der Gefängnisinsassen. Sogar einen Mordverdacht an neun Kindern gab es 1924 in Vohenstrauß zu verzeichnen. Höhepunkt der Ochantel-Berichte ist die Hinrichtung eines Kindermörders 1925 durch das Fallbeil.
Autor Alfons Sier hat sich mit dem „Haußbuch des Vohenstraußer Handelsmannes und kurfürstlichen Bürgermeisters Johann Janner, 1711 bis 1802, auseinandergesetzt und dabei Erstaunliches über das gar nicht so beschauliche Leben im Vohenstrauß des 18. Jahrhunderts entdecken können. Ein weiterer Bericht von Sier erzählt von den Erinnerungen eines Flüchtlingsbuben, der 1947 in der Umgebung von Vohenstrauß gestrandet war.
"Erinnerungen eines Wirtsboums"
Rudi Großmann setzte seine Reihe der Flurdenkmäler mit dem Ortsteil Oberlind fort und berichtet außerdem über das Verschwinden von Kreuzen. Georg Schmidbauer gibt Auskunft über die Ortschaften Kaimling, Roggenstein und Waldau im Spiegel von Destouches „Statistische Beschreibung der Oberpfalz“ von 1809. Dr. Wolf-Dieter Hamperl schreibt über „Egerer Federbild“, von dem es auch im Heimatmuseum ein Exemplar zu bestaunen gibt.
„Erinnerungen eines Wirtsboums“ gibt Albert Sommer zum Besten. Viele werden sich dabei mit Vergnügen an vergangene Zeiten erinnern. Auch von Peter Staniczek sind einige Beiträge zu lesen. Einmal war er auf der Suche nach Hammerwerken im Raum Georgenberg-Faislbach. In diesem Zusammenhang interessant ist ein Ölbild von Ludwig Steininger, die Waffenschmiede von Georgenberg betreffend. Ein Geschenk der Familie Steininger an das Heimatmuseum. Unter den „Notizen aus der Heimatpflege“ beschäftigte sich der Kreisheimatpfleger außerdem mit der „Eisenfrohnveste“ in Vohenstrauß, von der im Zusammenhang mit deren Insassen schon bei Karl Ochantel die Rede war. Zudem enthält das Büchlein eine Erinnerung an den unvergessenen und im Jahr 2016 verstorbenen Hans Wurdack, der das Gedicht „Da Scheramathas vo Untalind“ verfasste.
Wehmütiges Ende
Fast feierlich wurde das Ende der Vorstellung, als Peter Staniczek Hermann Hesses Gedicht "Stufen" vortrug. "Hesse beschreibt das Leben als fortwährenden Prozess, bei dem auf jedem durchschrittenen Lebensabschnitt ein neuer folgt. Auch die Mitglieder und Mitarbeiter des Heimatkundlichen Arbeitskreises unterliegen diesem Prozess. Fortgeschrittenes Lebensalter und gesundheitliche Einschränkungen lassen eine intensive Beschäftigung mit der Heimatkunde in Wort und Tat nicht mehr so leicht zu. Der Mensch muss sich von alten Lebensstadien verabschieden und einen Neubeginn wagen. Der Verein löst sich auf. Möglicherweise habe ich hier das letzte Vorwort der möglicherweise letzten Streifzüge geschrieben und die letzte Vorstellung vorgenommen. Aber die Hoffnung liegt in einem neuen Anfang mit neuen Menschen, neuen Strukturen, neuen Ideen und neuen Streifzügen. Bis dahin, mein Rat, lesen Sie die alten Hefte", so Staniczek. Das Gedicht endet: "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"
Informationen zum Streifzug
- Herausgeber: Heimatkundlicher Arbeitskreis Vohenstrauß
- Verantwortlich: 1. Vorsitzender Heiner Aichinger
- Redaktionsteam: Reiner Claußen, Rudolf Großmann, Karl Ochantel, Peter Staniczek und Heiner Aichinger
- Unterstützung: Die Stadt Vohenstrauß und die Vereinigten Sparkassen, Zweigstelle Vohenstrauß unterstützen dieses Werk durch finanzielle Zuwendungen
- Der Streifzug ist käuflich bei der Buchhandlung Rupprecht und zu den Öffnungszeiten im Heimatmuseum für 6 Euro zu erwerben
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