Der Boden ist gefroren, die letzten Beeren sind aufgepickt: Wenn die Natur nicht mehr viel Nahrung hergibt, brauchen Vögel einen Futterplatz. Vier solcher Futterstellen bietet der Verein der Vogelfreunde und -schützer den bunten Piepmätzen in der kalten Jahreszeit. Vorsitzender Josef Greber kümmert sich um die gefiederten Freunde. Das kostet Zeit.
Bereits Anfang Dezember befüllt er – unabhängig von einer Schneedecke - erstmals die Häuschen mit Sonnenblumenkernen und lockt die Vögel an. Am vereinseigenen Biotop am Beckenkeller kommt seit vielen Jahren ein Reh mit zur Futterstelle und bedient sich von den Leckereien, die Greber dreimal pro Woche an den Futterausgabestellen bereithält. "Vielleicht ist es schon wieder ein Junges und hat sich den Futterklau vom Muttertier abgeschaut", vermutet Greber. Hauptsächlich sind es Sonnenblumenkerne für Zeisig, Meise, Gimpel, Grünling oder Sperling, gemeinhin als Spatz bekannt. Für die Amseln hängt er auch schon mal einen Apfel mit auf, erzählt der erfahrene Vogelzüchter.
In unmittelbarer Nähe zum Beckenkeller-Biotop betreut er eine weitere Vogelfutterquelle und außerdem zwei am Vogelpark am Vereinsheim im Mühlweg. Mindestens eine Stunde ist der Experte pro Fütterungsgang unterwegs. Manchmal mischt er auch Erdnüsse unter die Sonnenblumenkerne als besondere Spezialität. Hinzu kommen hin und wieder Meisenknödel und Trockenobst. Für viele Vögel ist die Nahrungsmittelbeschaffung in der rauen Natur ein aufwendiges Unterfangen. Deshalb nehmen sie die Futterstellen auch gerne an. Wenn keine Beeren an den Sträuchern mehr vorhanden sind und auch keine Körner mehr auf den Feldern gefunden werden und kein Wurm aus dem gefrorenen Boden gepickt werden kann, dann wird es richtig ernst für die kleinen und nur wenige Gramm schweren Sänger.
Viele Gartenbesitzer erfreuen sich glücklicherweise ebenso der kleinen Besucher, die gerne in die bereitgestellten Häuschen einziehen. Bis zu 400 Euro gibt der Verein für die Winterfütterung aus. Viel Geld, das erst wieder erwirtschaftet werden will. Pro Jahr bauen die Vereinsmitglieder 100 Nistkästen und zehn Vogelhäuschen, berichtet Greber. Die Nistkästen werden in der ganzen Region verteilt. Im Frühjahr und Herbst heißt es dann für die Mitglieder ausschwärmen und die Behausungen reinigen. In bester Lage sind die Häuschen für die Vogerl dann wieder bezugsfertig. Allerdings braucht der Verein jetzt erst wieder Holznachschub, da keine Vogelhäuser und Nistkästen mehr vorrätig sind, die man normalerweise beim Verein auch käuflich erwerben kann. Zweiter Bürgermeister Uli Münchmeier sagte den Mitgliedern bereits bei der Jahreshauptversammlung Holz aus dem städtischen Wald zu. Zusammen mit den Jugendlichen des Kreisfischereivereins wollen sich die Mitglieder mit Greber dann wieder an die Arbeit machen und an den Behausungen werkeln, wenn das Holz eingetroffen ist. Freilich den Vögeln ist es egal, in welcher Architektur die Häuschen gestaltet werden. Hauptsache es ist genug Futter drin.
Den ganzen Tag flattert und piepst es rund um die Futterstellen. Den Wildvögeln geht es ums nackte Überleben. Viele von ihnen sind ja selbst große Baumeister, Zimmerleute und Maurer, wenn man sie beim Nestbau beobachtet, wie kunstvoll und mühevoll sie ihr Nest hinzaubern. Gerne nimmt der Verein auch Spenden für den Zweck der Wintervogelfütterung an. Die Vögel bedanken sich im Frühjahr und Sommer bestimmt mit einem fröhlichen Ständchen in Form eines lauten Gezwitschers.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.