„Heimat braucht Menschen“, ist Kreisheimatpfleger Peter Staniczek überzeugt. Der Begriff Heimat hat weitgehend die historische Belastung der Zeitgeschichte abgelegt und sich von Heimattümelei emanzipiert. „Heimat braucht Menschen die sie kennen, die sie mögen und die sie gestalten.“
Als ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk präsentierte der Heimatkundliche Arbeitskreis (HAK) am Dienstagabend den druckfrischen neuen Streifzug 41/2019 unter dem Titel „Aus Vohenstrauß und seiner Umgebung“ in dem es um Flurmale, Kriege, Altstraßen, Schellenberg und Viehhändler geht. Vielleicht kann das Büchlein unter dem einen oder anderen Christbaum einem Heimatinteressierten Festtagsfreude bereiten. Nachdem dem Redaktionsteam mit Peter Staniczek, Heiner Aichinger, Reiner Claußen, Rudolf Großmann und Karl Ochantel, diesmal trotz langen Nachdenkens kein entsprechender Titel für das Geheft einfiel, sei man zu der Überzeugung gekommen, einfach Vohenstrauß und seine Umgebung zu wählen, versicherte HAK-Vorsitzender Heiner Aichinger. Leider blieben vier Beiträge, mit denen man fest gerechnet hatte, bis Redaktionsschluss aus, deshalb sei diesmal sein Name unter den Autoren präsenter. Und das obwohl er sich dagegen gewehrt habe, den Streifzug mit anderen Themen aufzufüllen. Jedoch wollte man das Werk wieder 160 Seiten stark binden lassen.
Peter Staniczek blieb es vorbehalten, den neuen Band im üblichen Erscheinungsbild den Gästen vorzustellen, die dazu eigens ins Heimatmuseum gekommen waren. Eine Luftbildaufnahme des Ortsteils Kaimling wurde für den Einband gewählt. Die Rückseite zieren der „Große Herrgott“, das Schmalz-Marterl in Obernankau, der Eckert-Bildstock in Gröbenstädt und das Herrmann-Feldkreuz in Lämersdorf. In mehreren Beiträgen widmet sich Karl Ochantel den Kaimlinger Gefallenen im Ersten Weltkrieg und den Heimkehrern aus diesem Krieg. Für die Familienforschung einiger Kaimlinger Bewohner könnten diese Beiträge durchaus wichtige Erkenntnisse liefern. Außerdem werde dadurch deutlich, in welchen Regionen und an welchen Kriegsschauplätzen diese Leute überall eingesetzt waren. Elfriede Strobel, „Schloßwirt“-Tochter aus Altenstadt die heute in Weiden wohnt, erinnert sich in einem Beitrag an den „Lakai“, der heute fast unbekannt sein dürfte, vermutete Staniczek. Dritter Bürgermeister Johann Gollwitzer bestätigte zwar als Altenstädter, dass ihm der Name durchaus bekannt sei, allerdings nicht die Zusammenhänge. Die könne er nun schwarz auf weiß im neuen Streifzug nachlesen, meinte der Kreisheimatpfleger. In ein einigen Herrschaftsgeschichten erfährt der Leser, über „Die Herren von Waldau und ihre Burg Schellenberg“, über die Georg Schmidbauer aus Oberbernrieth berichtet. Warum ein Vohenstraußer mit dem Bundeskanzler Helmut Schmidt 1975 in China war, deckt Dieter Gollwitzer auf. Klaus Ibel, der nach Ansicht von Peter Staniczek gerne spekuliert, lieferte einen Beitrag über eine mögliche Altstraßen von Forchheim nach Bischofteinitz. Religionswirren sind in Vohenstrauß ein beliebtes Kapitel. Als Staniczek vor genau 50 Jahren 1969 nach Vohenstrauß kam, gab es noch Reste dieser katholischen und evangelischen Religionsauseinandersetzungen, die sich aber im Laufe der Zeit „Gott sei Dank“ aufgelöst haben. Zu diesem Thema gebe es im Streifzug ein paar Beispiele. Nicht fehlen dürfen wieder „Materla in unsara Gmoi“, die Rudolf Großmann ein Herzensanliegen sind. „Privilegien und Rechte von Vohenstrauß“ sind darin ebenfalls enthalten Heiner Aichinger wandelt „Auf Pfalzgraf Friedrichs Spuren“, dem ein weiterer Teil gewidmet wurde. Darin ist nachzulesen, dass Pfalzgraf Friedrich mehr Geld ausgab als er eingenommen hat. Wer die Gebrüder Hans und Lorenz Hopfner waren oder des „Pfarrers Haustrunk“ arbeitete ebenfalls Heiner Aichinger detailliert auf. Dass Vohenstrauß schon einmal pleite war, ist unter dem Titel „Der Verfall der Marktkammer Vohenstrauß“ abgedruckt. Heute könne man auf eine Pro-Kopf-Verschuldung von gerade einmal 104 Euro stolz sein. Dass der Beruf eines Kämmerers damals nicht gerade beliebt war, wusste Heiner Aichinger ebenso. „Der Magistrat war damals brutal gierig“, ergänzte Staniczek lächelnd mit Blick auf die drei Bürgermeister und anwesenden Stadträte. Welche Wünsche in den Heiratsanzeigen vor 100 Jahren standen offenbart sich, wer den Beitrag von Karl Ochantel liest. Bereits anno 1792 vertraute ein kühner Freier seine intimsten Wünsche in aller Offenheit der Druckerschwärze an. Der neue Streifzug ist ab sofort im Heimatmuseum für sechs Euro zu erhalten.
Heimat braucht Menschen die sie kennen, die sie mögen und die sie gestalten
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