(dob) Man mag gar nicht daran denken, was bei einem Wohnungsbrand alles in Flammen aufgehen würde. Der Einsatz im Brandcontainer gleicht fast einem Höllenritt und ist richtig spektakulär. Atemschutzträger trainierten unter realen Bedingungen, die sie jederzeit so im Ernstfall erleben können. 64 Feuerwehrleute in 8 Mal 8 Einheiten aus dem Kreisbrandinspektionsbereich Ost und Mitte zeigten im Brandcontainer auf dem Areal der Naturenergie Eslarn-Vohenstrauß, wie sie unter härtesten Bedingungen Leben retten können.
Dazu stand der Brandcontainer des Landesfeuerwehrverbands in der ehemaligen Kreisstadt bereit. Dominik Mauer übernahm die erste Schicht und Thomas Schumm die zweite Wochenhälfte. Die Ausbilder kamen von der Firma Dräger Safety. Persönliche Einsatzerfahrungen sind außerordentlich wichtig, um Fehlentscheidungen bis hin zu lebensgefährlichen Situationen zu vermeiden, informierte Kreisbrandrat Marco Saller. Er war mit den Kreisbrandinspektoren Martin Weig (Ost) und Martin List aus Pirk (Mitte) sowie den Kreisbrandmeistern Christian Demleitner aus Tännesberg und Jürgen Haider aus Pressath, die fachbezogen für das Themengebiet "Atemschutz" zuständig sind, vor Ort und verfolgte das Übungsszenario genau.
Nachdem sich die Feuerwehrleute mit den Atemschutzgeräten ausgerüstet hatten und vom Ausbilder die Schutzanzüge auf Vollständigkeit überprüft waren, zündete Dominik Mauer die in dem Brandcontainer eingeklemmten Spanpressplatten an. Knieend beobachtete der Atemschutztrupp das schnell um sich greifende Feuer. Aus dem offenen Tor des roten Containerwagens waberte starker, dunkler Rauch. Drinnen loderten bereits die Flammen. "Schwarzer, pulsierender Rauch ist ein Zeichen dafür, dass es bald eine Rauchgasdurchzündung, den sogenannten Flashover gibt", erklärte der Ausbilder. Trotzdem kauerten die Feuerwehrleute möglichst tief auf dem Boden und sahen zu, wie sich der Brand immer weiter ausbreitete.
Laut Kreisbrandrat herrschten an der Decke im Brandcontainer Temperaturen von 600 bis 800 Grad Celsius. "Wäre es ein Brand in einem Mietshaus, sähe die Sache noch einmal ganz anders aus", sagte der Ehrenkommandant der Vohenstraußer Stützpunktwehr, Günter Sommer.
Stellvertretender Kommandant Albert Burger schloss während der Übung dann auch noch das große Tor des Containers. Somit konnte der dichte Qualm nicht mehr abziehen und quoll aus allen Ritzen hervor. Für die Insassen musste es ein beängstigendes Gefühl sein. Durch die geschlossene Tür wurde die Sauerstoffzufuhr unterbunden und das Feuer bekam keine Nahrung mehr. Dadurch entstand dichter Qualm, der komplett die Sicht verdeckte. Diese bedrückende Erfahrung sollten die Wehrleute einmal machen. Als es von innen an die Containerwand klopfte, machte Burger das Tor wieder auf. Damit stellte er eine ähnliche Situation her, als würde bei einem Brand in einer Wohnung die Zimmertür geöffnet.
In den Raum strömte wieder Sauerstoff und das Feuer loderte sofort auf. Es war an der Zeit, Löschwasser in die Flammen zu spritzen und den Brandcontainer abzukühlen. Matthias Neumann stand bereits mit dem wasserführenden Tanklöschfahrzeug bereit. Die Trainingseinheiten vermittelten unter anderem, wie Brandverläufe erkannt und Gefahrensituationen richtig eingeschätzt werden können. Alle Teilnehmer hatten bereits ihre Grundausbildung als Atemschutzträger absolviert. Jetzt sollte die Übung im Brandschutzcontainer auch die nötige Praxis vermitteln.
Außen sicherte zusätzlich ein Zwei-Mann-Trupp die Leute im Container. Wenn auch in den vergangenen Jahren die Brandeinsätze bei den Feuerwehren zurückgingen, gehören sie für die Feuerwehrleute nach wie vor zu den gefährlichsten Aufgaben, die auch immer wieder Opfer fordern. Deswegen sind persönliche Erfahrungen außerordentlich wichtig, um Fehlentscheidungen bis hin zu lebensgefährlichen Situationen zu vermeiden. "Der Brandübungscontainer hilft, diese Lücke zu schließen, denn er macht die Atemschutzgeräteträger fit für schwierige Einsätze", so der Kreisbrandrat.
1,2 Millionen Euro investierte der Freistaat 2015 für vier Jahre in diesen feststoffbetriebenen Brandcontainer. 2019 soll über den Fortbestand entschieden werden. Die Führungskräfte im Landkreis würden natürlich eine Weiterführung in jedem Fall begrüßen. Die Teilnehmer widmeten sich bereits den theoretischen Fragen und der Nachbereitung dieser Übung, als noch immer stinkender Rauch aus dem Container aufstieg. Aus diesem Grund ist das abseits gelegene Areal der Naturenergie gewählt worden, um niemanden zu beeinträchtigen, informierte Weig.
Vohenstrauß
29.06.2018 - 12:02 Uhr
Höllenritt im Brandcontainer
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