Vohenstrauß
07.10.2019 - 09:52 Uhr

Integration schon im Kindesalter erleben

Mädchen und Buben der Katholischen Kindertagesstätte Don Bosco lernen spielerisch den Umgang mit älteren aber auch kranken Menschen. Dieses Inklusionsprojekt begeistert Kinder wie Erwachsene gleichermaßen.

Mit dem Spiel "Tempo, kleine Schnecke" gingen die Mädchen und Buben aus der "blauen" Gruppe auf Tuchfühlung mit den Seniorinnen Emilia Schneider (links) und Tamara Lider (rechts) von der Tagesstätte "Oase". Bei dem mehrmonatigen Projekt soll ein Beitrag zur Inklusion und Vernetzung von sozialen Einrichtungen gelingen. Bild: dob
Mit dem Spiel "Tempo, kleine Schnecke" gingen die Mädchen und Buben aus der "blauen" Gruppe auf Tuchfühlung mit den Seniorinnen Emilia Schneider (links) und Tamara Lider (rechts) von der Tagesstätte "Oase". Bei dem mehrmonatigen Projekt soll ein Beitrag zur Inklusion und Vernetzung von sozialen Einrichtungen gelingen.

Seit kurzem profitieren im katholischen Kindergarten Don Bosco Kinder der Integrativgruppe und Frauen aus der Tagesstätte „Oase“ in einer Projektarbeit gleichermaßen voneinander. Die 85-jährige Emilia Schneider und Tamara Lider sind die ersten beiden Besucherinnen, die am Dienstagvormittag in die Einrichtung kommen und mit Kindern aus der „blauen“ Gruppe viel Spaß hatten, ein paar Stunden zusammen zu verbringen. Am Ende des Treffens gab es sogar Freudentränen bei den Seniorinnen. Zum besseren Kennenlernen backte Erzieherin Monika Zintl mit den Kindern einen Willkommensapfelkuchen, den sie mit ihren betagten Gästen verspeisten. Ziel ist es laut Monika Zintl, die Begegnung zwischen den Kindern und psychisch kranken Menschen zu ermöglichen und aufzubauen. Die Tagesstätte „Oase“ gibt es seit nunmehr fünf Jahren in der Pfalzgrafenstadt. Träger ist das Sozialteam. Katharina Meyer leitet die Tagesstätte, die eine niedrigschwellige Einrichtung für Menschen mit psychischer Erkrankung, Angehöriger aber auch Alleinstehender ist.

Im zweiwöchigen Rhythmus wollen sich die Senioren mit den Kindern treffen, abwechselnd im Kindergarten oder in der „Oase“. Die Idee zur Kooperation basiert auf der Erkenntnis, dass sowohl Kinder als auch Senioren viel voneinander lernen können und es ist ein Beitrag zur Inklusion und Vernetzung von sozialen Einrichtungen, erklärt Zintl. Dieses ganz unvoreingenommene Treffen mit Kranken oder Gesunden vermittelt ein Gefühl der Zugehörigkeit. „Wer Integration schon im Kindesalter wie selbstverständlich erlebt, der wird auch im späteren Leben keine Vorbehalte gegenüber andersartigen Menschen haben“, erhofft sich Zintl. Hemmschwellen bei der Kontaktaufnahme können mit diesem Projekt schon gleich gar nicht entstehen. Die beiden Besucher-Frauen hatten jedenfalls sehr viel Freude mit den Kindern zu spielen, Abwechslung in ihrem Lebensalltag und sie lassen sich nicht zuletzt von der Lebensfreude der Kinder anstecken, weil sie deren natürliche und unkomplizierte Art erleben. „Alt und Jung, bilden bei diesem Treffen eine Einheit“, freute sich Kindergartenleiterin Luise Dietl, die beim ersten Treffen ebenfalls mit von der Partie war.

Monika Zintl plant bereits mit Katharina Meyer, zum Abschluss des Projekts im nächsten Jahr eine Ausstellung mit Dokumentation zu erstellen, um auch andere an der erlebten Freude teilhaben zu lassen. „Abwechslung lieben unsere Leute“, versicherte Katharina Meyer. Lieder, Geschichten und Gesellschaftsspiele erinnern die Senioren an glückliche Zeiten in ihrem Leben, die sie mit Familienmitgliedern und Freunden in Gesundheit verbrachten. Die Kleinen dagegen entwickeln durch die regelmäßigen Begegnungen ein Gespür für ältere Menschen und lernen dabei, dass Menschen auch krank werden können und Senioren vielleicht nicht mehr so beweglich sind oder nicht lange konzentriert zuhören können, aber dass sie trotz ihrer Einschränkungen geachtet und respektiert werden müssen.

Die Kinder stellen sich jedenfalls ganz schnell auf ihre älteren Gäste ein, rutschen klammheimlich in ihre Nähe und nehmen sie schon mal an die Hand. „Da kommt es wirklich zu berührenden Szenen“, berichtete Zintl. „Unsere Kinder sind sehr hilfsbereit, wenn sie merken, dass eine der Omis irgendetwas braucht oder nicht versteht.“ Bald begreifen die Buben und Mädchen auch, dass sich der Mensch mit der Zeit verändert und jeder Lebensstufe ein Zauber inne wohnt.

 
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