Vohenstrauß
25.07.2019 - 11:03 Uhr

Lehrerin droht nun der Brexit

Mit Lehrerin Gabriele Knobel-Berberich verliert die Grundschule eine Lehrkraft, die die Bildungseinrichtung 23 Jahre lang entscheidend mitprägte. Auch Fachoberlehrerin Uschi Hecker geht in den Ruhestand.

23 Jahre lang unterrichtet Gabriele Knobel-Berberich (links) in den dritten und vierten Klassen der Grundschule und rüstete die Schüler aus für die weiterführenden Schulen. Fachoberlehrerin Uschi Hecker (Zweite von links) war 43 Jahre lang mit Leib und Seele Fachlehrerin in Waidhaus, Eslarn, Moosbach und zuletzt fünf Jahre regelmäßig auch in Vohenstrauß. Bild: dob
23 Jahre lang unterrichtet Gabriele Knobel-Berberich (links) in den dritten und vierten Klassen der Grundschule und rüstete die Schüler aus für die weiterführenden Schulen. Fachoberlehrerin Uschi Hecker (Zweite von links) war 43 Jahre lang mit Leib und Seele Fachlehrerin in Waidhaus, Eslarn, Moosbach und zuletzt fünf Jahre regelmäßig auch in Vohenstrauß.

Frei nach Arthur Schoppenhauer „Das Alter hat die Heiterkeit dessen, der seine Fesseln los ist und sich nun frei bewegt“ entließ Interimsschulleiterin Dorit Schmid zwei beliebte Lehrkräfte aus der Grundschule und damit in den Ruhestand. Die ganze Schulfamilie bedankte sich herzlich bei Gabriele Knobel-Berberich und Fachoberlehrerin Uschi Hecker für ihr langjähriges Wirken. Eigentlich wollte Knobel-Berberich bereits im vergangenen Jahr Abschied nehmen, wurde aber dann spontan um ein Jahr verlängert.

Sie bereute es nicht, denn in diesem weiteren Jahr habe sie noch viel erlebt, was ihr in ihrer langen Lehrerzeit von 39 Jahren, davon 23 Jahre an der hiesigen Grundschule, verwehrt wurde: Sie hatte mit 21 Schülern die kleinste Klasse ihres Berufslebens, einen Glatteistag, Schneefrei und sie durfte Gast im neu renovierten Rathaus sein. Wegen ihres wanderlustigen Ehemanns kam sie 1995 in den Schulamtsbezirk Neustadt/WN. Vohenstrauß wurde ihr mit Blick auf die vielen hier verbrachten Stunden zum Zweitwohnsitz.

Sowohl Lehrerin Gabriele Knobel-Berberich als Fachoberlehrerin Uschi Hecker prägten die Grundschule maßgeblich und gaben ihr ein Gesicht, versicherte Schmid. Nach ihrer Zeit als Lehramtsanwärterin in Freising und Bamberg wurde Knobel-Berberich 1983 in Regensburg verbeamtet. Zwölf Jahre widmete sie sich danach ihrer Familie, bevor sie nach Stationen als mobile Reserve an der Grundschule in Neustadt/WN und der Hauptschule in Altenstadt 1996 an die Vohenstraußer Grundschule kam. „Wer durch Deine Schule ging, war und ist für das Leben an den weiterführenden Schulen gerüstet. Leistung zu erbringen und Pflichtbewusstsein standen für Dich immer ganz oben auf der Rangliste der Tugenden“, sagte Schmid. Für Englisch an Grundschulen war die Dritt- und Viertklasslehrerin Vorreiterin. „Wenn Du am Freitag unser Schulhaus verlässt, wird mit Dir ein Stück Schulgeschichte gehen.“

Uschi Heckers berufliche Laufbahn begann 1976 in Eslarn als Fachlehreranwärterin, bevor sie zwei Jahre später erfolgreich ihre Prüfung meisterte. 1982 wurde sie Fachlehrerin auf Lebenszeit und 2011 zur Fachoberlehrerin ernannt. Sie blieb 27 Jahre lang in Eslarn und Waidhaus, bevor ihr hohe Flexibilität abverlangt wurde und sie auch in Moosbach und seit 2014 regelmäßig in Vohenstrauß unterrichtete. Ganz nach Pestalozzis Priorität mit „Kopf, Herz und Hand“ gab sie den Schülern Freude am Gestalten und an der eigenen schöpferischen Tätigkeit, Herstellung von Werkstücken, Entfalten eines ästhetischen Bewusstseins und das Kennenlernen unterschiedlichster Materialien mit auf dem Weg. „Dein Unterricht war Dir Herzensangelegenheit.“ Nicht nur bei der Schulhausgestaltung werde sie im Kollegium eine schmerzliche Lücke hinterlassen.

Mit je einer Rose und Erinnerungssprüchlein verabschiedete sich die Klasse 4 b von den Lehrerinnen. „Ihr Unterricht war ein Gewinn“, denn Knobel-Berberich war darüber hinaus Streitschlichterin und Trösterin. „Es ist nie zu spät, Träume wahr werden zu lassen. Jetzt haben Sie Zeit dazu“, wünschten die Buben und Mädchen.

Viel habe die Grundschule nach den Worten des Bürgermeisters Andreas Wutzlhofer den beiden Lehrkräften zu verdanken. „Sie haben die Zeichen der Zeit erkannt, Entwicklungen angestoßen und begeistern können.“ Sie beide hätten immer die Grundsätze Klarheit in der Sache und Struktur im Handeln im Interesse des Ganzen verfolgt. Zudem verloren sie nie das Wichtigste aus den Augen: „Die Schule ist nicht nur ein Ort bloßer Wissensvermittlung sondern ein Ort zum Leben und zum Entdecken.“ Die Elternbeiräte Michael Gösl und Yvonne Rupprecht meinten „Ihr ward zwei Spitzenlehrer“, bevor sie Geschenkgutscheine überreichten. „Unsere Kinder sind an dieser Schule in besten Händen“, verteilten sie Lob an alle Lehrkräfte.

Jeden Tag sei Gabriele Knobel-Berberich mit einem festen Plan nach Vohenstrauß gefahren, gestand sie. Jetzt drohe ihr der Brexit, nachdem sie ein Jahr in Verlängerung ging. Doch die Entscheidung habe sich gelohnt. Ob es nun ein harter oder sanfter Brexit werde, müsse sich zeigen. Vom ersten Tag an habe es Uschi Hecker an der Vohenstraußer Grundschule gefallen, gestand sie. „Es war ein Traum.“ Den „Ausstieg aus der Hektomatikwelt“ besang wunderschön Lehrerin Nadine Hagelstein mit dem S.T.S.-Hit „Irgendwann bleib i dann dort“ mit dem sie die Lehrkräfte beschenkte.

 
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