Vohenstrauß
24.08.2018 - 11:01 Uhr

Mensch gegen Made

Hitze und Trockenheit machen die Fichten schwach und beflügeln den Borkenkäfer: Doppelt so viele Tiere wie gewöhnlich sind in diesem Sommer unterwegs. Immer mehr Waldbesitzer fällen aus Not ihre Bäume.

Josef Maier, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß, entfernt die Rinde einer Fichte, um den Borkenkäferbefall zu zeigen. Bild: Konrad
Josef Maier, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß, entfernt die Rinde einer Fichte, um den Borkenkäferbefall zu zeigen.

"Da geht's schon los", sagt Josef Maier. Es regnet Fichtennadeln. Sie schlüpfen in den Nacken, setzen sich an Kleidung und Haaren fest. Mit einer Axt hat der Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß in die Rinde eines Baums geschlagen. Darunter sind die Gänge des Borkenkäfers zu erkennen. Die kleine Erschütterung reicht aus. Die Fichte lässt ihre Nadeln fallen. Sie ist tot.

Verantwortlich ist der Borkenkäfer: In diesem Jahr hat das Insekt Hochsaison. Das liegt an der Trockenheit. Maier, selbst Waldbesitzer, macht der Befall Sorgen. "Jetzt geht's gerade richtig rund: Der Borkenkäfer brütet normalerweise in einem Jahr in zwei Generationen. In diesem Jahr sind es vier. Wir haben ja seit April praktisch Sommer." Gleichzeitig mache der Wassermangel den Bäumen zu schaffen: "Der Baum kann sich bloß wehren, wenn er gut mit Wasser versorgt ist. Wenn er vital ist, schwemmt er den Käfer mit Pech aus."

Regelmäßige Kontrolle

Ein leichter Windhauch weht über das Waldstück, etwa einen Kilometer westlich von Zeßmannsrieth. Wieder regnet es Nadeln von den toten Bäumen. Rund um die Stämme liegt die abgefallene Rinde. Im Umkreis von rund hundert Metern wird Maier bald alle Bäume untersuchen. Eine Erntemaschine wird in vier Tagen den Berg hinauffahren und mindestens 50 Bäume aus der Fichten-Monokultur herausschneiden. Es könnten auch weit über 100 werden. Ist ein Baum einmal befallen, sollte er bald gefällt werden. Der Waldbesitzer kann ihn nur noch für 60 bis 70 Prozent seines Werts verkaufen. Das sind im Durchschnitt etwa 25 bis 30 Euro weniger. Es sei wichtig, die Bäume regelmäßig zu kontrollieren. Der Käfer befällt nur Fichten. "Wenn ich unten am Baum an den Wurzelanläufen zwischen den Baumschuppen braunes Bohrmehl erkenne, dann ist er befallen." Derzeit müsste man eigentlich täglich kontrollieren. Doch das sei nicht zu leisten. "Wir sind da auch auf Hinweise angewiesen", sagt Maier.

Ein paar hundert Meter weiter liegen rund 40 gefällte Stämme an der Seite des Waldwegs. Meier nimmt wieder seine Axt zur Hand und entfernt die Rinde: Darunter sind unzählige reiskorngroße weiße Maden und schwarze Käfer. "Hier ist es wichtig, dass der Baum sofort ins Sägewerk kommt. Dann wird er entrindet und die Maden sind kaputt."

Noch acht Wochen

Schon etwa 200 Tiere könnten das Schicksal einer Fichte besiegeln: Die Käfer bohren sich durch die Rinde und siedeln sich in der weichen Schicht rund ums Holz an. Dort fräsen sie ihre Gänge und legen die Eier ab. "Damit ist der Saftfluss unterbrochen und das Todesurteil für den Baum gesprochen", sagt der 50-Jährige. Wird der Käfer nicht gestoppt, breitet er sich innerhalb weniger Wochen weiter aus.

Die letzte große Borkenkäfer-Plage war im Jahr 2003. Da waren es rund 10 000 Festmeter befallenes Holz, erinnert sich Maier. "In den vergangenen Jahre hatten wir oft nur 500 Festmeter Befall." In diesem Jahr hat es bis jetzt im Verantwortungsbereich Maiers 1500 Festmeter befallenes Holz gegeben. "Aber wir sind erst am Anfang und haben noch acht Wochen zu überstehen."

Kontakt:

Wer beim Waldspaziergang verdächtiges Bohrmehl am Wurzelansatz entdeckt, oder abgefallene Rinde, kann sich an die zuständigen Förster oder an die Waldbesitzervereinigung wenden. Zuständige Ansprechpartner sind Josef Maier, Geschäftsführer Waldbesitzervereinigung Eslarn-Vohenstrauß, 09651/4139; Stefan Stangl, Forstrevier Vohenstrauß, 09651/917267; Albert Urban, Forstrevier Irchenrieth, 09659/517; Sebastian Höllerer, Forstrevier Floß, 09603/2657. (dko)

Die reiskorngroßen Tiere bohren sich durch die Rinde, legen dahinter Gänge an und schneiden den Baum von der Wasserzufuhr ab. Bild: Konrad
Die reiskorngroßen Tiere bohren sich durch die Rinde, legen dahinter Gänge an und schneiden den Baum von der Wasserzufuhr ab.
Die Rinde der Bäume ist abgeblättert, sie verlieren ihre Nadeln: Hier hat der Käfer sein Unheil schon angerichtet. Bild: Konrad
Die Rinde der Bäume ist abgeblättert, sie verlieren ihre Nadeln: Hier hat der Käfer sein Unheil schon angerichtet.
Hellbraunes Bohrmehl setzt sich von der dunklen Rinde der Fichte ab: Es ist das deutlichste Zeichen für einen Befall. Bild: Konrad
Hellbraunes Bohrmehl setzt sich von der dunklen Rinde der Fichte ab: Es ist das deutlichste Zeichen für einen Befall.
 
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