Vohenstrauß
13.12.2018 - 14:05 Uhr

Pädagogin, Managerin und Motivationskünstlerin

Die Grundschule verabschiedet Rektorin Margit Walter. Lehrer und Schüler hoffen auf starke Fürsprecherin am Staatlichen Schulamt in Neustadt/WN.

Viele Zitate und Rosen begleiten die Abschiedszeremonie für Rektorin Margit Walter, die nun am Staatlichen Schulamt Neustadt/WN als Schulrätin wirkt. Bild: dob
Viele Zitate und Rosen begleiten die Abschiedszeremonie für Rektorin Margit Walter, die nun am Staatlichen Schulamt Neustadt/WN als Schulrätin wirkt.

Die Viertklässler der Arbeitsgemeinschaft Demokratie haben sich zur Verabschiedung von ihrer Rektorin Margit Walter mächtig angestrengt und ein Übertrittszeugnis für sie ausgestellt. Für viele Schüler und Eltern kam der Wechsel vor vier Wochen völlig überraschend, als sie als Schulrätin ans Staatliche Schulamt berufen wurde. Obwohl sich die Tännesbergerin persönlich auf dieses Amt bewarb, fiel ihr der Abschied sehr schwer. Noch nie in ihrer Schullaufbahn habe sie mit einer Entscheidung so schwer gerungen wie bei dieser. „Eigentlich wollte ich nur Lehrerin sein, alles andere hat sich so ergeben.“ Sie sprach von einem Traumberuf, den sie bis zur letzten Unterrichtsstunde mit viel Freude und Herzblut ausübte. Konrektor Dorit Schmid stellte die Abschiedsfeier unter das Motto: „Auf die richtige Sichtweise kommt es an.“ Deswegen sollte bei dieser Feier auch Margit Walters Wirken an der Schule als Schulleiterin, Vorgesetzte, Organisatorin, Gestalterin, Lehrerin und Visionärin sichtbar gemacht werden. Ihre unkomplizierte und herzliche Art kam dabei sehr oft zur Sprache. „Ganz offensichtlich war die gute Beziehung zu Dekan Alexander Hösl, der auffällig oft im Rektorat gesichtet wurde“, sorgte Schmid für Schmunzeln unter den vielen Gästen.

Gefürchtet war Walter bei der Durchsicht von Akten und Lehrplänen, deren Sichtung sehr akribisch war. Bei Sorgen und Nöten der Lehrkräfte sei sie stets Ansprechpartnerin gewesen und Schmid gewährte sie Einsichten in die Schulleitung. Als Organisatorin verlor sie nie die Übersicht, sie erkannte die Stärken des Kollegiums und sorgte für Transparenz. Stets wehte ein frischer Wind durch das Schulhaus und sie verlor nie den Bezug zu den Kindern. „Als Frau und weibliche Schulleiterin mit Chic und Charme kündigten Deine klappernden Stöckelschuhe Dich lautstark an und hätten uns, wenn es nötig gewesen wäre, zur Vorsicht mahnen können.“ Als Visionärin bewies Margit Walter immer Weitsicht und in kluger Voraussicht entwickelte sie die Grundschule stets im Rahmen des Vernünftigen und Machbaren weiter. Als Meilensteine dazu nannte die Konrektorin unter anderem Methodencurriculum, Hospitationen, passgenauen Fortbildungsmethoden, Bildung von Schulentwicklungsteams und Förderung der digitalen Entwicklung sowie Forcierung der externen und inneren Evaluation mit dem Ergebnis, dass die Grundschule zur Modus-Schule ernannt wurde.

Als Schulaufsicht werde sie der Grundschule ja verbunden bleiben. Mit einem Blumenstrauß und einem Gutschein verabschiedete sich Dorit Schmid von ihrer beliebten Kollegin. Wer eine Grundschule verlässt, erhält ein Übertrittszeugnis. Deshalb stellten auch die Schüler ihrer ehemaligen Rektorin eine Beurteilung aus. Ihr Lern- und Arbeitsverhalten sei sehr gut gewesen. Manchmal verwendete sie zum Rechnen auch einen Taschenrechner, verrieten die Mädchen und Buben. Ihren Standpunkt machte sie immer klar und ihr Sozialverhalten sei insgesamt gut gewesen. Regelmäßig brachte sie fundierte und sachbezogene Ideen in Konferenzen und Gesprächen ein. Schriftliche Arbeiten bearbeitete sie sehr genau. Die religiöse Erziehung war ihr ein großes Anliegen. „Zur katholischen Vohenstraußer Pfarrgemeinde hatte sie einen besonderen Draht.“ Bürgermeister Andreas Wutzlhofer als Schulsachaufwandsträger war mit Ausnahme der „Ehrenrunde“ in Luhe-Wildenau seit 2008 mit Walter beschäftigt. Auch er habe ihr im Jahr 2010 ein Zeugnis ausgestellt, als er sie damals ziehen lassen musste, verbunden mit der Hoffnung, dass sie wieder zurückkommt, was dann auch eingetroffen sei. „Du warst Pädagogin, Managerin, Personalleiterin, Verwaltungsspezialist, Motivationskünstlerin, Konfliktlöser und Impulsgeber in einer Person.“

All diese Talente habe sie hier an der Grundschule in Vohenstrauß und Leuchtenberg erfolgreich eingebracht. „Du warst gerne hier Schulleiterin“, erkannte Wutzlhofer, verbunden mit der Hoffnung, dass die Vohenstraußer Grundschule nun eine starke Fürsprecherin im Schulamt besitzt. Für die neue Aufgabe wünschte er ihr das nötige Fingerspitzengefühl und das nötige Quäntchen Glück. Dekan Alexander Hösl zog ebenfalls Bilanz über die Amtszeit von Margit Walter. „Wir waren alle froh, dass es Dich an dieser Schule gab, denn Du warst eine Schulleiterin und Wegbegleiterin für uns, die von sich selber sehr viel forderte und abverlangte, die sich selber nicht zu schade war mit anzupacken und manchmal auch an die eigenen Grenzen ging“. Ihr sei es immer um die Kinder und die engagierte Lehrerfamilie gegangen, die immer bemüht war, die Schule den Herausforderungen und auch den Erfordernissen der Zeit anzupassen, was durch die sich veränderten Familienstrukturen und den Problemfeldern, die sich den Kindern auftun, nicht immer einfach gewesen sei. Die Veränderungen in der Gesellschaft haben vor allem mit dem Wertewandel zu tun, unterstrich der Geistliche.

Diesen Verlust könne niemand leugnen. Pädagogen spüren das alltäglich. Ihr war es wichtig in den Kindern die Tradition des Glaubens und der Kultur wach zu halten, damit Kinder in einer mehr und mehr wertelos erscheinenden Zeit nicht mit einer Leere durchs Leben gehen müssen. „Du hast Deine Gaben und Fähigkeiten gewinnbringend umgesetzt und eingesetzt.“ Der Stadtpfarrer wünschte der Schulrätin: „Bleib dem Leben auf der Spur.“ Und er gab zu bedenken: „Schulamt ist viel, aber nicht alles.“ Jeder der in Führungsaufgaben eingebunden ist wisse: „Je weiter es nach oben geht, umso einsamer wird es.“ Deshalb wünschte er ihr einen Freund der da ist, ohne Wenn und Aber. Elternbeiratsvorsitzender Michael Gösl und die Vorsitzende des Fördervereins der Grund- und Mittelschule, Renate Kellner, dankten ebenfalls für die gute, offene und harmonische Zusammenarbeit.

„Applaus, Applaus“, brandete schließlich durch die Schüler der Klasse 4 b als musikalischer Akzent auf, bevor einige Schüler Zitate wie „Erfolg ist eine Reise, kein Ziel“ und Rosen überreichten. „Das war meine letzte Verabschiedung, jetzt komme ich nicht mehr, wenn, dann nur auf Besuch“, beruhigte Margit Walter in ihrer Abschiedsrede. Sie habe jetzt die Segel neu gesetzt und steuerte einen ganz neuen Hafen an. Mit Margit Walters Lieblingslied „Despacito“ landeten die beiden Lehrerinnen Maria Neubauer und Nadine Hagelstein eine perfekte Überraschung, bevor die Schulrätin alle Gäste zum Umtrunk einlud.

Schwerer Abschied von der Grundschule. Die ehemalige Rektorin Margit Walter (rechts) setzt ihre beruflichen Segel neu und macht sich auf zu neuen Ufern. Konrektorin Dorit Schmid verabschiedet sie in einer Feierstunde. Bild: dob
Schwerer Abschied von der Grundschule. Die ehemalige Rektorin Margit Walter (rechts) setzt ihre beruflichen Segel neu und macht sich auf zu neuen Ufern. Konrektorin Dorit Schmid verabschiedet sie in einer Feierstunde.
Wer seine Grundschulzeit beendet, bekommt ein Übertrittszeugnis. Die Schüler der Arbeitsgemeinschaft Demokratie haben ihrer beliebten Pädagogin Margit Walter eine sehr ausführliche Bewertung ausgestellt. Bild: dob
Wer seine Grundschulzeit beendet, bekommt ein Übertrittszeugnis. Die Schüler der Arbeitsgemeinschaft Demokratie haben ihrer beliebten Pädagogin Margit Walter eine sehr ausführliche Bewertung ausgestellt.
Viele Zitate und Rosen begleiteten die Abschiedszeremonie für Rektorin Margit Walter, die nun am Staatlichen Schulamt Neustadt/WN als Schulrätin wirkt. Bild: dob
Viele Zitate und Rosen begleiteten die Abschiedszeremonie für Rektorin Margit Walter, die nun am Staatlichen Schulamt Neustadt/WN als Schulrätin wirkt.
 
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