Vohenstrauß
02.05.2019 - 09:44 Uhr

Roswitha Sier lenkt Frauen Union weiter

100 Jahre Frauenwahlrecht scheinen hart erkämpft worden zu sein. Heute nehmen viele Bürger das so wichtige Wahlrecht gar nicht mehr wahr. Dadurch wird rechtsextremen Parteien Tür und Tor geöffnet.

Roswitha Sier, Julia Braun und neu Michaela Reger (von links nach rechts) führen die Frauen Union an. Neu ist auch Monika Meindl (vorne, rechts) als Schriftführerin. Bild: dob
Roswitha Sier, Julia Braun und neu Michaela Reger (von links nach rechts) führen die Frauen Union an. Neu ist auch Monika Meindl (vorne, rechts) als Schriftführerin.

Demokratie ist mitunter eine schweißtreibende Plackerei. Zumindest war es das für drei Frauen die im Winter 1918/1919 viele Kilometer weit durch den bayerischen Schnee von Dorfgasthaus zu Dorfgasthaus stapften. In ihren Rucksäcken hatten sie Flugblätter und Infomaterial, dazu eine große Glocke, um die weibliche Landbevölkerung zur Versammlung zu bimmeln. Die Zeit drängte. Klärten sie doch die Frauen über ein Novum auf, das Recht zu wählen und gewählt zu werden. Denn am 12. November 1918 verkündete der Rat der Volksbeauftragten folgendes: Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, gerechten allgemeinen Wahlrecht aufgrund des proportionalen Wahlsystems für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen. Bereits zwei Monate später fanden die Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung statt. Nach Finnland, Norwegen, Dänemark und Island durften endlich auch die deutschen Frauen wählen. 83 Prozent der Frauen strömten damals in die Wahllokale und erstmals waren neun Prozent der Abgeordneten weiblich. „Doch das Recht, das uns heute so selbstverständlich erscheint, nutzen viele Frauen aber auch Männer nicht mehr“, klagte die Vorsitzende der Frauen Union, Roswitha Sier. Der Weg zum Wahlrecht der Frauen war lang. Deswegen erinnerte die Vorsitzende auch bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung im Gasthof „Zur Post“ an 100 Jahre Frauenwahlrecht und appellierte an alle, dieses demokratische Recht zur Europawahl und den bevorstehenden Kommunalwahlen einzusetzen.

Neuwahlen und Ehrungen kennzeichneten jedoch die Zusammenkunft der Frauen im Ortsverband vorrangig. Für Vorsitzende Roswitha Sier war die Beitrittserklärung von Sonja Münchmeier, die zweiter Bürgermeister Uli Münchmeier zur Generalversammlung mitbrachte, wohl die schönste Überraschung des Abends. Rosa Zimmermann, verstarb im Alter von 96 Jahren im Oktober 2018 als eines der ältesten Mitglieder. „Viele Jahre hat sie uns begleitet und immer schöne Berichte geschrieben.“ Für sie und alle anderen Verstorbenen legten die Versammlungsteilnehmer, darunter Ehrenvorsitzende Lotte Hofmann und Kreisvorsitzende Tanja Schiffmann, eine Gedenkminute ein. Die gute Zusammenarbeit über Ortsgrenzen hinweg, untermauerte die Anwesenheit der jeweiligen Ortsvorsitzenden. Schatzmeisterin Michaela Wolfinger lieferte einen präzisen Kassenbericht ab. Theresia Wolfinger prüfte zusammen mit Christa Süß die Kassenbestände und lobte die akkurate Arbeit von Wolfinger. Über Aktuelles aus dem Rathaus berichtete Bürgermeister Andreas Wutzlhofer. Die positive Finanzlage mit der Vohenstrauß heute punktet sei gewiss noch nicht immer so rosig gewesen. Trotzdem werde man nicht übermütig und bleibe vernünftig. „Wir schaffen und erhalten Werte.“ Einen Sanierungsstau wolle man, wenn möglich, verhindern. Die Wirtschaft brumme seit zehn Jahren und davon profitieren nicht zuletzt auch die Kommunen. „Wir wollen, dass Vohenstrauß attraktiv und ein interessanter Lebensort bleibt und Vohenstrauß als eine Stadt der Nachhaltigkeit und der gesellschaftlichen Vielfalt wahrgenommen wird.“

Die FU-Vorsitzende sprach der Stadt nach den Ausführungen des Bürgermeisters ein großes Lob aus, denn die Verantwortlichen investieren bei Zeiten und die Stadt leiste viel in Sachen Kinderbetreuung. Kreisvorsitzende Tanja Schiffmann bezeichnete das Frauenwahlrecht vor 100 Jahren als einen Meilenstein. Dazu gehörten ganz viel Mut und Überzeugungskraft und es war ein erster Schritt in die Gleichberechtigung. Trotzdem gebe es noch viel zu tun. Schiffmann erinnerte an die Mütterrente, die ein kämpferisches Thema der Frauen Union war. Sie rief die Mitglieder auf, Frauen zu ermutigen und zu begeistern, politisch tätig zu sein. Es sei schön auf Kommunalebene aktiv mitzugestalten. „Ich werde nicht müde, dafür zu werben.“ Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt erfordern manchmal ein Umdenken was Veranstaltungsformate betrifft. Heute sei es unvorstellbar, dass damals bei Inkrafttreten des Frauenwahlrechts über 80 Prozent ihr Wahlrecht wahrnahmen. Ihren Mitgliedern gab sie ein Zitat von Zsa Zsa Gabor mit auf dem Weg: „Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können.“ Schiffmann: „Wir wollen alle diesen Anlauf nehmen und ich wünsche mir weiter, viele aktive Frauen.“

Ergebnis der Neuwahlen:

16 Wahlberechtigte stimmten einheitlich wieder für Roswitha Sier als Vorsitzende. Ihr stehen Julia Braun aus Unterlind und neu Michaela Reger aus Böhmischbruck zur Seite. Neu ist ebenso Schriftführerin Monika Meindl. Die Finanzgeschäfte bleiben bei Michaela Wolfinger. Zu Beisitzern ließen sich folgende Mitglieder wählen: Sieglinde Schärtl (Döllnitz), Martha Bauer (Altenstadt), Elfriede Zitzmann (Unterlind), Luise Schmidt-Huber (Braunetsrieth), Christa Wildenauer (Straßenhäuser) und Erika Grießl (Vohenstrauß). Als Delegierte zur Kreisversammlung wurden Sieglinde Schärtl, Lotte Hofmann, Luise Schmidt-Huber, Michaela Wolfinger und Monika Meindl bestimmt. Die Kasse prüfen wieder Theresia Wolfinger und Christa Süß.

Treue Mitglieder:

„Wir haben heuer sage und schreibe 14 Mitglieder zu ehren.“ Obwohl der Ortsverband der Frauen Union erst 1980 gegründet wurde, traten bereits ein Jahr zuvor drei Mitglieder dem Kreisverband bei, wusste Sier. Die drei Frauen erklärten dann auch ihren Beitritt in den Ortsverband und haben in den verschiedensten Positionen mitgearbeitet, als Schriftführerin, Kassier oder Beisitzerin. Leider konnten Anneliese Wenzl und Johann Fischer nicht anwesend sein, doch Anita Tröster war gekommen und erhielt die Ehrung für 40 Jahre Frauen-Union-Arbeit. Über Jahre hinweg habe sie die Gemeinschaft mitgeprägt. Mit Dankbarkeit überreichte sie einen Blumengruß und eine Urkunde. Für 35 Jahre bekam Lotte Hofmann eine Auszeichnung und auch Ilona Bantelmann wäre für diese Zeit ausgezeichnet worden. Erstere habe die Frauen Union angetrieben und bis heute stelle sie eine Triebfeder dar, auf die Verlass ist. Vor allem ihr Händchen als „Glücksfee“ wurde gepriesen. 30 Jahre sind es bei Christa Süß und Maria Lang. 20 Jahre halten treu zum Ortsverband: Christa Wildenauer, Barbara Wutzlhofer, Maria Fuchs, Maria Hammerl, Renate Lindner und Christa Feiler. 15 Jahre sind es bei Christine Schmidt.

Seit 40 Jahren hält Anita Tröster (Dritte von links) treu zur Frauen Union. Christa Süß (Dritte von rechts) und Ehrenvorsitzende Lotte Hofmann (Zweite von rechts) sind seit 35 Jahren engagiert dabei und alle leisteten großartige Vorstandsarbeit. Vorsitzende Roswitha Sier (links) und Kreisvorsitzende Tanja Schiffmann (rechts) überreichten die Auszeichnungen. Bild: dob
Seit 40 Jahren hält Anita Tröster (Dritte von links) treu zur Frauen Union. Christa Süß (Dritte von rechts) und Ehrenvorsitzende Lotte Hofmann (Zweite von rechts) sind seit 35 Jahren engagiert dabei und alle leisteten großartige Vorstandsarbeit. Vorsitzende Roswitha Sier (links) und Kreisvorsitzende Tanja Schiffmann (rechts) überreichten die Auszeichnungen.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.