Vohenstrauß
12.10.2018 - 10:47 Uhr

Tödliche Kaninchenseuche: Erste Fälle in Vohenstrauß

Die Warnung gilt allen Kaninchenbesitzern. Sie sollen die Tiere unbedingt impfen lassen. Im Landkreis Neustadt/WN gibt es erste Fälle einer hochansteckenden Krankheit, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

In Hans Schieders „Kaninchenwohnzimmer“ in Oberlind fühlen sich die süßen Fellknäuel wohl. Der Zuchtwart des Vohenstraußer Kleintierzuchtvereins hütet sie wie einen Augapfel. Und er empfiehlt in jedem Fall eine Schutzimpfung vor RHD2. Bild: dob
In Hans Schieders „Kaninchenwohnzimmer“ in Oberlind fühlen sich die süßen Fellknäuel wohl. Der Zuchtwart des Vohenstraußer Kleintierzuchtvereins hütet sie wie einen Augapfel. Und er empfiehlt in jedem Fall eine Schutzimpfung vor RHD2.

Alarm für Kaninchenzüchter: Die für Kaninchen sehr bedrohliche Krankheit "Rabbit Haemorrhagic Disease Typ 2", kurz RHD2, breitet sich in der Region aus. In Vohenstrauß verendeten am vergangenen Wochenende zwei vermeintlich kerngesunde Kaninchen eines Hobbyhalters. Tierärztin Yvonne Federl vermutete schon im Notdienst die meist tödlich verlaufende und hochansteckende Kaninchenseuche RHD. Nun bestätigt ein Speziallabor diese Befürchtung.

Die Tierärztin mahnt deshalb alle Kaninchenbesitzer zur besonderen Vorsicht. Dabei könnte ein kleiner Pieks das Leben der Tiere retten. Würden die Tiere geimpft, wäre die Gefahr gebannt. Ein großer Verfechter der Impfung ist Züchter Hans Schieder aus Oberlind, der seit 42 Jahren dieses Hobby beispielhaft pflegt. Seine Tiere wohnen in einem regelrecht eingerichteten "Hasenwohnzimmer", das piccobello aufgeräumt ist. Eine Stallkabine gleicht der anderen, vom Schreiner fein säuberlich selbst gezimmert. Nicht umsonst ist der Oberlinder im Besitz einer Bundessiegerhäsin, eines Europachampions und vieler anderer preisgekrönter Tiere. Der zweifache Familienvater geht regelmäßig auf große Schauen. Unter 8000 ausgestellten Kaninchen präsentierte er den schönsten Zwergwidder.

Schieder lässt seine Tiere regelmäßig impfen. Dabei geht der Zuchtwart des Vohenstraußer Kleintierzuchtvereins ganz penibel vor. Mittlerweile gebe es sogar die Variante 5 dieser hochansteckenden Krankheit. Er empfiehlt die Kombiimpfung - für alle Kaninchen. Die Krankheit werde auch im Verein total unterschätzt, bedauert er. Für ihn stünde als nächstes die Europaschau in Dänemark an. Allerdings weiß Schieder noch nicht, ob er teilnehmen kann. Sollte Vohenstrauß zum Sperrbezirk erklärt werden, sei eine Teilnahme nicht möglich, obwohl er mit seinen Tieren nicht betroffen ist.

Laut Federl bemühen sich weder Verkäufer von Kaninchen in Baumärkten noch viele Züchter, Kunden über diese schlimme Krankheit und unbedingt notwendige Impfung aufzuklären. Die tödlich verlaufende Krankheit grassiert immer wieder einmal und rafft in Gebieten mit vielen Wildkaninchen ganze Populationen dahin. Für viele Kaninchenbesitzer ist sie eine Katastrophe.

Die im Volksmund als Kaninchenseuche bezeichnete Krankheit ist eine schwere Viruserkrankung. Selbst wenn sie ein Langohr überstehen sollte, ist das Virus noch weitere sechs Monate im Tier aktiv und auch ansteckend. Übertragen wird die Krankheit durch blutsaugende Insekten wie Stechmücken und Flöhe. Aber auch durch verseuchtes Grünfutter aus Gebieten mit Wildkaninchen, den direkten Kontakt zweier Kaninchen, Stallzubehör, Fliegen oder den Menschen kann sich das Virus ausbreiten. Daher empfiehlt Tierärztin Yvonne Federl die Impfung auch für Kaninchen, die in der Wohnung gehalten werden.

Die erkrankten Tiere leiden still, fallen nur kurz durch Müdigkeit oder Fressunlust auf. Sie haben bald hohes Fieber und damit einhergehend eine Leberentzündung sowie Gerinnungsstörung. Diese führt meist innerhalb von 12 bis 36 Stunden zum Tod. Manchmal sind Blutungen aus der Nase oder auf Schleimhäuten für den Halter erkennbar, andere Tiere versterben ohne äußere Anzeichen. Das Virus wird von den betroffenen Tieren mit dem Urin, Kot und Atemwegssekreten ausgeschieden, warnt Federl. Der Erreger ist sehr widerstandsfähig und kann mehrere Monate an der Außenwelt überleben.

Für bereits erkrankte Tiere kommt eine Impfung zu spät. Deshalb sollten alle Kaninchenbesitzer den Impfstatus ihrer Tiere überprüfen und umgehend handeln, falls kein Impfschutz besteht. Das Veterinäramt interessiert sich nicht für die Seuche, da es keine Meldepflicht gibt und die Krankheit nicht unter die Seuchenverordnung falle.

 
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