Hätte uns am Silvestertag 2019 jemand prophezeit, wie zermürbend und für manche von uns unendlich traurig dieses Jahr 2020 werden wird – wir hätten den Sekt beim Böllern auf der Straße statt in die Gurgel wohl lieber in den Gully gekippt. Aber: Wir wussten es nicht, und stießen auf ein frohes, neues Jahr an. Voller Hoffnung und Zuversicht. Im Rückblick war es wohl töricht, anzunehmen, dass man nur den Zuckerguss des Honigkuchenpferds genießen darf. Niemand konnte ahnen, wie bitter es werden würde. Heuer steht Silvester unter einem besonderen Stern. Diesmal stoßen wir nicht mit Nachbarn und Freunden an. Die Pyrotechniker unter uns müssen sich mit Sterndlschmeißern begnügen. Glücklich darf sich schätzen, wer im Kreis der Familie feiern kann. In manchen Wohnungen und Heimen wird das "Dinner for one" zur traurigen Realität werden.
Selbst für Optimisten ist es eine Herausforderung, nach Monaten voller Beschränkungen und schlimmer Nachrichten den Mut nicht zu verlieren. Die einen ersticken zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung und Haushalt im Stress. Die andern versinken vor Langeweile in trüber Lethargie. Nur wenige steuern wirklich gut und entspannt durch die Krise. Vor allem junge und alte Menschen fühlen sich wie in ganzjähriger Winterstarre gefangen. Wie kann man sich inmitten der Pandemie Zuversicht und Freude erhalten? Diese Frage beantwortete die Sozialpädagogin an der Mittelschule in Vohenstrauß, Nadine Gehlert, vor einigen Monaten folgendermaßen: "Schwere Phasen gehören zum Leben. Man sollte sich regelmäßig daran erinnern, was man an sich und seinem Leben gut findet und mag. Sich die Dinge, die gerade so bleiben sollten und auf die man stolz ist, immer wieder in Erinnerung zu rufen, ist etwas, was dem eigenen Wohlbefinden stets gut tut."
Also gießen wir den Sekt auch an diesem speziellen Silvester nicht in den Gully, sondern wie gehabt frohen Mutes in die Gurgel. Seien wir hemmungslos töricht und wünschen uns ein gutes, neues Jahr 2021. Vielleicht hält es ja tatsächlich positive Überraschungen für uns bereit und beendet den weltweiten Spuk früher als befürchtet. Prosit Neujahr!