Der Waldkindergarten "Wilde Wichtel" erreicht dieser Tage das schulfähige Alter. Anlass für die Leiterin Sonja Janker und die Vorsitzende des Fördervereins, Petra Hager, Bürgermeister und Stadträten zu zeigen, was sich in den vergangenen sechs Jahren auf der Waldlichtung in der Nähe der Penzachhütte getan hat, wie dort mit und von der Natur gelebt und gelernt wird.
Der erste Eindruck lässt im Wortsinn aufhorchen: kein Kindergeschrei, dabei herrscht Hochbetrieb. Die Kinder verteilen sich in ihren riesigen Lern- und Spielräumen unter freiem Himmel und sind auffallend ruhig. Die älteren Herrschaften, die fast alle ihre Großeltern sein könnten, werden kurz begutachtet und sind dann auch schon wieder uninteressant. Umso interessierter zeigen diese sich an dem Kindergarten mitten im Wald, hören eineinhalb Stunden einer Erzieherin in Arbeitshosen und Treckingstiefeln zu, die leidenschaftlicher nicht berichten könnte von der so ganz anderen pädagogischen Arbeit in einem Waldkindergarten.
Abgesehen von einigen wenigen Schnittstellen mit konventionellen Vorschuleinrichtungen - auch der Waldkindergarten wird beispielsweise regelmäßig vom Gesundheitsamt besucht - wird hier zwar die Vorschulpädagogik nicht neu erfunden, aber der stundenlange Aufenthalt in der Natur scheint den Kindern mehr Zeit und Raum zu geben, die Kulturleistungen zu erwerben, wie sie in allen Kindergärten gelehrt werden. Denn die Kinder leben mit der Natur, erkennen, dass sich hier nichts erzwingen lässt, dass die Dinge Zeit brauchen, dass es aber auch in der Natur Gesetzmäßigkeiten gibt und man gut daran tut, diese zu beachten.
18 000 Schritte am Tag
Sonja Janker und ihr Team betreuen derzeit 11 Eulen und 13 Füchse. Die Eulen sind die ganz Kleinen von Zweieinhalb bis etwa Viereinhalb, die Füchse die Vorschulkinder. 24 Kinder, die an einem Vormittag im Wald locker 18 000 Schritte zusammenbringen, wie sie einmal spaßeshalber mit einem Schrittzähler gemessen haben. Die Aufteilung hat pädagogische Gründe, da ein Dreijähriger doch noch andere Dinge zu lernen hat wie ein Sechsjähriger. Die Kinder hätten mit der Einteilung kein Problem, sagt Janker. "Aber die sind unheimlich stolz darauf, wenn sie dann ein Fuchs sind." Ein Waldkindergarten hat aber auch seine eigenen Regeln. Die Bringzeit zum Beispiel ist zwischen 7.45 bis 8.15 Uhr und daran sollten sich Eltern auch nach Möglichkeit halten. Denn Janker sagt: "Wer von Anfang an dabei ist, findet eine andere Arbeitshaltung und ist anders dabei." Es ist daher nicht gern gesehen, um halb Zehn "einzuschweben" nach dem Motto: Hoppla, nun bin ich auch da. Janker spricht von "Waldarbeitszeit", von der Notwendigkeit, auch von den Kindern zu lernen, zu erkennen, wo das jeweilige Kind gerade in seiner Entwicklung steht, um ganz gezielt an Schwächen oder Stärken anzusetzen.
Keine Panik vor Zecken
Und wie oft kommt nun so eine Eule oder ein Fuchs mit Zecken nach Hause? Gar nicht, sagt Janker. Die wenigen Kinder, die hie und da mal eine Zecke abstreifen, lassen sich diese vor Ort entfernen. Die Stelle wird dann für alle Fälle zur Beobachtung noch mit einem Kreis markiert. Aber das Thema scheint keines zu sein; den Worten Jankers zufolge gab es heuer erst zwei Fälle von Zeckenbissen. Wobei Janker allerdings zur Impfung rät. Das schon. Bürgermeister Andreas Wutzlhofer wie auch die Handvoll Stadträte in seiner Begleitung zeigten sich beeindruckt von der Entwicklung des Kindergartens. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann das tun beim Sommerfest der "Wilden Wichtel" am 20. Juli.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.