Puh! Noch zu Beginn der abendlichen Gemeinderatssitzung ist es 30 Grad warm. Der Hitzesommer lässt nicht nach. Zur Sonne satt kommt im Sitzungssaal des Gemeindezentrums ein weiteres heißes Thema. Die Ratsversammlung hat über die Einleitung des Bauleitverfahrens zur Errichtung einer riesigen Photovoltaikanlage zu entscheiden. Ein Grundstückseigentümer im Ortsteil Grün ist bereit, bis zu 24 Hektar landwirtschaftliche Fläche für das spektakuläre Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Eine kleinere Fläche im Eigentum der Gemeinde soll das Gesamtareal abrunden. Als Pächter und Investor für den „Energiepark Oberbibrach“, so die offizielle Bezeichnung des Vorhabens, „firmiert“ die ENMAG-Verwaltungs-GmbH.
Der Investor rechnet mit einer Kraftwerksleistung von zirka 28 Megawatt. Damit soll der elektrische Versorgungsbedarf für circa 10.000 Haushalte gedeckt werden. Auch die CO2-Einsparung ist enorm. Die Planer rechnen mit zirka 26.000 Tonnen jährlich und mit einem Projekt regionaler Wertschöpfung, wie die Firmenvertreter dem Rat schon mehrmals versicherten. Das Thema köchelt nun schon seit gut einem Jahr. Zunächst „sacken lassen“ sollte der Rat das Sonnenstrom-Projekt, so der Wunsch des Bürgermeisters. Es gehe schließlich um eine bedeutende kommunale Infrastruktur-Entscheidung. Nun gab es mit einem Aufstellungsbeschluss für einen sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan und mit einer Änderung des Flächennutzungsplanes Nägel mit Köpfen.
Umweltschonend umgesetzt
Noch einmal versicherte Bürgermeister Alexander Goller das Recht der Bürgerschaft, sich im Anhörungsverfahren zu Wort zu melden. Ergänzend verwies der Sitzungsleiter auf die Absicht der Planer, das PV-Projekt umweltschonend zu errichten. Dazu zählte Goller eine Abstandsflächenregelung zu den Anwesen in Grün und einen zwei Meter hohen Sichtschutz mit Heckenpflanzungen entlang der Zufahrtsstraße zwischen Oberbibrach und Grün.
Projekt mit Vorbildcharakter
Der Gemeindechef nannte weitere Pluspunkte. „Kein Fleckerlteppich (weitere 100 Hektar sind schon angefragt) und langfristig die Hoffnung auf eine Wasserstoffnutzung. Eine Win-Win-Situation mit einer zusätzlichen Einnahmemöglichkeit für die Gemeinde, die rein rechnerisch die Selbstversorgung der Kommune sicherstelle. Mit Blick auf die politische und wirtschaftliche Gesamtsituation urteilte Goller: „Wir reden über ein Leuchtturmprojekt und geben ein Statement für mehr Nachhaltigkeit“.
Dagegen stand für Gemeinderat Hermann Nickl ein „Leuchtturm“ in weiter Ferne. Aus Sicht der Landwirtschaft sei eine PV-Freiflächenanlage in dieser Größenordnung unverantwortlich, stellte der Rosamühler „Feldherr“ fest. Allenfalls sei das Projekt aus Sicht der Gemeinde interessant. Bedenken äußerte auch Margarete Kreutzer. „Wir müssen uns bewusst sein, dass bei einem 24 Hektar großen Flächenbedarf erheblich in die Landschaft eingegriffen wird“. Da gebe es im Anhörungs- und Genehmigungsverfahren noch viel Redebedarf, prophezeite die CSU-Gemeinderätin.
Das Gremium beschloss schließlich gegen die Stimme von Hermann Nickl den Einstieg in das Bauleitverfahren. Der Geltungsbereich soll einmal 268.000 Quadratmeter umfassen. Damit verbunden ist die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden. Die Kosten einschließlich des naturschutzrechtlichen Eingriffs, der Ausgleichsflächenregelung und aller Erschließungsmaßnahmen gehen auf Rechnung der Investors.
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