Vorbach
11.10.2020 - 11:46 Uhr

Mit einem dicken Rücklagenpolster wie in Vorbach regiert es sich leichter

Leere Kassen sind in Vorbach längst ein Fremdwort. Die Schatzkiste der Gemeinde ist gut gefüllt, wie ein Blick in das Haushaltswerk 2020 zeigt, das die Ratsversammlung mit Verspätung verabschiedet

Mit einer Restfinanzierung von einer Million Euro ist im Gemeindehaushalt 2020 das kommunale Wohngebäude in Vorbach die größte Investitionsmaßnahme. Wohl bayernweit einmalig ist die Förderung von 90 Prozent. Bild: do
Mit einer Restfinanzierung von einer Million Euro ist im Gemeindehaushalt 2020 das kommunale Wohngebäude in Vorbach die größte Investitionsmaßnahme. Wohl bayernweit einmalig ist die Förderung von 90 Prozent.

Trotz besorgniserregender Vorzeichen durch die Corona-Pandemie glänzt die Kommune mit einer imposanten Entwicklung. Allerdings: die heimtückische Krankheitswelle macht sich auch in Vorbach bemerkbar. Nicht in der Bekanntgabe steigender Krankheitszahlen, sondern durch wirtschaftliche Einbrüche. Sichtbares Zeichen ist der Rückgang der Gewerbesteuer, einer Ertragssteuer auf die Gewinne der Gewerbebetriebe.

Mit den üppigen Gewerbesteuereinnahmen der letzten Jahre senkte die Kommune ihre Verschuldung auf Null – ein wichtiger Anhaltspunkt für fette Einahmen und eine seriöse Haushaltswirtschaft. Doch die Gewerbesteuerzahlungen sinken. Die wirtschaftliche Talsohle ganzer Industriezweige ist unverkennbar. Konnte sich Vorbach noch vor zwei Jahren über eine 8 Millionen Euro schwere Gewerbesteuer freuen, agieren Kämmerer Michael Eisner und mit ihm Bürgermeister Alexander Goller und der Rat in Krisenzeiten mit Blick auf diese spezielle Einnahmenenquelle vorsichtig. Annähernd zuverlässige Prognosen für die nächsten Jahre sind unmöglich, merkt der Kämmerer in seinem Haushalts-Vorbericht an.

Das Gesamtbild des Kommunalhaushaltes 2020 erscheint abgesehen von der Gewerbesteuerquelle dennoch höchst erfreulich. Kalkulierte das „Schatzamt“ der Verwaltungsgemeinschaft für 2019 noch mit 2 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen, sind im Haushaltsplan 2020 nur noch 1,368 Millionen Euro veranschlagt. Für eine 1000-Seelen-Gemeinde immer noch ein verheißungsvoller Wert.

Zähneknirschend muss das zum 1. Mai 2020 mit vielen neuen Gesichtern besetzte Gremium auch mit den Tücken des kommunalen Finanzausgleiches zurecht kommen. Die Gewerbesteuersegnungen der letzten Jahre führten zu einer überdurchschnittlichen Finanzkraft der Kommune und damit verbunden zu einer Kappung der staatlichen Schlüsselzuweisungen. Auch der Landkreis profitiert vom wohlhabenden Vorbach. Die Steuersystematik des kommunalen Finanzausgleiches verpflichtet die Kommune bedingt durch die hohen Gewerbesteuerzuflüsse aus 2018 zu einer Kreisumlage in Höhe von 2,8 Millionen Euro. Ein Rekord, der sich ungewöhnlich stark auf den Gesamthaushalt auswirkt. So bedarf es zum Ausgleich des Verwaltungshaushaltes einer Zuführung aus dem Vermögenshaushalt. Ein Novum für kommunale Haushalte.

Ein Streifzug durch die Einzelpläne des Verwaltungshaushaltes zeigt die großen Aufgabenstellungen auch einer kleinen Gemeinde. Ins Gewicht fallen besonders die Schulverbandsumlage mit 123.000 Euro, die Betriebskostenförderung und Zuschüsse für die Kindertagesstätte (197.000 Euro), der Unterhalt der Gemeindestraßen (68.000 Euro), die Kosten der Wasserver- und Abwasserentsorgung, die Kosten des Gemeindebauhofes und mit 175.000 Euro eine satte Umlage zur Verwaltungsgemeinschaft. Viele Ausgaben werden allerdings zumindest teilweise durch staatliche Zuwendungen kompensiert. Der Dorfladen erfordert bei Einnahmen von 350.000 Euro und Ausgaben von 431.000 Euro einen Zuschuss in Höhe von 81.000 Euro.

Im Verwaltungshaushalt mit seinem Gesamtvolumen von fast 5,3 Millionen Euro (Vorjahr 4,2 Milllionen Euro) bewegen sich die weiteren Einahmen auf Vorjahresniveau. Die Kämmerei rechnet zum Beispiel mit 710.000 Euro Einkommens- und Lohnsteueranteil. 702.000 Euro waren es 2019. Deutlich höher fallen mit 226.000 Euro die Zuweisungen und Zuschüsse aus (2019: 123.000 Euro). Eine veränderte Ausgabenentwicklung ist neben der gewaltigen Kreisumlage auch bei der Gewerbesteuerumlage zu beobachten. Sie steigt von 500.000 Euro im Vorjahr auf nunmehr 640.000 Euro.

In einer Sondersitzung vorberaten, beurteilten Bürgermeister Dr. Alexander Goller und die Ratsversammlung den Vermögenshaushalt als wichtigen Gradmesser zukunftsorientierten Wirtschaftens. Hervorzuheben seien die bereits beschlossenen Projekte und Baumaßnahmen, die voraussichtlich noch im Haushaltsjahr 2020 beendet werden oder schon als beendet gelten. Die Haushaltsplanung enthält als größte Investition Restmittel für das kommunale Wohnbauprojekt in Vorbach (1 Millionen Euro), die Sanierung der Ortsdurchfahrt Höflas (365.000 Euro), ein neues Feuerwehr-Löschfahrzeug für die FFW Vorbach (310.000 Euro) und Ausgaben für verschiedene Dorferneuerungsmaßnahmen in Höhe von 333.000 Euro. Für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Vorbach ist im Haushalt 2020 ein erster Finanzierungsansatz in Höhe von 100.000 Euro enthalten.

Baumaßnahmen im Bereich der Kreisstraßen-Engstelle und ein Zuschuss zur Sanierung der Filialkirche St. Anna in Höhe von 75.000 Euro ergänzen den Investitionshaushalt. Einkalkuliert sind auch Einnahmen aus dem Verkauf gemeindeeigener Grundstücke, der Erwerb von Gemeinbedarfsflächen und erhebliche Ansätze für Erschließungs- und Herstellungsbeiträge zur Wasserver- und Abasserentsorgung. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Gesamtsumme des Vermögenshaushaltes um 28,7 Prozent auf 4,12 Millionen Euro.

Trotz der Millionenzahlungen für die Kreisumlage, der Kappung der Schlüsselzuweisungen und rückläufiger Gewerbesteuereinnahmen brauchen Bürgermeister und Gemeinderat nicht trauern. Die Kommunalpolitiker und die Vorgängerregierung der Gemeinde bewiesen beim Aufspüren staatlicher Fördermittel viel Einfallsreichtum und ein glückliches Händchen. Immerhin kann die Gemeinde im Haushaltsjahr 2020 mit staatlichen Zuweisungen in Höhe von 3,3 Millionen Euro rechnen. Ergänzt durch Beitragseinnahmen von 590.000 Euro und einer Rücklagenentnahme in Höhe von 1,1 Millionen Euro zeigt sich der Gemeindehaushalt 2020 auch ohne die sonst üblichen Zuführungen aus dem Verwaltungshaushalt stabil und zukunftsorientiert.

Im Investitionsprogramm enthalten sind unter anderem der Neubau des Feuerwehrgerätehauses Vorbach im kommenden Jahr, der Radwegebau von Oberbibrach nach Schlammersdorf, Baulanderschließungen und Baumaßnahmen am Gemeindebauhof. Ab 2022 haben dann die Dorferneuerung und der Hochwasserschutz in Oberbibrach Priorität.

Seit der Bezahlung der letzten Tilgungsrate im Jahr 2019 ist die Gemeinde schuldenfrei.

Bürgermeister Alexander Goller

„Seit der Bezahlung der letzten Tilgungsrate im Jahr 2019 ist die Gemeinde schuldenfrei“, bilanzierten Bürgermeister und Kämmerer. Die sogenannte Pro-Kopf-Verschuldung, ein Gradmesser für gesundes Wirtschaften, ist in Vorbach Geschichte. Auch ein Blick in die sogenannte Allgemeine Rücklage lässt ein glückliche Gemeinde erkennen. Trotz der veranschlagten Entnahmen rechnen Bürgermeister, Rat und Verwaltung am Jahresende mit einem Rücklagenstand in Höhe von 8,9 Millionen Euro. Ein sensationeller Wert und die Basis zur Fortsetzung einer erfolgreichen Kommunalpolitik. Das Gremium billigte das Haushaltswerk 2020 einstimmig.

 
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