Vorbach
22.10.2018 - 13:39 Uhr

Sparen oder nicht sparen

Beschlossene Sache ist ein neues Löschfahrzeug für die Feuerwehr Vorbach. Es soll ein Löschtanker des Typs LF 20 werden. Eine teure Angelegenheit.

Überwiegend aktive Brandschützer verfolgten die Beratung des Gemeinderates zum Kauf eines neues Löschgruppenfahrzeuges vom Typ LF 20. Bild: do
Überwiegend aktive Brandschützer verfolgten die Beratung des Gemeinderates zum Kauf eines neues Löschgruppenfahrzeuges vom Typ LF 20.

Das rote Auto kostet über 400 000 Euro. Bei dieser für ein 500-Einwohner-Dorf gewaltigen Summe schlägt der Bürgermeister Werner Roder eine Einsparung vor. Doch an diesen 8000 Euro scheiden sich die Geister. Übereinstimmung herrscht zunächst für die Forderungen der Wehr nach einer zeitgemäßen Ausrüstung. "Wir brauchen aus Sicherheitsgründen Technik auf der Höhe der Zeit", heißt es aus Kreisen der Aktiven. Aus Sicht der Brandschützer wird es deshalb Zeit für ein neues Löschfahrzeug.

Das alte LF vom Typ 8/6 geht auf die 30 Jahre zu. Einig sind sich die Spritzenmänner und der Gemeinderat, auf ein Löschgruppenfahrzeug des Typs LF 20 zu setzen. Der Löschtanker verfügt über Allradantrieb und hat einen fest eingebauten Wassertank von mindestens 2000 Liter. "Ein paar Hundert Liter mehr könnten es aber auch sein", sagen die Feuerwehrler wegen des Löschteichmangels im Bereich Vorbach.

Mit Partner sparen

Einen Grundsatzbeschluss zur Beschaffung eines LF 20 fasste der Gemeinderat schon am 11. April 2018. Ergebnislos verlief die anschließende Suche nach einer Partnerwehr, um beim Kauf eines baugleichen Fahrzeuges geschätzte 10 000 Euro einsparen zu können. Auch ein weiterer Hoffnungsschimmer verschwand am Horizont. Die Firma Novem lehnt es nach Angaben des Bürgermeisters ab, sich an der Finanzierung des Fahrzeuges zu beteiligen. Nur der Feuerwehrverein bleibt bei der Stange. "Eine mündliche Zuschusszusage von 5000 Euro liegt vor", gab Roder bekannt. Bereits in den vergangenen Jahren ließ der Verein in diverse Geräte-Anschaffungen und Sanierungsarbeiten etwa 35 000 Euro fließen.

In Sicherheit investieren

Der Führungsspitze der Wehr war es im Einvernehmen mit dem Bürgermeister vorbehalten, in den vergangenen Monaten an der Ausrüstung des Löschfahrzeuges, abgestellt auf Vorbacher Verhältnisse, zu tüfteln. Das Ergebnis zeigt sich in einem Leistungsverzeichnis. Unter dem Strich ergibt sich eine Kostenschätzung für die Lose Fahrzeug, Aufbau und Beladung von über 400 000 Euro. "Ein Batzen Geld im Gegenwert eines neuen Wohnhauses", so der Vergleich des Sitzungsleiters. "Viel Geld, das der Sicherheit der Bürger dient", ergänzte Roder.

Der Bürgermeister rechnet nach Abzug der staatlichen Förderung mit einem Eigenanteil der Gemeinde in Höhe von mindestens 300 000 Euro. Angesagt war in der Ratsversammlung schnellstmögliches Handeln. Roder verwies auf EU-rechtliche Vorgaben für das Auftragsverfahren und drängte zur Eile. In spätestens zwei Tagen müsse die Auftragsbekanntmachung über die Regierung bei der EU-Vergabestelle ankommen. Doch dann schieden sich die Geister am Vorschlag Roders, auf Schlauch- und Verkehrshaspeln am Heck des neuen Löschfahrzeuges zu verzichten. Der Bürgermeister begründete seine Auffassung zum Verzicht auf die etwa 8000 Euro teuren Heck-Haspeln unter anderem mit Überlegungen, bei einem Neubau der Fahrzeughalle die genormte Stellplatzlänge von 12,5 Metern nicht einhalten zu müssen. Gleichwohl versicherte Roder, dass es ihm nicht um die Größe einer künftigen Fahrzeughalle gehe.

Flexibel bleiben

Roder verwies auf versicherungsrechtliche Vorgaben mit kurzfristigen Zeitfenstern bei der Unterbringung des LF 20 im alten Feuerwehrhaus, rief als Zeugen für einen Verzicht der Haspeln den Fachberater der Regierung auf und empfahl, die Druckschläuche und Gerätschaften zur Verkehrsabsicherung in den Gerätefächern des Löschfahrzeuges unterzubringen. "Damit bleiben wir mit Blick auf das Zeitfenster des Gerätehaus-Neubaues flexibel und sparen Kosten." Der Gemeindechef verwies auf weitere Bedenken des Fachberaters. Die Anbringung von Heck-Haspeln führe zu einer Verschlechterung der Fahreigenschaften des Löschfahrzeuges, zitierte Roder aus der Stellungnahme der Förderbehörde. Eine Empfehlung, die der in der Gemeinderatssitzung anwesende Kommandant Johann Groher nicht teilte. Der Chef der Aktiven sah keine Gründe, die Heck-Haspeln wegzulassen. Man könne bis zum Bau eines neuen Feuerwehrhauses die Geräte im alten Gebäude in 30 Sekunden an- und abbauen, argumentierte Groher.

Potenzial ausschöpfen

Der Kommandant berief sich zudem auf die Aussage des Kreisbrandrates, bei den Einsätzen des neuen LF 20 so viel Wasser wie nur möglich ins Fahrzeug zu bringen. "Verstauen wir die Haspeln im Geräteraum des Fahrzeuges, bleibt ein Teil der Tankbeladung auf der Strecke", erläuterte Groher. Der Kommandant weiter: "Auf Vorbach ist die Empfehlung zugeschnitten, im künftigen LF mehr Wasser draufzupacken."

Diesem Argument widersprach Roder mit der Bemerkung: "Irgendwann muss es gut sein". Es gehe nur darum, sich mit Blick auf einen Gerätehaus-Neubau nicht unter Zeitdruck bringen zu lassen. Dieses Risiko nannte stellvertretender Kommandant Stefan Lautner überschaubar. Unterstützung erhielt er von Gemeinderat Manfred Plößner. "Außen-Haspeln sind praktischer und vergrößern den Einsatzwert." Konrad Schweiger empfahl, sich nach Erfahrungswerten anderer Feuerwehren zu erkundigen - und die haben Heckhaspeln, klang es aus den Reihen der Feuerwehrmannschaft. Schließlich blieb der Bürgermeister der einsame Rufer. Gegen die Stimme des Rathauschefs beschloss das Gremium die sogenannte Auftragsbekanntmachung für das geplante Löschfahrzeug des Typs LF 20 einschließlich der Heck-Haspeln.

Fortentwicklung des ländlichen Raumes:

Das Integrierte ländliche Entwicklungskonzept (ILEK) ist keine verbindliche Handlungsanweisung. Zielsetzung ist die Fortentwicklung des ländlichen Raumes speziell im Bereich des Kooperationsraumes Vierstädtedreieck.

Zwei Jahre arbeiteten die zehn Kommunen im ständigen Kontakt mit den Bürgern bei Bürgerversammlungen und Workshops an einer Wegweisung, die kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Planungsbüro „Stadtstrategien“ in Grafenwöhr den Kommunalpolitikern vorgestellt wurde. „Ein Zuckerl sind höhere Fördermittel für Einzelprojekte“, verwies Bürgermeister Werner Roder in der Gemeinderatssitzung auf die Finanzierungswege.

Den Sinn von ILEK hinterfragte Martin Wiesend: „Wie soll der Wunschkatalog umgesetzt werden?“ Beispielhaft verwies Wiesend auf viele offene Fragen bei einer künftigen Veranstaltungs-App. Der Bürgermeister betonte die Notwendigkeit, die einzelnen Projekte der Gemeinden aufeinander abzustimmen. Wichtig sei deshalb der ständige Kontakt zwischen den Kommunen. Dabei könne jeder vom anderen lernen. Aus Vorbacher Sicht hielt Werner Roder das Leitprojekt des ländlichen Wegebaues für sinnvoll, weil man nur über das ILEK an Fördermittel gelangen könne. Aus der Sicht von Margarete Kreutzer bringt das neue Konzept nicht viel Neues. Gleichzeitig betonte sie, dass möglicherweise die Gemeinschaft die Stärke von ILEK ausmache. Der Beitrittsbeschluss erfolgte einstimmig. (do)

 
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