Wackersdorf
21.12.2020 - 09:20 Uhr

Auf "Forscherreise" im Sonnensystem

Marianne Knauer, die Leiterin des Wackersdorfer Kindergartens "Villa Kunterbunt", ist zurecht stolz: Eine junge Forschergruppe aus der Einrichtung gewinnt bei einem bundesweitem Wettbewerb zwei Hauptpreise. Dafür gibt es viel Geld.

"Wenn bei uns Tag ist, wo ist dann die Nacht?" Fragen wie diesen gingen die Kinder in der Wackersdorfer Kita "Villa Kunterbunt" in freien Experimenten und Versuchen auf den Grund und gewannen damit bei einem bundesweitem Wettbewerb gleich zweimal. Bild: Daniela Huber/exb
"Wenn bei uns Tag ist, wo ist dann die Nacht?" Fragen wie diesen gingen die Kinder in der Wackersdorfer Kita "Villa Kunterbunt" in freien Experimenten und Versuchen auf den Grund und gewannen damit bei einem bundesweitem Wettbewerb gleich zweimal.

Die "Mutter" des Erfolgs ist die Projekterzieherin Daniela Huber. „Warum können wir nur am Tag die Farben sehen?“, wollten die Kinder des Gemeindekindergartens "Villa Kunterbunt" in Wackersdorf auf ihre Anregung hin wissen. Diese Frage war der Beginn eines Forschungsprojekts, das die Mädchen und Jungen mit ihren Erzieherinnen und Erziehern entwickelten. "Ein herausragendes Beispiel für gute frühkindliche Bildungsarbeit im MINT-Bereich", fand die Experten-Jury des Kita-Wettbewerbs „Forschergeist“ und kürte die Einrichtung zunächst zum Landessieger in Bayern; eine zweite Auszeichnung folgte. Als Landessieger erhält die Kita 2000 Euro, als Bundessieger zusätzlich 3000 Euro zur Förderung der Qualität der mathematischen, informatischen, naturwissenschaftlichen oder technischen Bildungsarbeit in der Kindertagesstätte.

Der „Forschergeist“ ist ein bundesweiter Kita-Wettbewerb der Deutsche Telekom Stiftung und der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. „Kinder sollen den Herausforderungen unserer immer komplexer werdenden Welt erfolgreich begegnen können“, sagte Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, bei der Preisverleihung vor wenigen Tagen. „Eine gute frühe MINT-Bildung in der Kita, umgesetzt von qualifizierten Pädagoginnen und Pädagogen, legt den Grundstein für vielfältige Kompetenzen wie Urteilsfähigkeit, Kreativität und kritisches Denken.“

Zu Beginn des Kindergartenjahres und inspiriert durch Gruppennamen der Kita- und Krippenkinder aus der Astronomie ("Sternenhimmelgruppe", "Mondscheingruppe" und ähnliche mehr) beschlossen die pädagogischen Fachkräfte, das Projekt "Weltall" für alle Kinder der Kindertagesstätte zu starten. Die Vorschul- und Mittelkinder trafen sich mehrmals wöchentlich in der "Forscherwelt" der Kita. Beim ersten Treffen fiel den Mädchen und Jungen auf, wie hell und warm die Sonne ins Forscherzimmer schien. Eine Forscherreise ins Sonnensystem begann.

Es entwickelten sich Fragen zu Sonne, Licht und Schatten und zum unterschiedlichen Erscheinungsbild des Mondes. Beim Ansehen eines Films zu dem Thema "Planeten" kamen Fragen zum Sonnensystem auf. In freien Experimenten und Versuchen gingen die Kinder ihren Fragen auf den Grund. Bei einem selbst ausgedachten Spiel versuchten sie, die Schatten der Anderen zu überspringen oder probierten in der Forscherwelt mit Hilfe eines Tageslichtprojektors und eines Baulichts verschiedene Schattenbilder- und Tänze aus. Daraus entwickelte sich die Idee eines Schattentheaters.

Die Mädchen und Jungen erforschten mittels Taschenlampenlicht, wie sich der Schatten veränderte, "lenkten" das Licht mit CD-Rohlingen und Spiegeln. Leere Papierrollen dienten als Teleskope, mit denen sie an die Decke schauten. Mit Hilfe eines kleinen, selbst-gestalteten Anschauungsmodells konnten die Kinder sehen, auf welcher Erdhalbkugel Tag und auf welcher Nacht ist.

Deutschlands beste Kita-Projekte ausgezeichnet

Die Mondphasen entdeckten sie in der Selbstdarstellung: Eine Lampe stellte die Sonne dar, der Kopf des jeweiligen Kindes die Erde. Das Kind drehte sich um die eigene Achse, in der ausgestreckten Hand hielt es den Mond, der mit einer auf einem Holzstab gesteckten Styroporkugel dargestellt wurde. So konnten die kleinen Forscherinnen und Forscher deutlich die Licht und Schattenseiten des Mondes sehen. Sternenbilder stellten sie mittels mit Löchern vorgestanztem, schwarzen Tonpapier, das in einen Briefumschlag steckte, dar. Mit einer Taschenlampe angeleuchtet, konnten die Mädchen und Jungen so den Sternenhimmel "sehen".

Die Kinder bauten auch ein Mini-Sonnensystem mit der Sonne als "größten Ball". Die Planeten stellten sie mit Styroporkugeln und kleineren Holzkugeln dar. Um die Laufbahn der Planeten zu zeigen, befestigten sie spontan zwei unterschiedlich große Holzkugeln an zwei unterschiedlich langen Schnüren. Nun konnte ein Kind die beiden "Planeten" an den Schnüren halten und versuchen die "Planeten um sich zu drehen". Um den Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter abzubilden, legten die Kinder Steine und "Papiersteine" zwischen die beiden Umlaufbahnen der Planeten. Gemeinsam legten sie so ihr eigenes Sonnensystem und zeigten und erklärten es anschließend den anderen Kindern in der Kita. An zwei offenen Forschertagen präsentierten die Kinder den Eltern ihre Forscherarbeit.

Hintergrund:

Zwei Erfolge für ganz junge Forscher

  • Einrichtung: Kindergarten "Villa Kunterbunt" in Wackersdorf-Heselbach
  • Erfolge: Als Landessieger auch mit dem „Forschergeist“-Bundespreis ausgezeichnet.
  • Projektzeitraum: 10.10.2019 bis 29.1.2020
  • Thematischer Schwerpunkt: Mathematik, Naturwissenschaften
  • Projektname "Auf Forscherreise - vom Licht der Sonne zum Sonnensystem"
  • Veranstalter: Deutsche Telekom Stiftung und Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
  • Urteil der Jury: "Das Forscherprojekt hat Kinder und Erwachsene weit über die eigene Umgebung hinausgeführt. Eine besondere Stärke des Projekts ist die Einbettung vertiefender Forscher-Aktivitäten in ein übergreifendes Projekt der Kita und die Verzahnung mit anderen Bildungsbereichen."
Der Kindergarten "Villa Kunterbunt" im Wackersdorfer Ortsteil Heselbach Bild: Gemeinde Wackersdorf/exb
Der Kindergarten "Villa Kunterbunt" im Wackersdorfer Ortsteil Heselbach
 
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