Dort, wo sich die Familie eigentlich am sichersten fühlen sollte, lebe sie am gefährlichsten, sagt Gleichstellungsbeauftragte Helga Forster. "Nein zu Gewalt an Frauen" - an der mittlerweile vierten Veranstaltung zum UNO-Gedenktag beteiligten sich am Montag im Mehrgenerationenhaus 20 Netzwerkpartner. Sprecherin Helga Forster wird nicht müde, das Ausmaß und die Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen anzuprangern und auf die Handlungsdefizite bei der Intervention aufmerksam zu machen. Die Formen seien vielfältig und reichten von struktureller über körperliche bis hin zu sexualisierter Gewalt.
Chor und Tanzprobe
Die Kooperationspartner unterstützen die Kampagne von "Terre des Femmes" nach dem Motto "Jetzt Mädchen stärken". Die Schwandorfer Mädchenrealschule hat sich mit der Initiative auseinandergesetzt und das Thema in Szenenspielen, musikalischen Beiträgen und Tanzaufführungen in einer beeindruckenden Weise aufgearbeitet. Da schämt sich die Mutter für ihr Verhalten, geben sich die Kinder die Schuld, wenn sie der Vater schlägt. Der Arzt glaubt der Frau nicht mehr, "dass sie schon wieder hingefallen ist". Doch es gibt aufmerksame Nachbarn, die die Polizei einschalten. Mutter und Kind finden Zuflucht im Frauenhaus, leben endlich ohne Angst. Zurück bleibt der alkoholabhängige Vater, der plötzlich erkennt, "dass er vor einem Scherbenhaufen steht".
Emilie Rester moderierte, der Chor "Voiced" intonierte, die Tanzgruppe zerriss die Ketten ("Break the Chain"), die Solotänzerin Sarah Schießlbauer ließ Träume wahr werden und die Solosängerinnen Inara Özkalayci, Katharina Köhler und Stefanie Korn bauten die geschundenen Frauen und Mädchen wieder auf. Landrat Thomas Ebeling, seine Stellvertreter Joachim Hanisch und Arnold Kimmerl sowie Bürgermeister Thomas Falter waren begeistert und überreichten den jungen Damen Rosen als Anerkennung.
Tatort eigene Wohnung
Forster will die Rollenklischees aufbrechen und jenen gesellschaftlichen Gruppen die Stirn bieten, "die gewalttätiges Verhalten in den Familien immer noch tolerieren und als Privatangelegenheit abtun". Die eigene Wohnung sei für Frauen der häufigste Tatort. Die Sexualität nutze der Mann als Waffe, um seine Macht zu demonstrieren und den Partner zu erniedrigen. "Keine Straftat ist so männlich dominiert wie die sexualisierte Gewalt", sagt Forster. In nur 20 Prozent der Fälle geschehe das Verbrechen im öffentlichen Raum, am häufigsten dagegen in den eigenen vier Wänden. Helga Forster prangerte "den Mythos der Falschanzeigen" an und findet es auch unerträglich, "dass vielen Betroffenen nach einer Vergewaltigung nicht geglaubt wird". Sie dankte schließlich den Beratungsstellen für die Präventionsarbeit und ermunterte sie, nicht nachzulassen in ihrem Bemühen, den betroffenen Frauen und Kindern zu helfen. Denn: "Gewalt gegen Frauen und Mädchen findet statt - überall und jeden Tag."
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