Wackersdorf
06.08.2023 - 16:30 Uhr

Wackersdorfer Pfarrer will nicht mehr im Kirchendienst arbeiten

Der Abschied war hochemotional. Die Erklärung fiel dem Wackersdorfer Pfarrer Christoph Melzl (44) vernehmbar schwer. Der Geistliche teilte den überraschten Gottesdienstbesuchern mit, dass er aus dem kirchlichen Dienst ausscheiden werde.

Ein Jahr lang hat Pfarrer Christoph Melzl aus Wackersdorf mit sich gerungen, in einer Supervision Hilfe gesucht und sich professionell begleiten lassen. Nun steht sein Entschluss fest. Der katholische Geistliche möchte nicht länger in dieser Kirche arbeiten. Am Sonntag feierte er im Pfarrheim (die Kirche St. Stephanus wird gerade renoviert) zum letzten Mal Gottesdienst in der Gemeinde. Zum 1. September scheidet er aus dem kirchlichen Dienst aus. Bis dahin geht er erstmal in Urlaub. „Ich danke Ihnen für die guten Jahre in Wackersdorf“, sagte der sichtlich bewegte Geistliche zu den Gottesdienstbesuchern.

Nachdem die Nachricht bereits am Samstagabend in den sozialen Medien verbreitet worden war, konnte Pfarrer Melzl „die ganze Nacht nicht schlafen“. Er habe „so viele positive Rückmeldungen und aufmunternde Worte“ bekommen, für die er sich bedanke, so der Geistliche. Er bat um Verständnis für seine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen sei. Vor allem die Arbeit mit den Kindern und den Jugendlichen werde ihm fehlen. „Ihr seid super“, rief er ihnen zu und gab ihnen mit auf den Weg: „Schwimmt euch frei und lasst euch nicht einsperren“. Wie in einem Gefängnis habe er sich zuletzt gefühlt, versicherte Pfarrer Christoph Melzl seiner Pfarrgemeinde, und dieses Gefühl habe ihn krank gemacht.

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Die Ursachen sind bekannt. Pfarrer Melzl ist ein Befürworter des synodalen Weges, sein Vorgesetzter, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, ein entschiedener Gegner. Das passte nicht mehr zusammen, deshalb zog der Wackersdorfer Pfarrer nun die Reißleine. Er wird ab Oktober eine Stelle bei einem außerkirchlichen Bildungsträger annehmen.

Der Abschied nach dem Gottesdienst war sehr emotional. Besonders herzlich dankte Pfarrer Melzl dem evangelischen Religionspädagogen Helgo Boehlkau, mit dem er beruflich eng zusammengearbeitet habe. Melzl nahm die Gläubigen nach dem Gottesdienst noch einmal in den Arm und dankte ihnen für die jahrelange Begleitung.

 
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