In seiner Funktion als Ortsheimatpfleger und erster Vorsitzender der Vereine „Heimatkundlicher Arbeitskreis“ (HAK) und „Weydhauser Fähnlein“ richtete Andreas Ringholz einen Antrag an die Gemeinde und den Marktrat. Ein Ereignis bei Waidhaus, das vor 400 Jahren ganz Europa bewegte, soll dabei in den Mittelpunkt rücken. Im Jahr 1621 standen sich von Mai bis September die Truppen der „Protestantischen Union“ unter Mansfeld mit den Truppen der „Katholischen Liga“ unter Tilly zwischen Waidhaus und Roßhaupt gegenüber. Mehrere 10 000 Soldaten und Menschen belagerten sich in dieser Zeit gegenseitig und es kam auch zu kleineren und größeren Gefechten. Ringholz begründete seinen Antrag maßgeblich: „Der Ausgang der Verhandlungen beeinflusste die Länge und den Verlauf des dann 30 Jahre währenden Konflikts maßgeblich und ist somit von europäischer Bedeutung.“ Erst nach Einnahme der katholischen Truppen wurde die „Obere Pfalz“ wieder „katholisch gemacht“ und kam schließlich 1623 zu Bayern.
Die Ideen des leidenschaftlichen Heimatkundlers sind weit gediehen: Er schlug gleich ein ganzes Gedenkjahr vor, mit einer Ausstellung, Führungen und Veranstaltungen zu diesem Thema. Als Höhepunkt sah er Mitte Juli 2021 ein historisches Fest mit Markttreiben und Lagerleben, ähnlich dem Mittelaltermarkt zum Heimatfest 2013. Ringholz riet jedoch auch zur Vorsicht bei dem Vorhaben: „Allerdings sollten die teilnehmenden Lagergruppen auf das 17. Jahrhundert beschränkt werden, um eine gewisse Authentizität zu wahren.“ Um den Zuschauern einen Eindruck zu vermitteln, wären verschiedene Vorführungen denkbar, im Sinne eines "lebendigen Klassenzimmers für Jung und Alt".
Die kriegerische Auseinandersetzung sei zwar wirklich kein Grund zum Feiern, jedoch sollte dieses historische Datum nicht ohne Würdigung von Seiten der Marktgemeinde verstreichen. Die Zeit der Belagerung in Waidhaus 1621 beurteilte er aufgrund seiner Recherchen gar als „grausame und schreckliche Zeit für die Waidhauser Bevölkerung“. Umso mehr müssten die Bürger erleichtert gewesen sein, als die Truppen im Herbst 1621 wieder abgezogen sind. Eher auf diesen Truppenabzug sollte sich deshalb das Augenmerk der gewünschten Festivität richten.
In seinem Antrag ließ er noch wissen, dass eine Bezeichnung des Festes noch zu erarbeiten sei. Als Veranstalter müsste die Gemeinde auftreten, weil er das finanzielle Risiko für einen oder mehrere Vereine einfach für zu hoch beurteilte. Dass der versierte Hobbykundler mit seiner Idee nicht alleine dastand, zeigte bereits kürzlich eine Sitzung der Vereinsgemeinschaft. Alle anwesenden Vereinsvorstände erklärten einstimmig, an solch einem Fest mitwirken zu wollen. Auch der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft, Tobias Kirner, war bereits „Feuer und Flamme“, was seine Teilnahme an der Marktratssitzung untermauerte. Zum Markttreiben wünschen sich beide ein Fest mit Musik und Ausschank.
Das Zahlenspiel von Ringholz: „Seit dem letzten Heimatfest wären dann auch bereits wieder acht Jahre vergangen. Sollte es 2021 nicht zu einem Fest kommen, müsste anderenfalls 2023 wieder ein Heimatfest gehalten werden zum 885-jährigen. Oder eben dann 2021 das „400-jährige“ und dann erst wieder 2028 ein Heimatfest zum 890-jährigen, was wieder ein volles Jahrzehnt darstellen würde.“
SPD-Fraktionssprecher Johannes Zeug zeigte sich als Erster begeistert: „So ein Fest könnte zu einem Aushängeschild für Waidhaus werden.“ Dazu erinnerte er an das Heimatfest 2013 mit Tausenden von Besuchern. Auch das Thema passe, zumal Historienfeste andernorts sogar bei jährlichen Wiederholungen auf großen Zuspruch stießen. Zeug bat einzig darum, nicht die damals kriegerische Auseinandersetzung zu rühmen, sondern den Frieden. Ein finanzielles Veranstaltungsrisiko für Gemeinde sah er keinesfalls: „Da fürchte ich mich überhaupt nicht davor.“ Volle Unterstützung erhielt das Ansinnen sinngemäß durch Zeugs Kollegen Josef Schmucker (UWG/PL) und Josef Kleber (CSU).
Bürgermeisterin Margit Kirzinger dankte Ringholz für die Idee und den Vereinen für das Bestreben zu dem außergewöhnlichen Fest. Weil auch die Markträte das Ansinnen allesamt unterstützten, kam nach dem Beschluss Vorfreude bei der Bürgermeisterin auf: „Das historische Wochenende war 2013 ganz etwas Besonderes. Das ist schön, wenn wir so etwas mal wieder wiederholen können, gerne auch mit festem Rhythmus. Da freuen wir uns schon darauf.“ Mit der positiven Zustimmung im Marktrat ging zugleich der Auftrag zur Bildung eines entsprechenden Festausschusses an den Ortsheimatpfleger.
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