Ein besonderer Jahrestag rückte den kleinen Ort am Fuße des weithin sichtbaren Pfraumbergs am Freitag in den Mittelpunkt. Alle Fäden der Vorbereitungen inklusive der Hinweise auf das 50 Jahre zurückliegende Ereignis liefen bei Pfarrer Klaus Oehrlein aus Würzburg zusammen. Der 63-jährige ist seit April 2016 Pfarrvikar der Pfarrei St. Josef im Stadtbezirk Grombühl. Die Verbindungen nach Böhmen rühren von Oehrleins zweitem Schwerpunkt seines Dienstes bei der „Ackermann-Gemeinde“ her, die sich ganz der Versöhnung und Begegnung mit Menschen in Tschechien widmet.
Auf eigene Kosten ließ der Würzburger Geistliche vom wuchtigen Altarbild der einstigen Dreifaltigkeitskapelle des Ortes eine Fotoleinwand fertigen, die während der Feierstunde einen erstaunlichen Blickfang darstellte. Unter den Schatten spendenden Zedernbäumen feierten Pfarrer Matiš und Kaplan Václav Sládek aus Kladruby am einstigen Standort des vor einem halben Jahrhundert zerstörten Gotteshauses eine Gedenkmesse. Während der Würzburger Seelsorger seine Schwester mitgebracht hatte, fiel das Interesse von bayerischer Seite dieses Mal äußerst dürftig aus. Einzig Pfarrer Georg Hartl und Kirchenpfleger Siegfried Zeug aus Waidhaus nahmen den Termin des Festgottesdienstes wahr.
Pfarrer Matiš ging bei der Messfeier auf das besondere Altarbild näher ein, weil es „jeden Betrachter schnell in seinen Bann“ ziehe. Mit kreisenden Handbewegungen zielte der Pfarrer von Bor auf jenen Zwischenraum, den der Maler inmitten der göttlichen Dreifaltigkeit schuf: „Das ist ein Ausdruck für die göttliche, allumfassende Liebe.“ In knappen Worten schilderte der Geistliche die Stationen der einzigen Dorfkirche, die zunächst noch als Unterstellhalle für landwirtschaftliche Maschinen missbraucht und letztlich im Jahr 1969 abgerissen wurde. Sogar der gesamte Bauschutt verschwand in den Monaten danach gänzlich. Als Lektor übernahm Professor Petr Bouček aus Pilsen die Lesung. Für die musikalische Gestaltung war dessen Ehefrau Jana Boučková als Organistin zuständig, die zusammen mit ihrer Tochter Petra Boučková auch die Gesänge leitete.
In die von Professor Bouček und Pfarrer Oehrlein zweisprachig formulierten Fürbitten band Pfarrer Matiš eine Erhörung des Genesungswunsches für die schwer erkrankte Bürgermeisterin von Přimda, Marie Šperková, ein. Sie wurde von zweitem Bürgermeister Ingenieur Jiří Kadera während der Feierstunde vertreten. Am Ende der festlich geprägten Feldmesse unter freiem Himmel dankte Pfarrer Matiš nicht nur allen Mitwirkenden, sondern scherzte unter Hinweis auf die beiden gänzlich abgebrannten Altarkerzen: „Das war zeitlich gesehen eine echte Punktlandung.“
Viel zu erzählen hatten sich die wenigen Teilnehmer im Anschluss, die allesamt am gemeinsamen Picknick teilnahmen. Pfarrer Oehrlein erzählte von seinen Verbindungen zu Rájov und Professor Bouček von den Gedenkfeiern anlässlich des Jahrestags der riesigen Explosionen in den Pilsner Škoda-Werken. Als Soldat hatte er in jungen Jahren Rájov einmal gesehen und berichtete vom einst stattlichen Aussehen der Dreifaltigkeitskirche. Pfarrer Matiš spendierte zu den Unterhaltungen böhmische Kleckslkuchen und verschiedene Getränke.
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