Waidhaus
01.10.2018 - 09:14 Uhr

Getrübtes Badevergnügen

Eine brillante Badesaison in der Freizeitanlage "Bäckeröd" ist gerade zu Ende gegangen. Doch der weitere Betrieb bereitet den Markträten Kopfzerbrechen. Die geplanten Maßnahmen sorgen für Diskussionen.

Ein aufwändiges Gutachten soll klären, ob die geplante Sanierung des Naturbadesees in der Freizeitanalge "Bäckeröd" den erhofften Nutzen bringt. Bild: fjo
Ein aufwändiges Gutachten soll klären, ob die geplante Sanierung des Naturbadesees in der Freizeitanalge "Bäckeröd" den erhofften Nutzen bringt.

Von wegen Einwinterung oder Ruhepause: Für den großen Naturbadesee des beliebten Areals geht es über das Winterhalbjahr ans „Eingemachte“. Verwaltung und Marktrat haben sich unter dem Druck der neuen Infektionsschutz-Richtlinie zu umfangreichen Maßnahmen entschieden. Doch zuvor soll ein Strömungs- und Stofftransportgutachten festellen, ob das überhaupt der richtige Weg ist. Den Markträten liegt ein Angebot des Ingenieurbüros Polyplan für Energie- und Umwelttechnik aus Bremen für knapp 11 000 Euro vor. Damit erhalte die Kommune schriftliche und digitale Ergebnisse als Basis der geplanten Sanierungsmaßnahmen. Die beabsichtigten Anpassungen sollen zu Verbesserungen führen, was jedoch vorher ein Simulationstest am Computer zeigen soll.

Die neuen Vorschläge stammten vom Büro ISH Harald Heise aus Mühldorf am Inn, mit dem die Marktgemeinde bereits vor 13 Jahren einen Ingenieurvertrag geschlossen habe. Auf Nachfrage von Monika Zeitler-Kals (SPD) bestätigte Bürgermeisterin Margit Kirzinger den vorgeschlagenen Einbau weiteren Bodendüsen für eine breiter gestreute Zuführung von Chlor aufgrund der von Bauamtsleiter Christian Meier vorgenommenen Luftbildaufnahmen mit einer Kameradrohne. Um dem Fachbüro die Grundlagen zu liefern, sei eine digitale Übertragung der Beckendaten samt aller Ein- und Ausläufe in Form eines dreidimensionalen Modells notwendig. Innerhalb von sechs Wochen könne die Marktgemeinde für den Preis von 8450 Euro netto mit dem Gutachten rechnen.

Sofern das Ingenieurbüro ein weiteres Strömungsszenario vornehmen solle, kämen weitere 1600 Euro hinzu. Reise- und Aufwandskosten seien darin noch nicht enthalten, erklärte Bürgermeisterin Margit Kirzinger, doch sei ein persönlicher Besuch der Fachleute gar nicht vorgesehen und auch nicht nötig. Denn die Daten für die Höhenvermessung des Beckens liefere das Ingenieurbüro Bamler aus Vohenstrauß für 2500 Euro.

Zweiter Bürgermeister Markus Bauriedl sah gleichfalls keine Gefahr, dass zusätzliche Reisekosten anfallen könnten, es sei denn, eine persönliche Präsentation der Ergebnisse würde im Marktrat gewünscht. Vera Stahl (SPD) konnte sich mit der „Zulieferung“ nicht recht anfreunden. „Wir sollten alles aus einer Hand beauftragen, weil wenn eine Komponente nicht stimmt, ist das gesamte Ergebnis falsch und wer übernimmt dann die Verantwortung bei diesen hohen Kosten.“ Diese Gefahr sah UWG/PL-Fraktionssprecher Josef Schmucker weniger: „Es muss nur die Strömungsrichtung umgedreht werden, da die jetzige Situation gar nicht passt. Für seine zur Verfügung gestellten Daten muss der Zulieferer die Garantie übernehmen.“ Außerdem bekräftigte Geschäftsführerin Kerstin Wilka-Dierl: „Dieses digitale Aufmaß wird nach einheitlichem Standard überall gleichermaßen aufgenommen.“

SPD-Fraktionssprecher Johannes Zeug begründete seine Ablehnung des gesamten Sanierungsprojekts mit dem Hinweis, dass er nicht für geklärt halte, ob die neuen Richtlinien überhaupt auf die Bäckeröd anzuwenden seien. Unterstützung erhielt er von seinem Fraktionskollegen Thomas Glaser, weil eine Fachkraft in einer Marktratssitzung eine diesbezügliche Äußerung gemacht habe. Er empfahl deshalb, zuerst zu klären, ob die Richtlinien zuträfen, bevor diese „extrem teuren Maßnahmen“ gemacht würden. Schroff fiel die Reaktion der Bürgermeisterin daraufhin aus: „Dann müssen wir unser Bad zwei, drei Jahre zusperren. Das können wir nicht so lange einfach offen lassen, bis geklärt ist, ob die neuen Richtlinien zutreffen. Durch das Landratsamt und den Landrat sei ihr „ganz klar und deutlich gesagt worden: Er übernimmt die Verantwortung nicht. Die Anlage werde dann zugesperrt.“

Verdutzt von dem kräftigen Konter wollte Zeitler-Kals unbedingt klar gestellt wissen: „Wir haben kein dreckiges Bad, sondern das sauberste weit und breit. Auch hatten wir nicht einmal in diesem Jahr Probleme damit, trotz des heißen Sommers.“ Wenig bis gar keine Hoffnungen verband Georg Kleber (Pfrentscher Liste) mit dem Sanierungsprojekt: „Das Bad wird auch nach den geplanten baulichen Veränderungen nicht nach DIN sein und ist danach also wieder angreifbar.“ Er befürchte vielmehr, dass es immer eine ungelöste Situation bleibe: „Das muss uns bewusst sein. Auch wenn wir jetzt eine halbe Million Euro dafür ausgeben.“ Wilka-Dierl bestätigte die Unsicherheit mit den Worten: „Das liegt an der Form des Beckens.“ Während CSU-Fraktionssprecher Stefan Harrer ohne weitere Maßnahme die Gefahr einer Zwangssperrung befürchtete, bekräftigte Zeug sein Argument der nicht geklärten Anwendung und bat seine Kollegen „nicht den zweiten Schritt vor dem erstem“ zu tun. Umstimmen konnte er niemand, denn sein Veto blieb die einzige Gegenstimme.

Noch weiteres Geld steckte der Marktrat gleich im Anschluss in die Freizeitanlage. Für die ordnungsgemäße Außerbetriebnahme der gesamten Badewassertechnik zum Winterbeginn und einer korrekten Inbetriebnahme im Frühjahr bewilligte das Gremium geschlossen die Unterzeichnung eines Wartungsvertrags. Der Beschluss gründete auch in den jährlich wiederkehrenden Aktionen, um nicht jedes Jahr einen Marktratsbeschluss für den Wartungsvertrag zu benötigen. Das neue Regelwerk sei jährlich kündbar, informierte die Bürgermeisterin. Zudem seien die darin vereinbarten Arbeiten laut Anlagenwart Albrecht Müller nicht selbst durchführbar. Zum Zuge kam die Firma Kempe aus Marktkleeberg mit ihrem Angebot über 4610 Euro netto.

 
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