Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Pipeline „Gazelle“ erreicht seit Ende 2012 russisches Erdgas in großen Mengen Waidhaus auch durch eine moderne Hochdruck-Transitstrecke. Die rund 400 Millionen Euro teure Ferngasleitung verbindet die Verdichterstation am „Alten Grenzübergang“ über eine Entfernung von 166 Kilometern mit dem Verteilzentrum in Olbernhau im sächsischen Erzgebirge. Dort besteht über die Pipeline OPAL mit Endpunkt in Lubmin Anschluss an die Ostsee-Verbindung „Nord Stream“.
Mit einer 100-prozentigen Auslastung transportiert die „Gazelle“-Pipeline seit ihrer Inbetriebnahme jährlich rund 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Waidhaus. Von hier aus läuft bislang die Weiterverteilung für ganz Süddeutschland und bei Bedarf bis nach Frankreich. „Gazelle“ legte für die Projektplaner aber auch den Grundstock für ein hohes Maß an Versorgungssicherheit. Damit reiften die Pläne eines zentralen Versorgungsnetzes für ganz Zentraleuropa.
Als Teil dieser Vernetzung wird derzeit eine weitere große Pipeline im Nachbarland gebaut. Über Waidhaus entsteht eine Verbindung für die Versorgung von Tschechien, der Slowakei, Österreich und Ungarn. Den Auftrag für die 89 Kilometer lange Hochdruck-Leitung im ersten Bauabschnitt erteilte der tschechische Netzbetreiber Net4Gas dem weltweit operierenden Konzern Sicim mit Hauptsitz in Busseto (Italien). Mit einem Leitungsdurchmesser von 1,40 Metern soll ein Zusammenschluss des tschechischen Verteilzentrums in Malmerice im Norden Tschechiens mit dem neuen Übergabepunkt bei Primda erfolgen. Eine Fertigstellung ist bis Herbst 2021 angepeilt.
Auf einer Fläche von rund drei Hektar dehnt sich die bereits komplett fertiggestellte Anlage an der Straße zwischen Nová Ves und Primda aus. Die von hier aus nach Nordosten führende Pipeline ist in weiten Teilen verlegt. Für eine abschließende Überprüfung sind die Leitungsgräben im Gelände überwiegend noch nicht wieder verfüllt.
Im zweiten Bauabschnitt wird die Fortführung der Gasleitung mit einer Länge von 61 Kilometern zum neuen Verteilerknoten bei Katesinské potok an der polnisch-tschechischen Grenze geplant. Von dort existiert bereits eine Verbindung nach Bratislava in der Slowakei, die bis nach Wien reicht. Die neue Pipeline mit mehreren Schutzstationen ist Teil des Gas-Regionalinvestitionsplan für Mittelosteuropa. Im Falle einer Unterbrechung der Gasversorgung durch die Ukraine ist eine Versorgung der Slowakei, von Polen und Österreich (über die Slowakei) mit Hilfe der neuen Pipeline vorgesehen. Zugleich würde der Netzzusammenschluss eine Nutzung des über die Ukraine nach Europa kommenden Erdgases je nach Bedarf ermöglichen.
Das gesamte Großprojekt ist Teil des Nord-Süd-Gaskorridors, mit dessen Realisierung eine bidirektionale Verbindung mit Polen für eine erweiterte Kapazität und die erste direkte Verbindung mit Österreich hergestellt werden soll. Diese Erweiterung des Versorgungskorridors aus Deutschland läuft in zwei Phasen seit 2019 und soll noch 2021 abgeschlossen sein.














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