Nach 1818 stellte Landrichter Erhard Haunold in Vohenstrauß fest, dass viele junge Burschen die Militärpflicht umgingen und zum Beispiel im böhmischen Gut Ströbl bei Waidhaus arbeiteten. Kein Wunder, denn damals hatte sich bereits herumgesprochen, dass viele Oberpfälzer, die 1812 am Russlandfeldzug Napoleons teilgenommen hatten, nicht in ihre Heimat zurückkehrten. Sie wurden erstochen oder erschossen, sind erfroren, gelten als verschollen. Heimatforscher Karl Ochantel hat Material aus Archiven zusammengetragen und zeichnet ein umfangreiches Bild der einstigen Geschehnisse entlang des Grenzkamms.
Der französische Kaiser Napoleon hatte sich zum Marsch nach Russland entschlossen. Er zog hierzu die bis dahin größte Armee der Weltgeschichte zusammen, die zwischen 500 000 und 600 000 Mann stark war. Alle Staaten, die seiner Herrschaft unterstanden, mussten Truppen stellen. So fanden sich im Sommer 1812 Soldaten aus 20 europäischen Staaten an der russischen Grenze ein. Das im Januar 1806 ausgerufene Königreich Bayern stellte mit 30 000 Soldaten das stärkste Truppenkontingent des Rheinbunds.
Am 2. März 1812 marschierte in Amberg das 10. Linien-Infanterieregiment ab. Generalmajor Karl Anton Freiherr von Junker, geboren in Woppenhof bei Wernberg, leitete das Regiment mit oberpfälzischen Soldaten. Er kehrte als einer der wenigen Oberpfälzer aus dem Chaos dieses Feldzugs zurück und starb 1821 in Regensburg. Der Marsch in den Untergang begann am 24. Juni 1812, als Napoleon ein Ultimatum des Zaren ablehnte. Am 2. Juli überquerte der Truppenverband den Njemen (Memel). Bereits beim Marsch durch Polen und Ostpreußen gab es große Verluste durch schlechte Verpflegung und regnerisches Wetter.
Die Truppen fanden kaum mehr Nahrung oder Futter für die Pferde. Auch Max Wild aus Waidhaus und Joseph Eschenbacher aus Frankenreuth vom 3. Bataillon Bernklau haben wohl bereits vor Moskau ihr Leben verloren. Bis zum 3. August hatte das bayerische Hilfskorps durch Krankheit und Desertation ungefähr ein Drittel seiner Stärke eingebüßt.
Das 9. Regiment hatte bei seinem Abmarsch aus Amberg eine Stärke von 1800 Mann. Am 18. August 1812 waren vor Polozk an der Düna im heutigen Weißrussland nur noch 350 Mann kampffähig. Die Schlacht bei Polozk erhielt später den Beinamen "Das Bayerngrab". Johann Pretzel aus Waidhaus und Michael Voith aus Pfrentsch wurden als verschollen gemeldet. Als die Friedensangebote Napoleons an Zar Alexander I. in St. Petersburg unbeantwortet blieben, gab Napoleon am 19. Oktober den Rückzugsbefehl aus der niedergebrannten Stadt. Die Armee zählte nur noch 108 000 Mann. Am 23. November waren vom Amberger 9. Regiment nur noch 85 Mann kampffähig.
Vom 10. Regiment, nun unter Oberst von Rummel, dessen Familie jahrhundertelang das Schloss Waldau besessen hatte, kehrten nur noch 4 Hauptleute, 5 weitere Offiziere, 15 mittlere Dienstgrade und 34 Soldaten in ihre oberpfälzische Heimat zurück. Georg Grötsch aus Reinhardsrieth war nicht unter den Heimkehrern. Auch von Lorenz Rauch vom 13. Regiment und dem leichten Reiter Adam Rauch aus Waidhaus gab es kein Lebenszeichen mehr.
Der in Eslarn am 2. Januar 1781 geborene Wolfgang Linsenmaier marschierte mit der bayerisch-französischen Armee gegen Preußen. In Riga gründete er eine Familie, die er bald darauf wieder verlassen musste, um 1812 gegen Russland zu ziehen. Auf dem Rückzug geriet er in russische Gefangenschaft. In einer Zusammenstellung von 258 Namen von 1838 bis 1865 erscheinen aus dem Landgericht Vohenstrauß nur Kraus Georg aus Leuchtenberg und Kopp Andreas aus Bernrieth. 1828 erließ Landrichter Haunold vom königlich-bayerischen Landgericht Vohenstrauß eine Suchanzeige mit 98 Namen, darunter Michael Schmid aus Reinhardsrieth sowie Michael Schottenhammel und Mathias Vollath aus Pfrentsch.






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