Dauerregen und Sturm machen dem Emmeramsmarkt am Sonntagnachmitttag gehörig zu schaffen. Die erstmals beim Hauptportal der Pfarrkirche aufgestellte große Bühnenkonstruktion konnte nicht eine Sekunde lang genutzt werden. Angesichts des widrigen Wetters reduzierte sich das Angebot der Fieranten und Vereine auf ein Minimum. Trotzdem gab es schon die ersten Bäcker-Lebkuchen. Erstmals verzichteten die Pfarreien auf die Betstunden am Nachmittag und brachen so mit einer jahrzehntelangen Festtags-Tradition.
Im Gegenzug erfuhr die abendliche Abschlussfeier eine gehörige Aufwertung. Die Kunst begann mit der hereinbrechenden Dunkelheit zu strahlen, als Markus Mathy sich vor die Tasten der Kirchenorgel setzte. Er entlockte dem Instrument bislang kaum gehörte Nuancen und präsentierte eine völlig neues Arrangement der Pfeifklänge.
Sein ausgewähltes Musikpaket reichte von sanften, kaum hörbaren Tonschwingungen bis zu kraftvollen Hämmern, die den ganzen Körpereinsatz des erst 16-Jährigen zeigten. Getragene Melodien mischten sich in rhythmische Szenarien, die teils so aufwändig ausfielen, dass die Beleuchtung in der Kirche durch den plötzlichen Strombedarf überfordert ins Flackern geriet.
Erst am Vortag hatte das junge Nachwuchstalent vor rund 1500 Gästen im Regensburger Dom als einer von nur fünf Absolventen aus Händen von Bischof Rudolf Voderholzer das Abzeichen der erfolgreichen absolvierten C-Prüfung für Kirchenmusik erhalten. Für die feierliche Matinee hatte sich Mathy Werke von Jacques Berthier, Melchior Vulpius oder Franz Xaver Hattig ausgesucht. Bekannte Titel, wie „Laudate omnes gentes“ oder „O Jesu“ fanden sich darunter. Mit großem Können spielte er am Schluss die „Suite gothique op. 25“ aus der Feder von Léon Boëllmann im hell erleuchteten Festsaal. So endete der arg gebeutelte Festtag versöhnlich: mit einer außergewöhnlichen Orgelmatinee.
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