Waidhaus
16.10.2018 - 14:45 Uhr

Prima Plausch beim Plätschern

Am Brunnen vor dem Rathaustore treffen sich die Waidhauser regelmäßig. Seit mittlerweile 25 Jahren gibt es die Anlage beim Kirchplatz.

An zentraler Stelle genießt der Rathausbrunnen ausreichend Beachtung. Gerne nehmen bis heute viele Waidhauser das gemütliche Plätzchen als Treff und Ruheoase an. Bild: fjo
An zentraler Stelle genießt der Rathausbrunnen ausreichend Beachtung. Gerne nehmen bis heute viele Waidhauser das gemütliche Plätzchen als Treff und Ruheoase an.

Der beliebte Ruheplatz mit Wasserspendern, aufgespaltener Weltkugel und großer Schriftplatte hat bis heute nichts von seiner Attraktivität verloren. Bildhauer Max Fischer aus Neustadt/WN erhielt im Sommer 1993 den Auftrag. Ausgehend von dem historischen Standort war sein Idee in Form, Material und Größe so angelegt, dass der Brunnen die Aufforderung zum Verweilen und Kommunizieren einfach in sich trägt.

Die geöffnete, gestufte Form der Anlage nimmt die architektonische Vorgabe auf und schafft so die notwendige Verankerung von Umgriff und Brunnen. Der Vorgänger war in erste Linie Schöpfbrunnen und erfüllte den Zweck, den Bedarf an lebensnotwendigem Wasser zu decken. Der Kirchplatz verlangte nach Meinung Fischers eine Lösung, die der Aufgabe eines Brunnens heute entspricht: nämlich ein Ort der Kommunikation, der Meditation zu sein.

Die Wasserführung soll den Gedanken vermitteln, dass es sich bei Trinkwasser um etwas Kostbares handelt. Bei der Brunnenform hatte der Künstler sein Werk als Treffpunkt und Kommunikationsplatz verwirklicht. Viele Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen ein. Durch die gestufte Form gelang es ihm, die notwendige Verankerung in dem abfallenden Gelände zu erreichen.

Erst seit 2016, nach einer aufwendigen Sanierung mit Trockeneis, präsentiert sich der Geschichtsbrunnen in leuchtender Bronze-Optik. So ergab sich vor dem Hauptportal ein vielfach glänzendes Umfeld durch die Freilegung der Patina, die sich in den vergangenen Jahren auf Bronze und Granit gelegt hatte. Nach der Reinigung nahm die Kommune unverzüglich Kontakt mit Fischer auf, um die leuchtenden Farbtöne abzustimmen. Der Rathausbrunnen verbinde drei Textstellen aus dem Neuen Testament mit den wichtigsten historischen Ereignissen aus der reichen Geschichte des Grenzmarkts.

Und schließt daraus die hoffnungsvolle Ermunterung: "Sorgt euch nicht ängstlich für euer Leben. Betrachtet die Vögel des Himmels. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen - und der himmlische Vater ernährt sie doch" aus dem sechsten Kapitel nach Matthäus. Mit dessen Textstelle "wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind" kann der aufmerksame Betrachter des Brunnens den geistigen Weg weg vom Rathaus und direkt zum ureigensten Sinn des Brunnens nachvollziehen. Eine Verbindung zur Kirche stellt die Textstelle aus dem Johannesevangelium von Kapitel 14, Vers 6, her: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich."

Kurzbesucher haben die Möglichkeit, sich anhand einer großen liegenden Schrifttafel zu den bedeutendsten Eckdaten der Waidhauser Historie zu informieren. So ist in Bronze gleich unter einer äußerst ungewöhnlichen Ausführung des Marktwappens das Jahr 1138 der urkundlichen Ersterwähnung verewigt. Bis 1293 lässt sich die Existenz des Zolls zurückverfolgen, während die Pfarrei St. Emmeram erst 1326 ihren Anfang nahm. Sehr exakt wird auf den 20. September 1621 Bezug genommen, als Mansfeld sein Waidhauser Heerlager an Tilly übergab.

Aus dem 18. Jahrhundert erfährt der Leser von der Verleihung des Marktrechts anno 1770 und vom Großbrand, der zwölf Jahre später die gesamte Ortsmitte enorm in Mitleidenschaft zog. Dann ruhen rund 200 Jahre der weiteren Geschichte, um erst wieder auf die Eingemeindung von Pfrentsch und Reinhardsrieth mit Hagendorf 1976 hinzuweisen. Durch den letzten Eintrag des historisch bedeutsamen Tags 23. Dezember 1989 lässt sich auch künftigen Generationen eine annähernde Datierung des Brunnens auch ohne direkte Quelle erschließen, denn hiermit endet die Aufzählung.

 
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