Waldau bei Vohenstrauß
17.11.2019 - 13:14 Uhr

Soldatengräber die großen Prediger des Friedens

Von Freitag bis Sonntag finden in der Großgemeinde Vohenstrauß viele Gedenkfeiern zum Volkstrauertag statt. Die Deutschen sollten über das nationale Gedenken hinausschauen, heißt es überall. Frieden ist nicht selbstverständlich.

Vor dem Gedenkstein auf dem Dorfplatz versammeln sich die Waldauer Bewohner mit den Vereinen und Fahnenabordnungen und Dekan Alexander Hösl. Stadtrat Johann Wiesent hält die Gedenkrede und mahnt, sich um des Friedens Willen auf Augenhöhe zu begegnen. Bild: dob
Vor dem Gedenkstein auf dem Dorfplatz versammeln sich die Waldauer Bewohner mit den Vereinen und Fahnenabordnungen und Dekan Alexander Hösl. Stadtrat Johann Wiesent hält die Gedenkrede und mahnt, sich um des Friedens Willen auf Augenhöhe zu begegnen.

Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer hat einmal gesagt: „Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens.“ Der Volkstrauertag ist ein Blick zurück, ein Blick in die Vergangenheit. Er ist den Opfern der Kriege und der Gewaltherrschaften gewidmet. "Jedoch soll er auch in der Gegenwart zum Frieden mahnen", appellierte Bürgermeister Andreas Wutzlhofer bei den vielen Gedenkveranstaltungen im Gebiet der Großgemeinde.

Bereits am Freitagabend wurden die Feierlichkeiten in Böhmischbruck begangen. Am Samstagabend nach den Gottesdiensten in den beiden Ortskirchen folgte der Fackeltrauermarsch in Vohenstrauß zum Kriegerdenkmal. Roggenstein, Waldau und Altenstadt schlossen die Runde am Sonntag ab. Überall beteiligten sich die Soldatenvereine, die Krieger- und Soldatenkameradschaften sowie die Reservisten und andere Vereine. Die Blaskapelle Tännesberg und die Roggensteiner Jugendkapelle gestalteten die Feierlichkeiten musikalisch mit.

"Die Menschen in weiten Teilen Europas haben sich an ein Leben in Freiheit, Demokratie und Frieden gewöhnt", unterstrich das Stadtoberhaupt. Doch die kollektive Erinnerung an die beiden Weltkriege scheint sich immer mehr zu verflüchtigen. Und das, obwohl das Heidelberger Institut für Konfliktforschung allein 2018 weltweit 213 gewaltsam ausgetragene zwischen- und innerstaatliche Konflikt zählte, die mit unendlich großem menschlichen Leid, mit Flucht und Vertreibung einhergehen.

„Und wir müssen erkennen, dass uns auch in Europa immer wieder Gewaltausbrüche erschüttern, wobei Einschränkungen unserer Freiheiten und das leichtfertige Spiel mit demokratischen Errungenschaften verbunden sind.“ Leider habe das vergangene Jahr auch in Deutschland gezeigt, dass Angst und Terror in gar nicht so weit weg sein müssen.

„Exemplarisch denke ich dabei an den Anschlag in Halle am 9. Oktober. Auch wenn es sich bei solchen schrecklichen Ereignissen – und das zum Glück – oft nur um Einzeltäter handelt, hat gerade auch dieses Ereignis die Menschen in unserem Land verunsichert“, sagte das Stadtoberhaupt. „Wir fühlen uns nicht mehr so sicher und fürchten mehr denn je, dass sich solche Tragödien wiederholen könnten. Aber wir sind auch gefordert und aufgefordert, über den Tellerrand des eigenen, des nationalen Gedenkens hinauszuschauen. Wir fordern heute Respekt für das Gedenken an unsere Toten und müssen aber auch zugleich denselben Respekt für alle anderen zeigen.“

Wutzlhofer erinnerte auch an die 110 Soldaten der Bundeswehr, die seit 1992 ihr Leben in Ausübung ihres Dienstes im Ausland verloren haben, sowie an alle deutschen Soldaten und Friedensdienstleister im Auslandseinsatz. „Wir denken an sie, an die Entbehrungen und an ihren persönlichen, teils lebensgefährlichen Einsatz für unser schönes Land.“ Wissen fördere Verstehen, Verstehen fördere Verständnis, Verständnis sei die Basis eines ehrlichen Austausches – das sind die Schritte auf dem langen Weg hin zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Davon war der Bürgermeister überzeugt.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass Frieden und ein friedliches Miteinander nicht selbstverständlich sind.“ Für ein friedvolles und soziales Miteinander seien Achtung und Toleranz gegenüber den Mitmenschen entscheidend, unabhängig von ethnischer Herkunft oder persönlichen Weltanschauungen. „Auch deshalb sind wir hier – heute am Volkstrauertag. Ich denke, es ist unsere Bürgerpflicht. Nehmen wir diese Pflicht ernst“, forderte der Bürgermeister alle Teilnehmer auf. Mit der Bayern- und Deutschlandhymne endeten die Gedenkfeiern.

 
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