(hl) Die Pfarrei Waldeck feiert am Sonntag, 2. September, das Hoch- und Titularfest der Erzbruderschaft Maria vom Trost. Seit mehr als 290 Jahren wird dieses Fest begangen. Es ist immer am Sonntag nach St. Augustinus und wird im Volksmund auch "Schutzengelfest" genannt.
Die Bruderschaft gab es schon im Alten Markt Waldeck auf dem Schloßberg. Der Bürgermeister und der Rat des Marktes Waldeck unterstützten das Anliegen der Pfarrei und richteten 1723 und 1726 Bittschriften an das Bischöfliche Ordinariat in Regensburg zur Gründung der Bruderschaft in der Marktkirche St. Anna. Sie begründeten es unter anderem damit, dass es in der ganzen Oberen Pfalz keine "Maria-Trost-Bruderschaft" gebe. Eine Ausnahme sei die im Augustiner-Eremiten-Kloster Schönthal (bei Waldmünchen),
was aber sehr weit von Waldeck entfernt sei.
Endlich am 27. Mai 1727 traf das denkwürdige Schreiben aus Regensburg ein, in dem der "Consensus" zur Errichtung der Erzbruderschaft erteilt wurde. Es war allerdings an die ausdrückliche "Bedingnis" geknüpft, dass der "Corpus-Christi-Bruderschaft", die zu diesem Zeitpunkt in Kulmain bestand, kein Nachteil erwachsen dürfe. Es darf deswegen auch "kein Bruder oder Schwester" aufgenommen werden, "so nicht ehevor schon in der C.Cr.Bruderschaft engeschrieben sein würde". Die Zustimmung löste bei Bürgermeister und Rat, Pfarrherrn und Pfarrkindern überaus große Freude aus. In einem Reskript dazu schrieb man deswegen "Gott sey allerhöchsten gedankt".
Die "Maria-Trost-Bruderschaft" konnte schon bald in einer Zeit barocker Volksfrömmigkeit eine beachtliche Mitgliederzahl vorweisen. Viele Hundert Gläubige und Mitglieder fanden sich am Hauptfest der Bruderschaft aus den Pfarreien der näheren und weiteren Umgebung von Waldeck ein. Auch nach dem Abbrand des Alten Marktes im Jahre 1794 auf dem Schloßberg erlitt die Bruderschaft keine Einbußen. In der neuen Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk im Höritz, die einen eigenen Bruderschaftsaltar erhielt, besaß sie ebenfalls eine große Anziehungskraft.
Aus den Pfarrbüchern kann entnommen werden, dass in der Zeit nach 1850 mitunter mehr als fünf Priester benötigt wurden, die die Beichten der Wallfahrer abnahmen. Zur Feier des "Schutzengelfestes" kamen zahlreiche Pilger u.a. aus Oberwarmensteinach, Mitterteich, Kirchenlaibach, Falkenberg, Pressath, Windischeschenbach und Parkstein. Sie mussten schon am Vortag eintreffen und die Nacht im Markt verbringen. Die Bürger von Waldeck erwiesen den Wallfahrern uneigennützige Freundschaftsdienste und errichteten in ihren Wohnstuben Strohlager, um sie notdürftig beherbergen zu können.
Nun noch zum Gnadenbild auf dem Marienalter (rechter Seitenaltar), Bruderschaftsaltar eingebracht ist. Ursprünglich hielt sich das Gerücht, dass das Bild beim Brand von Altwaldeck noch aus der St.-Anna-Kirche gerettet werden konnte. Das stimmt aber nicht. Dieses wurde nämlich von einer "guetthäterin" aus Freising namens Catharina Haanin, "hochfürstliche Controleurin" gestiftet, die daneben auch eine Monstranz mit einem "Creitz Paricl" und einen "Creitz weeg" der Kirche schenkte.
Das jetzt in der Pfarrkirche Johannes Nepomuk verehrte Bruderschaftsbild stammt aus der Rochuskirche in Wien, wo es im 18. Jahrhundert verehrt wurde. Der damalige Pfarrer Paul Hirsch wandte sich bereits einen Tag nach dem Brandunglück an das Ordinat mit der Bitte, ihm anzuzeigen, wo er ein Bild "Maria vom Trost vorstellend" bekommen könne. So dürfte also das jetzige Bild nach Waldeck gekommen sein.
Beim Bruderschaftsfest wird auch der Päpstliche Segen, sowohl beim Festgottesdienst, als auch in der feierlichen Bruderschaftsandacht erteilt. Der Segen ist ein Privileg, das den Pfarreien vorbehalten ist, die eine Maria-Trost-Bruderschaft beherbergen. Er darf auch bei den kirchlichen Hochfesten und beim Kirchenpatrozinium gespendet werden.
Das Hoch- und Titularfest läuft wie folgt ab: Am Sonntag ist um 8.30 Uhr Rosenkranz zu Ehren der Muttergottes Maria vom Trost,
9 Uhr Festgottesdienst musikalisch gestaltet vom Kirchenchor unter Leitung von Klaus Wegmann mit Erteilung des Päpstlichen Segens mit anschließender Prozession mit dem Allerheiligsten durch den Markt und Eucharistischem Segen.
Nachmittags 14 Uhr Feierliche Bruderschaftsandacht, Neuaufnahmen, Generalabsolution der Bruderschaftsmitglieder und Päpstichem Segen.
Am Tag des Bruderschaftsfestes kann ein Vollkommener Ablass gewonnen werden, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
Besuch der Pfarrkirche, Beichte, Kommunion, Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters: Glaubensbekenntnis,Vater unser, Gegrüßet seist du Maria, Ehre sei dem Vater.
Wer neu in die Bruderschaft aufgenommen werden will, möge bitte nach dem Gottesdienst am Vorabend, also am Samstag, in die Sakristei kommen zur Anmeldung. Die Neuaufnahme erfolgt nach vorheriger Anmeldung im Pfarramt (Telefon 09642-1383), am Sonntag um 14 Uhr während der Bruderschaftsandacht. Mitglied kann jeder katholische Christ werden, der getauft und gefirmt ist, unabhängig davon, zu welcher Pfarrei er gehört.
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