Waldeck bei Kemnath
29.08.2018 - 11:07 Uhr

Heute noch von Heiligem lernen

Zum dritten Mal feiert die Pfarrei Waldeck den Berggottesdienst zu Ehren des heiligen Ägidius, des Patrons der Burgkapelle, auf dem Schlossberg.

Die Fichtenhornbläser vor der Kulisse der Oberen Burg mit Besuchern. Bild: hl
Die Fichtenhornbläser vor der Kulisse der Oberen Burg mit Besuchern.

Zum dritten Mal feierte die Pfarrei Waldeck den Berggottesdienst zu Ehren des heiligen Ägidius, des Patrons der Burgkapelle, auf dem Schlossberg. Die vor einigen Jahren geweihte Glocke rief viele Gläubige zum Festgottesdienst in die Burgruine, die vom HuK in den vergangenen Jahren in mühevoller Arbeit revitalisiert worden ist. Einen besonderen Rahmen gaben auch die Fichtenhornbläser aus Speichersdorf, die unter der Leitung von Heinz Schmidt den Gottesdienst musikalisch mitgestalteten.

Pfarrer Heribert Stretz hieß auch die Vorsitzenden des HuK Georg Wagner sowie Gerhard Kreutzer von den Fichtenhornbläsern willkommen. Auch die vielen Gläubigen, die dem Ruf der Glocke gefolgt waren, begrüßte er. "Lassen wir uns mittragen von dem Klang der Hörner", sagte der Pfarrer Heribert Stretz, "und loben wir auf diese Weise Gott inmitten der herrlichen Natur des Schloßberges und bitten wir ihn mit dem heiligen Ägidius um seine Kraft im täglichen Leben."

In seiner Predigt sagte Pfarrer Stretz, dass die Ägidienkapelle in der Burg auf dem Schlosberg die erste Waldecker Kirche und auch die erste Pfarrkirche war. Mit der Revitalisierung ist sie wieder zum Leben erweckt worden. So gedenke man heute gern zur Feier des Patroziniums dem heiligen Ägidius als unseren Patron und Helfer.

Der Geistliche ging auf das Leben des Heiligen ein, der in Griechenland auf die Welt gekommen ist. Er wuchs in einer Familie von vornehmer königlicher Herkunft auf und erfuhr von früher Kindheit an den Glauben als große Kraft. Später machten ihn außerordentliche Wunder in ganz Frankreich bekannt. Er gelangte beim französischen König zu großem Ansehen, war aber trotz dessen Bitten nicht zu bewegen, seine Einsamkeit aufzugeben. Doch nahm er Schüler an und stiftete ein Kloster mit der Regel des heiligen Benedikt, nachdem er zuvor nach Rom gereist war. So entstand um 680 ein Kloster, eine Benediktinerabtei, deren erster Abt er war. Um dieses Kloster herum wurde nach und nach eine Stadt gebaut, die seinen Namen führt: Saint-Gilles, zu deutsch: heiliger Ägidius.

Bereits im 11. Jahrhundert war Saint-Gilles eine bedeutende Sammelstation auf der Via Aegidia, einem der Wege der Jakobspilger nach Santiago de Compostela, geworden. Auch aufgrund der zunehmenden religiösen Bedeutung entwickelte sich neben dem Kloster die Stadt Saint-Gilles, die als Handelszentrum über einen Seitenarm der Rhone mit dem Mittelmeer verbunden war.

Mit dem Baubeginn der romanischen Kirche über dem Grab des heiligen Ägidius im Jahre 1116 erlebte die Stadt ihre größte Blüte. Was die Berühmtheit der Wallfahrt zum heiligen Ägidius betrifft, stand damals Saint-Gilles an vierter Stelle nach den großen Wallfahrtsstädten Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela.

Drei Dinge, betonte Pfarrer Stretz, die den Heiligen prägten, können wir heute von ihm lernen. Er hat die Einsamkeit gesucht und so ist es gut, wenn man sich zurückzieht, um sich Zeiten für das Wesentliche zu gönnen. Sich Zeit gönnen für das Gebet, um vieles Schöne bewusst mit dem Herzen aufzunehmen, was einem in der Schöpfung begegnet. Es gibt wahrlich kleine Paradiese überall auf der Welt, auch bei uns.

Weiter war der Heilige für alle da, die ihn gebraucht haben. "Durch die Medien erfahren wir täglich von Menschen, die Hilfe brauchen. Sie werden auf der ganzen Welt von Naturkatastrophen und Unglück heimgesucht. Ob in Syrien, Nepal oder Bangladesch stehen viele vor einem Neuanfang und gar vor dem Nichts. Im Kleinen gibt es für uns die Möglichkeit Kranke zu besuchen und ein gutes aufbauendes Wort ihnen zu schenken. Eines ist für alle Gleich, wir können für sie Beten und Unterstützen sowie und auch den heiligen Ägidius um Hilfe anrufen."

Weiter hätte der Heilige absolutes Vertrauen zu Gott gehabt. Auch wir könnten aus dem Vertrauen leben, dass Gott alles zum Guten lenken kann, wenn wir das Unsere dazu beitrügen. "Meine Gnade genügt Dir." Dieses Wort aus dem 2. Korintherbrief (12,9) möchte ermutigen, auf Gott zu vertrauen, auch in allem was uns schwer vorkommt. "So bitten wir die 14 Nothelfer, allen voran den heiligen Ägidius, sie mögen uns im Leben mächtige Fürsprecher sein, uns führen und leiten.

Die Fürbitten und die Lesung trug Thomas Stingl vor. HuK-Vorsitzender Georg Wagner bedankte sich bei Pfarrer Stretz für die würdige Gestaltung des Festgottesdienstes hier in der Ägidius-Kapelle auf dem Schloßberg. Ein herzliches Vergelt's Gott sagte er auch der Firma Heindl-Kamin, die ihren Kleinbus für den Fahrdienst auf die Burgruine zur Verfügung gestellt hat. Anschließend lud er zum gemütlichen Beisammensein ein. Diese Gelegenheit nahmen auch viele wahr, denn der herrliche Ausblick und ein einmaliger Sonnenuntergang, den man vom Schloßberg hat, entschädigte alle für den doch nicht leichten Aufstieg.

Bei dem herrlichen Rundblick bis in die Fränkische Schweiz, ins Fichtelgebirge, auf den Steinwald und Hessenwald sowie nach Oberfranken kann man sich vorstellen, warum die früheren Herren und Gründer Burg Waldeck sich gerade den Schloßberg für den Standort ausgesucht haben.

Besucher in der vollbesetzten Ägidiuskapelle. Bild: hl
Besucher in der vollbesetzten Ägidiuskapelle.
Pfarrer Heribert Stretz vor den Stelen der Kapelle beim Gottesdienst. Bild: hl
Pfarrer Heribert Stretz vor den Stelen der Kapelle beim Gottesdienst.
Pfarrer Heribert Stretz mit Ministranten und Besuchern in der Kapelle. Bild: hl
Pfarrer Heribert Stretz mit Ministranten und Besuchern in der Kapelle.
 
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