Von den Bruderschaften in der Pfarrei Waldeck besteht heute nur noch die Erzbruderschaft Maria vom Trost. Diese wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet, und zwar noch in der St.-Anna-Pfarrkirche im Alten Markt auf dem Schloßberg. Bereits seit 1682 gab es eine Corpus-Christi-Bruderschaft, 1750 wurde in der damaligen Wallfahrtskirche im Höritz (die jetzige Pfarrkirche) die Johann-Nepomuk-Bruderschaft eingeführt.
Pfarrer als Initiator
Die beiden letztgenannten Bruderschaften bestehen schon lange nicht mehr - laut einem Schreiben des Pfarramtes Waldeck an das Ordinariat bereits seit 1804. Ebenfalls der Vergangenheit gehört der "Verein der Heiligen Familie" an. Dieser ist auf Initiative des damaligen Waldecker Pfarrers Georg Völkl 1893 gegründet worden. Auslöser für die Gründung war Papst Leo XIII., der ein apostolisches Sendschreiben erlassen hatte. In einem daraufhin am 27. Januar 1893 verfassten Hirtenschreibens des Bischofs Ignatius von Senestrey von Regensburg wurden die Ziele des Vereins wie folgt aufgeführt: "Das Bild Jesu, Mariä und Josefs soll zu Hause wie in der Kirche vor den Augen aller sichtbar sein, um recht oft am Tage die Erinnerung an die Hl. Familie zu erwecken, ... alles Sündhafte in Gedanken, Worten und Werken ferne zu halten, Muster der Tugend allen und überall hinzustellen (...) im Unglück trösten, in der Freude die Herzen himmelwärts zu lenken ... den mächtigen Schutz dieser heiligsten Personen und damit Segen und Glück, Eintracht und Zufriedenheit von oben zu erfüllen."
Man setzte in die Gründung des Vereins die große Hoffnung, die Familie als Wurzel des gesellschaftlichen Lebens nach dem Vorbild der Heiligen Familie von Nazareth zu durchdringen. Damit sollte die Reorganisation der Gesellschaft im Großen auf der Grundlage der christlichen Liebe zur Lösung der großen Aufgaben der Menschheit erreicht werden. Dem "frommen Verein der Heiligen Familie" war damit eine große soziale Erneuerung zugedacht worden.
Dank der Initiative von Pfarrer Völkl gehörten dem Verein 109 Mitglieder aus den einzelnen Ortschaften der Pfarrei an, wobei jedes mit Namen, Vornamen und Beruf aufgeführt ist. Das Verzeichnis enthält die Namen der jeweiligen Pfarreiteile in alphabetischer Reihenfolge. Auch ist zu entnehmen, dass mindestens von jedem Haus eine Person dabei war. Der Begriff "Familienmitglied" wurde weit gefasst, wie die Namen von Inwohnern, Witwen und Witwern, ja selbst der Name von Pfarrer Georg Völkl belegen können. Die Pfarrangehörigen bildeten gleichsam die Mitglieder der großen Pfarrfamilie.
Die Mitglieder verteilen sich wie folgt: Albenreuth (4), Atzmannsberg (21), Beringersreuth (9), Bingarten (7), Guttenberg (16), Hütten (1), Köglitz (16), Kronau (1), Neumühle (2), Pinzenhof (3), Rosenbühl (2), Schweißenreuth (12), Tiefenbach (3), Zislar (1) und Zwergau (11).
Die Feier des Festes der Heiligen Familie sollte vor allem die innige Verehrung der drei in ihr zusammengefassten heiligsten Personenfördern. Je mehr der damalige Zeitgeist die Menschen nur mehr als Einzelwesen sah und sie dadurch einander entfremdete, desto mehr sollte die Kirche das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit wecken. Um diese ebenso wichtige wie schwierige Aufgabe zu lösen, wollte Papst Leo XIII. die Familie als grundlegende Gesellschaftsgruppe im christlichen Geist reformieren, indem er ihr das Bild der Heiligen Familie "zur Betrachtung, Verehrung und Nachfolge" vor Augen stellte.
Keine Unterlagen
Wie lange der Verein bestand, wann er aufgelöst wurde und Näheres dazu, sind derzeit nicht bekannt. Zumindest finden sich weder in den Aufzeichnungen des Waldecker Heimatforschers Dr. Anton Reger oder bei Pfarrer Dr. Johann Baptist Pausch Hinweise. Auch die Pfarrei verfügt über keine entsprechenden Unterlagen.
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