Waldeck bei Kemnath
30.07.2023 - 11:51 Uhr

LTO lässt Soldat Schwejk am Waldecker Schlossberg "kämpfen"

Die Burgruine in Waldeck ist seit vielen Jahren auch eine beliebte Theaterstätte. Mit zwei Vorstellungen über die Abenteuer eines vermeintlich braven Soldaten begeisterten die Verantwortlichen am Wochenende.

Sich immer neu erfinden, als Lebenskünstler unterwegs sein - das zeichnet den Prager Hundehändler Josef Schwejk aus. Das bringt ihn in viele brenzlige und überraschende Situationen, aus denen er aber immer wieder mit viel Witz auch herauskommt. Das Landestheater Oberpfalz brachte unter der Regie des neuen Künstlerischen Leiters Christian Schnell das Stück "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" am Samstag- und Sonntagabend auf den Waldecker Schloßberg. Die Bühnenfassung von Rainer Falk, basierend auf dem Roman von Jaroslav Haŝek, begeisterte die Zuschauer.

Verzögerung wegen Regens

Bevor es am Samstagabend los ging, waren erst einmal für die Besucher der Pavillon und die angrenzende Halle der "place to be": Kurz vor Vorstellungsbeginn prasselte heftiger Regen nieder, der einen pünktlichen Vorstellungsbeginn unmöglich machte. Nachdem die fleißigen Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins alle Stühle wieder trockengewischt hatten, konnte das Theater mit gut 20-minütiger Verspätung starten.

Christian Schnell hat das Stück kurzweilig, lustig, aber auch mit deutlich antimilitaristischen Untertönen in Szene gesetzt. Ein hervorragendes Ensemble hatte er hier zur Verfügung, das für alle Rollen sehr gute Besetzungen hergab. Ergänzt wurde dies durch authentische Kostüme und viel böhmischen Einfluss, die die Zuschauer tief in die Historie eintauchen ließen. Die verschiedenen Szenen entfalteten durch die Breite und Höhe von Bühne und Ruinen-Kulisse eine ganz besonders eindringliche Wirkung.

Josef Schwejk ist ein einfacher tschechischer Soldat, der zu Beginn des Krieges in die K.-und-K.-Armee eingezogen wird und dort zu überleben versucht. Er ist ein friedliebender Mann, ein unangepasster Lebenskünstler, der sich wenig um Autoritäten schert und es stets versteht, unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen. Doch in Kriegszeiten muss einer wie Schwejk hart um sein Überleben kämpfen, mit Witz und Charme gelingt es ihm jedoch immer wieder, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen - und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinne.

Zehn Akteure in etwa 30 Rollen

Mag Schwejk auch vom Amtsarzt zum Volltrottel erklärt worden sein, so wird immer wieder deutlich, dass er in Wirklichkeit doch vielen anderen intellektuell deutlich überlegen ist. Hervorragend ausgefüllt wird die Rolle des Schwejk von Jens Ulrich Seffen, der dem Charakter viele Facetten und Schattierungen verleiht - mal derb, mal hintersinnig oder einfach nur witzig. Dass das alles so gut funktioniert, liegt aber auch an der Spielfreude des Gesamtensemble - ganz egal, ob Gerhard Kühner und Holger Popp als Schwejks Kameraden Woditschka und Baloun oder Johannes Lukas als Oberstleutnant Lukasch, der immer wieder die Handlungen seines Putzflecks Schwejk ausbaden muss. Insgesamt zehn Akteure auf der Bühne verkörpern die rund 30 Rollen - ein fliegender Kostümwechsel war also angesagt. Mit viel Applaus belohnten die Zuschauer die Leistungen des gesamten Ensembles.

Hintergrund:

LTO auf dem Schlossberg

  • Zum 11. Mal in Kooperation mit dem Heimat- und Kulturverein Waldeck
  • Premiere: 2011 mit „Loriot“-Szenen
  • Keine Vorstellungen 2015 (Glockenguss) und 2020 (Corona)
  • Bisher über 7000 Besucher
 
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