(hl) Bei der Einweihung des Essbaren Wildpflanzenparks EWILPA in Waldeck hat der Initiator Leonhard Zintl auch auf ein Dokument hingewiesen, dass ihm Kreisheimatpfleger Robert Schön zur Verfügung gestellt hat. Es weist darauf hin, dass bereits im Jahr 1824 ein Konrad Weiß aus Waldeck einen Preis erhalten hat, weil er ein ca. 3,5 Tagwerk erwarb und darauf 'mit großem Fleiß und Kosten' dieses in einen Obstbaum- und Hopfengarten umgewandelte. Er habe, so steht es im 'königlich-baierischen Intelligenzblatt für den Regen-Kreis, Regensburg 1824' sich auch der Bienenzucht gewidmet und durch seine Bemühungen die Umgebung des Marktes Waldeck mit den herrlichsten Obstbäumen bestellt und verschönert.
Dieser Hinweis und vor allem der Name Weiß regte unseren Mitarbeiter Hans Lukas an, um in seinem Archiv Forschungen anzustellen. Er konnte dabei auf die Unterlagen des Waldecker Heimatforschers und Ehrenbürger der Stadt Kemnath Anton Reger zurückgreifen. Der Name Weiß war ihm dadurch bekannt vorgekommen, weil aus der Pfarrei Waldeck ein Pfarrer namens Josef Konrad Garibald Weiß hervorgegangen ist. Dieser hat später in München eine Marienanstalt gründete. Aus den bekannten Aufzeichnungen über ihn ging auch hervor, dass sein Vater Konrad Weiß Lehrer an der Volksschule in Waldeck war und er dort als ältestes von sieben Geschwistern aufwuchs.
Konrad Weiß wurde 1784 in Tremmersdorf geboren und laut Dekret des Kgl. Generalkommissariates am 23. November 1808 an der neuerbauten Volksschule Waldeck angestellt. Sie war im Haus neben dem Pfarrhof untergebracht, in dem gleichzeitig auch die Wohnung des Lehrers war.Er hatte seine Befähigung als Lehrer durch die Absolvierung eines Studiums erstmals nachzuweisen, wie aus einer Beurteilung des kgl. Lokalschulinspektors, Pfarrer Wolfgang Ris, vom 8. März zu entnehmen ist.
Das Zeugnis enthält zunächst Angaben zur Person des Lehrers Weiß, führt dann seinen 'reinen Dienstertrag' an, der 'laut geprüfter und festgestellter Fassion 223 fl 54 kr' betrug. Dann folgt das eigentliche Urteil: 'In scientifischer Hinsicht besitzt Lehrer Weiß ein umfassendes, gründliches Wissen, dessen praktische Ausübung ihm zum Lobe gereicht und seine Sittenreinheit ist ausgezeichnet'.
Das Zeugnis wurde einen Tag später dem Gemeindevorstand Braun zur Begutachtung vorgelegt, die sich auf den Satz 'Die Gemeindeverwaltung stimmt obigem Zeugnis zu. Wieder einen Tag später wurde das Zeugnis auch dem kgl. Landgericht zur Stellungnahme zugeleitet. Dem Herrn Landrichter war daran gelegen, zusätzlich die gerade von einem Lehrer erwarteten beispielhaften außerschulischen Tätigkeiten und Verdienste zu würden, aber auch Bezug zu nehmen auf seinen Ausbildungsgang.
Die Landrichterstellungnahme hatte folgenden aufschlussrreichen Wortlaut:
'Contrasigniert mit dem Anhange, das dieser Weiß 1824, da er sich vom elterlichen Vermögen zwei öde Gründe von ungefähr 3 1/2 Tagwerk erkaufte und dieselben mit großem Fleiße und Kostenaufwand in einen Obstbaum- und Hopfengarten umgewandelt, sich auch der Bienenzucht gewidmet, und durch seine Bemühung die Umgebung des Marktes Waldeck mit den herrlichstem Obstbäumen bestellt und verschönert hat, den Preis einer silbernen Gedenkmünze vom landwirtschaftlichen Verein zu München sowie frühers seiner Studien zum Lohn seines Fleißes eine silberne Medaille erhielt.'
Die Gedenkmünze wurde ihm anläßlich des Landwirtschaftsfestes, dem Vorgänger des Wiesenfestes in München überreicht. Das verdienstvolle Wirken des Lehrers Konrad Weiß in Waldeck währte 38 Jahre. Er verstarb 1846 im Alter von 62 Jahren.
Die Aufnahmen stammen aus dem 19. Jahrhundert.
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